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Leben als Christ

Warum erhört Gott mich nicht?

Wer bei Google diese Frage eingibt wird allein anhand der Suchvorschläge feststellen können, dass sie viele Menschen beschäftigt. Interessant fand ich, dass als ähnlicher Vorschlag von Google die Frage „Warum erhört Allah deine Gebete nicht?“ sofort als Frage auftauchte. Die islamischen Antworten darauf enthalten schnell Bedingungen, die der Mensch erst erfüllen muss. Wie ermutigend ist im Gegensatz dazu die christliche Antwort auf die Frage, warum Gott unser Gebet manchmal nicht erhört. Wayne Grudem schreibt:

Obgleich Menschen beten, werden viele Ereignisse nicht vor der Zeit geschehen, die Gott selbst festgelegt hat. Die Juden beteten jahrhundertelang dafür, dass der Messias kommen möge, und zwar völlig zu Recht, doch erst als „ die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn“ (Gal 4,4). Die Seelen der Märtyrer im Himmel, die frei von der Sünde sind, rufen zu Gott, dass er die Erde richten möge (Offb 6,10), doch Gott erhört sie nicht unmittelbar; vielmehr sagt er zu ihnen, „dass sie noch eine kleine Zeit ruhen sollten“ (Offb 6,11). Es ist klar, dass es lange Perioden der Verzögerung geben kann, während denen Gebete unerhört bleiben, weil die betenden Menschen die weise Zeitplanung Gottes nicht kennen.
Manches Gebet wird auch unerhört bleiben, weil wir nicht immer wissen wie wir beten sollen, wie es sich gebührt (Röm 8,26), wir nicht immer nach dem Willen Gottes beten (Jak 4,3) und wir nicht immer im Glauben bitten (Jak 1,6-8). Und manchmal denken wir, dass eine bestimmte Lösung am besten sei, doch Gott hat einen besseren Plan, sogar wenn er darin besteht, dass sein Ratschluss durch mancherlei Leiden und Entbehrungen erfüllt wird. Joseph bat zweifellos ernstlich darum, aus der Grube befreit zu werden und vor dem Abtransport in die Sklaverei in Ägypten errettet zu werden (1. Mose 37,23-36), doch viele Jahre später fand er heraus, wie Gott in allen diesen Ereignissen „gedachte es gut zu machen“ (1. Mose 50,20).
Wenn wir damit konfrontiert sind, das Gebet nicht erhört wird, sind wir in guter Gesellschaft mit Jesus, der betete: „Vater, wenn du diesen Kelch von mir nehmen willst – doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe“ (Lk 22,42). Wir sind auch in guter Gesellschaft mit Paulus, der den Herrn „dreimal“ bat, dass sein Dorn im Fleisch entfernt werden möge, doch es geschah nicht; vielmehr sagte der Herr zu ihm: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen“ (2. Kor 12,8-9). Wir sind in guter Gesellschaft mit David, der dafür betete, dass das Leben seines Sohnes gerettet werden möge. Als das aber nicht geschah, ging er in das Haus des Herrn, betete an und sagte über sein Kind: „Ich werde wohl zu ihm gehen, es wird aber nicht wieder zu mir zurückkehren“ (2. Sam 12,20.23). Wir sind in guter Gesellschaft mit den Märtyrern im Laufe der Geschichte, die um eine Befreiung baten, die aber nicht kam, denn sie „haben Ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod“ (Offb 12,11).
Wenn Gebet dauerhaft nicht erhört wird, müssen wir weiter Gott vertrauen, der uns „alle Dinge zum Guten mitwirken“ lässt (Röm 8,28), und unsere Sorgen auf ihn werfen, in dem Wissen, dass er beständig für uns sorgt (1. Petr 5,7). Wir müssen uns ständig daran erinnern, dass er uns für jeden Tag genügend Kraft geben wird (5. Mose 33,25) und dass er verheißen hat: „Ich will dich nicht versäumen, noch dich verlassen“ (Hebr 13,5, vgl. Röm 8,35-39).
Wir müssen auch weiter beten. Manchmal wird eine lang erwartete Antwort plötzlich gegeben werden, so wie es der Fall war, als Hanna nach vielen Jahren plötzlich ein Kind gebar (1. Sam 1,19-20) Oder als Simeon mit seinen eigenen Augen den lang erwarteten Messias in den Tempel kommen sah (Lk 2,25-35).
Manchmal jedoch werden Gebete in diesem Leben unbeantwortet bleiben. Bisweilen wird Gott jene Gebiete erhören, nachdem der Gläubige gestorben ist. Zu anderen Zeiten wird er dies nicht tun, Aber selbst dann werden der in jenen Gebeten zum Ausdruck gebrachte Glaube und ihre zutiefst empfundenen Ausdrücke der Liebe zu Gott und dem Volk, dass er geschaffen hat, dennoch wie ein angenehmer Weihrauch vor Gottes Thron aufsteigen (Offb 5,8; 8,3-4), und sie werden „zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi“ führen (1. Petr. 1,7).

Wayne Grudem: Biblische Dogmatik, S. 434.

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