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Bibel & Theologie

Der Prophet Haggai (5): Gott wird triumphieren (Hag 2,20-23)

Hier geht es zu Teil 1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4 der Beiträge zum Propheten Haggai.

Nachdem das Volk im vorherigen Abschnitt ermahnt wird, dass nur ein hingegebener Dienst sein Wohlgefallen weckt, wendet sich Gott nun persönlich dem Projektleiter Serubbabel zu. Die Botschaft erreicht Serubbabel am selben Tag wie die vorherige und schließt das Buch Haggai ab. Der Grund dafür, dass diese Unterredung zwischen dem Propheten und dem Projektleiter unter vier Augen geführt wird, kann einfach der sein, dass eine öffentliche Ansprache aufgrund des Inhalts schnell als Aufbegehren des jüdischen Volkes gegen den persischen Machthaber Darius aufgefasst werden könnte. Womöglich aber brauchte Serubbabel, als derjenige auf dessen Schultern das gewaltige Bauprojekt lastete, eine persönliche Ermutigung.

Was Haggai dem Serubbabel in Herz und Verstand prägen will ist: Gott wird triumphieren!

21 Rede zu Serubbabel, dem Statthalter von Juda, und sprich:

Ich werde den Himmel und die Erde erschüttern; 22 und ich werde Königsthrone umstoßen und die Macht der heidnischen Königreiche zertrümmern, und ich will die Streitwagen umstoßen samt ihren Besatzungen, dass Ross und Reiter zu Boden sinken und jeder [umkommt] durch das Schwert des anderen.

23 An jenem Tag, spricht der HERR der Heerscharen, werde ich dich, Serubbabel, du Sohn Schealtiels, meinen Knecht, nehmen und dich wie einen Siegelring machen; denn dich habe ich erwählt!, spricht der HERR der Heerscharen.

(Hag 2,21-23)

Auffällig ist, dass Gott Serubbabel hier keine abschließenden Anweisungen gibt, sondern nur darüber spricht, was ER (Gott) tun wird. Deutlich wird das durch die Wiederholung „ich“ in Verbindung mit den Aktivworten „werde“, „will“ oder „habe“. „Gott wird siegen!“, das ist die Perspektive, die der Baumeister gewinnt, während er seinen Blick über die gesamten schwierigen Strapazen und Herausforderungen des Tempelbaus hebt. Gott selbst wird die Erde erschüttern, schütteln und umstülpen wie ein Lego-Haus und seine feindlichen Heere vernichten (21f).

Dabei wird ER Serubbabel zu seinem persönlichen Siegelring machen. Ein Siegelring hatte in der damaligen Welt die Funktion Dokumente zu autorisieren. Wenn ein Gesetz verfasst wurde, drückte der Regent seinen Siegelring in das auf das Papier getropfte Wachs und bestätigte somit das Schreiben (Est 8,8). Es ist leicht vorstellbar, welche ein ungeheurer Schaden einstehen könnte, wenn dieser Siegelring in falsche Hände geriete. Der Verlust einer EC-Karte wäre ein Kinderspiel dagegen. Mit diesem Bild will Gott dem Statthalter Serubbabel zwerierlei sagen: Serubbabel du bist mein autorisiertes Werkzeug, durch dich werde ich Sieg schaffen! Zum anderen sagt Gott ihm seinen Schutz zu. Ebenso sorgfältig wie ein Herrscher auf seinen Ring achtet, so werde ich meine schützende Hand über dir halten.

Für Serubbael war diese Nachricht schwer zu glauben. Die Perser waren eine große Macht und sie die Juden waren ein kleiner Vasallen-Staat, der dem persischen König hinterher trappelte. Ebenso sieht nicht selten auch unsere Lage aus, von Gottes Sieg ist hier wenig zu sehen. Vielmehr sind Sünde, Leid und Misstände an der Tagesordnung. Doch Serubbabel ließ sich zu diesem weltumspannenden Weit-Blick ermutigen, so dass er den Tempelbau fünf Jahre später im Jahre 515 v.Chr. abschließen konnte. Die erhellende Verheißung in die verdunkelte Gegenwart wurde ihm zur Kraftquelle, die ihn zum Ziel brachte. Ebenso dürfen wir heute Gottes großartige Verheißungen, wie z.B. aus Röm 8,28ff, in unsere unfertigen Umstände sprechen, denn Gott wird triumphieren!

28 Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind.

29 Denn die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.

30 Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen, die er aber berufen hat, die hat er auch gerechtfertigt, die er aber gerechtfertigt hat, die hat er auch verherrlicht.

Gott hat die Seinen berufen, ersehen, vorherbestimmt, berufen, gerechtfertigt und verherrlicht. Er wird mit ihnen triumphieren!

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