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Spielregeln für schwierige Auseinandersetzungen

Wie schneide ich theologische Themen an, bei denen ein Gespräch schnell zu Spannungen mit dem Gegenüber führen kann? Wie rede ich mit Geschwistern, die in bestimmten theologischen Positionen anders denken? Wie kann ich Auseinandersetzungen ohne Polemik führen? Wie kann ich den Argumenten des anderen folgen, ohne ihn von vornherein in eine bestimmte Schublade zu schieben? Auf diesem Gebiet bin ich ein Lernender. Deshalb habe ich mich über folgende Hinweise gefreut:

1. Unterstellen Sie anderen nichts, was sie nicht vertreten!
– Der Theologie Archibald Alexander erkannte im 19. Jahrhundert, dass dies die Gegner in ihrer Haltung nur verhärten würde. „Schreibe deinem Widersacher nie eine Haltung zu, die er gar nicht vertritt, auch wenn dies die logische Folge seiner Ansichten ist.“ Auch wenn Sie meinen, dass die Meinung X von jemandem eigentlich zwangsläufig zu Meinung Y führt, unterstellen Sie ihm nicht Meinung Y, wenn er Sie ablehnt. Sie können das gerne für inkonsequent halten; das ist immer noch etwas anderes, als ihm eine bestimmte Meinung zu unterstellen. […]

2. Reißen Sie keine Äußerungen aus dem Zusammenhang! […]

3. Formulieren Sie die Haltung Ihres Kontrahenten nicht als Karikatur, sondern in ihrer besten Form!
[…] Geben Sie sich Mühe, um die Haltung ihres Gesprächspartners so gut und klar wiederzugeben, dass er sagen könnte: „Das hätte ich so jetzt nicht besser sagen können.“ […]

4. Versuchen Sie ihn zu überzeugen, statt ihn zu bekämpfen! Achten Sie auf Ihre Motive.
[…] Man kann […] aus reiner Selbstbezogenheit kühn und polemisch auftreten. Deshalb müssen wir uns unserer Beweggründe bewusst sein und darauf achten, dass wir mit unseren Argumenten unsere Gesprächspartner nicht unnötig verprellen. Wir sollen sie nicht los werden, sondern gewinnen.

5. Beschränken Sie sich darauf, nur die Theologie zu kritisieren! Denn nur Gott sieht das Herz.
[…] Darüber hat niemand wortgewandter geschrieben als John Newton in seinem
Letter on Controversy […]:

Was nützt es einem Menschen, wenn er seine Sache gewinnt und seinen Widersacher verstummen lässt, wenn er zur selben Zeit den demütigen, sanften Geist verliert, an dem sich der Herr erfreut und dem die Verheißung seiner Gegenwart gilt? … Hüte dich, Persönliches in die Debatte zu tragen. Wenn du meinst, dass dir übel mitgespielt wurde, dann hast du nun Gelegenheit zu zeigen, dass du ein Jünger Jesu bist, der, „als er geschmäht wurde, nicht ebenso schmähte, und als er litt, niemandem drohte“.

Tim Keller: Center Church Deutsch, S. 342f.

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