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Leben als Christ

Gott lieben mit seinem Verstand

Hanniel hat das Buch von John Piper „Think. The Life of the Mind and the Love of God“ rezensiert. Es geht in diesem Buch, wie der Titel verrät, ums Denken. Hanniel schreibt über den Inhalt des Buches:

Piper geht ausführlich auf das denkende Erkennen des Evangeliums ein. Das ist angesichts der dominanten Idee unter Evangelikalen, die Präsentation der guten Botschaft vor allem mit Gefühlen zu verbinden, unabdingbar. Die Bibel äußert sich klar zum Denken, das nicht durch den Heiligen Geist erleuchtet wurde. Es geht um das böse Herz (Mt 16,4), einen verhärteten Verstand (2Kor 3,14), zerrüttete Sinne (1Tim 6,5), unterdrückte Wahrheit (Röm 1,18) und die durch Ungerechtigkeit eingeschränkte Fähigkeit zu denken (2Tim 3,8). Von Paulus wird zehnmal in der Apostelgeschichte vermerkt, dass er mit seinen Gesprächspartner debattierte (engl. „reasoned“). Ein verstandesmäßiges Erfassen des Evangeliums ist unumgänglich! „Der Grund des rettenden Glaubens ist die Herrlichkeit Christi, die im Evangelium gesehen wird“ (74). Die verstandesmäßige Präsentation und Aufnahme des Evangeliums, mit der Arbeit des Verstandes verbunden, ist der von Gott vorgesehene Weg (76). Wem Gott die Augen des Herzens geöffnet hat, der ist nicht länger Sklave seiner trügerischen Begierden. Christus wird ihm zum größten Schatz.

Auf welchem Wege aber kommt man zum Denken?

Eine wichtige Art zu denken geschieht durch Lesen. Wir gehen davon aus, dass Spaß kosten- bzw. mühelos sein muss. Piper macht deutlich, dass Freude am Lesen mit anstrengenden und zuweilen frustrierenden Denkprozessen zusammenhängt (47). Lesen hat damit zu tun, sich Inhalte durch gutes Fragen an den Text zu erschließen (55).

Mir scheint, dass gerade in Zeiten der „Bildkultur“ Lesen immer mehr an Bedeutung verliert. Das wirkt sich leider auch auf die Bibellese aus. Wir sind es nicht mehr gewohnt, Inhalte wirklich und in der Tiefe zu erschließen. Durch die schnellen Bilder und Klicks in den modernen Medien ist es uns zur Gewohnheit geworden, „Wissen“ schnell und unkompliziert aufzunehmen und zu verarbeiten. Dass darunter oft die Qualität leidet, wird nicht mehr wahrgenommen. Meine These ist, dass unter anderem deshalb die evangelikalen Gemeinden unter einem Mangel an richtiger und tiefgehender Lehre leiden. (Vielleicht als Tipp am Rande: Einfach mal das Smartphone ausmachen und ein Buch zur Hand nehmen!)

Beeindruckend ist auch der Schluss:

Denjenigen, die nicht gerne denken, ruft er (Piper) zu: Seid dankbar für die Denker, respektiert ihren Dienst. Besonders dankbar bin ich für diesen Rat: Betet für verletzliche Denker. Und vor allem lest eure Bibel sorgfältig und mit Freude – auch als Nicht-Denker. Die Denkenden selbst (welche wohl eher zur Leserschaft zählen) erinnert Piper daran, das Ziel von Gottes Herrlichkeit nicht aus den Augen zu verlieren und ihr Denken demütig Gott zu unterstellen. Denn: Wir denken, und Gott schenkt Verständnis.

Die ganze Rezension ist hier zu finden.

Das Buch kann hier (auf Englisch) kostenlos heruntergeladen werden.

2 Antworten auf „Gott lieben mit seinem Verstand“

Hallo Ihr Lieben,
vielen Dank für Euren sehr interessanten Blog. Häufig kommt bei Euch der Begriff „evangelikal“ vor. So beispielsweise im Zitat von Erwin Lutzer „die heutigen Evangelikalen“ oder im Blogbeitrag von Helmut am 04.02.2014 „die evangelikalen Gemeinden“. Was für ein Verständnis von „evangelikal“ liegt hier zu Grunde? Bzw.: Wie würdet Ihr den Begriff erklären?

Zu meiner bisherigen Deutung: Ich habe beispielsweise unter dem Begriff „evangelikales Bibelverständnis“ bislang immer ein „wortwörtliches, bisweilen extremistisches, fast immer aber unreflektiertes Bibelverständnis“ verstanden, das sich nicht für historische Kontexte interessiert. Ich bin bereit, mein Begriffsverständnis zu korrigieren.

Lieben Gruß,
Bre

Vielen Dank für deinen Kommentar. Die Reichweite des Begriffs ist sehr groß (siehe hier). Ich würde Ron Kubsch zustimmen, der hier sagt:

Der Begriff ist schwierig, weil er – je nachdem – in welchem Kontext er zur Anwendung gebracht wird, eine andere Bedeutung hat (theologisch, soziologisch, politisch, philosophisch). Die Alltagsmedien verwenden ihn meist im politischen Sinn zur Bezeichnung von extremistischen Gruppen, die ihre Ziele notfalls unter Anwendung von Gewalt verfolgen. In diesem Sinne sind Christen, die ja hoffentlich das Liebesgebot ernst nehmen, keine Fundamentalisten.

Wenn du den Begriff in diesem von Ron Kubsch beschriebenen politischen Sinne verstehst, würde ich Bedenken äußern (vgl. hier). Wenn du unter „wortwörtliches Bibelverständnis“ das Bekenntnis zur Glaubwürdigkeit und Unfehlbarkeit der Schrift verstehst, würde ich dem zustimmen. Aber wie Thomas Schirrmacher treffend schreibt: Das hat nichts mit „Buchstäblichkeit“ oder einem falschen Biblizismus zu tun und „steht auch in keiner Frontstellung zu echter wissenschaftlicher Forschung.“ Das hat also auch nichts mit einem „extremistischen, unreflektierten Bibelverständnis“ zu tun. Es ist auch keine naive und blinde Ablehnung der historisch-kritischen Methode, sondern da

‚historisch-kritisch‘ in der Theologie längst nicht mehr einfach als Synonym für ‚Wissenschaftlichkeit‘ steht, sondern eine bestimmte sachkritische Grundsatzeinstellung der Bibel gegenüber bezeichnet, ist das, was damit bezeichnet wird, zu hinterfragen.

Ich empfehle den ganzen Artikel von Schirrmacher, der hier als Anhang 3 zur Verfügung steht, zu lesen.

In den von dir erwähnten Artikeln wird der Begriff dann auch folgerichtig kritisch für die Gruppen benutzt, die sich evangelikal nennen, aber dieses Bekenntnis (wie in dem Artikel von Schirrmacher beschrieben) immer stärker vernachlässigen.

LG, Waldemar

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