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Russland-Mennoniten

Bedeutende Jahreszahlen russland-mennonitischer Geschichte | 1530

Bildquelle: Bildband zur Geschichte der Mennoniten (Horst Gerlach)

Einleitung zur Artikelreihe: Mit der Reihe „Bedeutende Ereignisse mennonitischer Geschichte“ möchte ich anhand einiger wesentlicher Jahreszahlen einen groben Rahmen liefern, um die Geschichte der Russland-Mennoniten zu erfassen. Meine Absicht ist es vor allem bei denjenigen, die Nachfahren dieser Gruppierung sind oder sich hierzu zählen, Interesse an ihrer Geschichte zu wecken und zugleich Schubladen im positiven Sinne zu bieten, in die sie ihr bisheriges Wissen einsortieren können. Bisher sind in dieser Reihe Artikel zu den Jahren 1525 und 1527 erschienen.

Besonders bestialisch ist die Verfolgung der Täufer in der Schweiz und den Niederlanden. Da tut sich den Täufern ein Fluchtweg auf, Danzig ist ihre Hoffnung. Da der Adel dort gegenüber dem polnischen König an Macht gewonnen hat und erstgenannter sich für die Reformation öffnet, entsteht dort ein Nadelöhr, das die Täufer nutzen.

Ab 1530 | Flucht nach Danzig (Polen)

Ab 1530 ziehen verfolgte Täufer, später Mennoniten genannt, aus den Niederlanden nach Preußen in die Gegend um Danzig (heute Gdansk, Polen). In dem Buch „Weltweite Bruderschaft – Ein mennonitisches Geschichtsbuch“ (S.53f) zitieren die Autoren aus einer Familienchronik der Familie Driedger:

„Es habe damals eine Schar flüchtender Menschen am Meer gestanden, während hinter ihnen geschossen wurde. Der Vorfahr der Familie habe die beiden ältesten Kinder der Familie an der Hand geführt. Seine Frau hielt das dritte Kind auf dem Arm, während sie das kleinste in den Kleidern trug. Wie sie nun über den Steg zum Schiff eilten, fiel in dem Gedränge das kleinste Kind ins Wasser und ertrank […]. Und als sie dann in Danzig an Land gingen, mußten sie sich auch zunächst verborgen halten, denn Täufer waren damals überall rechtlos.“

In Polen bauen sie sich, in dem durch Krieg zerstörten und entvölkerten Gebiet, eine neue Existenz auf. Um dort vernünftig leben zu können, müssen sie das sumpfige Weichseldelta trocken legen, wobei ihnen ihre Erfahrungen mit dem Deichbau aus den Niederlanden von Nutzen sind. In Danzig können die Täufer nach der Devise „ora et labora“ (bete und arbeite) ihr Leben gestalten. Die Familiennamen Friesen, Löwen, Wiebe und Wiens u.a. sind wohl Familien, die diesen Weg aus den Niederlanden nach Danzig gemacht haben. Bis 1578 finden etwa 3.000 Mennoniten im Danziger Umfeld ein Exil. Für das Jahr 1549 sind erste mennonitische (Kirch-)Gemeinden aus den Niederlanden nachgewiesen.

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