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Bibel & Theologie

Der Unterschied zwischen „To-Do“ und „bereits getan“ in der Rechtfertigung

Ich bin vor einiger Zeit auf einen Artikel von Nicholas Davis gestoßen. Er hat mich sehr ermutigt, weil er so klar über die Forderung des Gesetzes und die Vorzüglichkeit der zugerechneten Rechtfertigung durch den Glauben spricht, die Gott den Gläubigen allein aus Gnade gibt. Hier gebe ich den Artikel mit freundlicher Genehmigung von Core Christianity in deutsch wieder (den Originalartikel kann man hier abrufen). 

Es gibt diesen einen Unterschied, der den entscheidenden Unterschied im Christsein macht. Dieser Unterschied nimmt den gewaltigen Druck, irgendeine Form von Frömmigkeit erfüllen zu müssen – alles ist bereits getan. Wegen dieses einen entscheidenden Unterschiedes bist du nun – zum ersten Mal – frei, um wirklich gute Werke zu tun.

Der Unterschied, von dem ich spreche, ist der Unterschied zwischen “Tu dies“ (do this) und „bereits getan“ (done) – es ist der Unterschied zwischen dem Gesetz und dem Evangelium. Dieser Unterschied ist kognitiv vielleicht einfach zu verstehen, aber er ist schwer auszuleben, weil wir vergesslich und selbstgerecht sind.

Wir wollen häufig die Anerkennung für etwas bekommen, das wir nicht einmal getan haben. („Schau dir all die guten Werke an, die ich getan habe“, „Ich bin ein guter Mensch“ oder „Herr, sieh dir doch bitte all die Dinge an, die ich nicht getan habe – ich bin nicht schlechter als sie…“) Dabei schreibt Gott uns in seiner Rechtfertigung etwas zu, dass wir niemals selbst hätten tun können. Er schreibt uns das zu, was Christus für uns getan hat. Dieses Geschenk ist eine Zurechnung, die wir nicht verdient haben, aber Gott gibt sie uns ungeachtet dessen – umsonst.

Das ist der Unterschied zwischen „tun“ (doing) und „getan“ (done).

Das Gesetz sagt: „Du bist ein Sünder, und deshalb bist du verurteilt“ (Römer 7,2).

Aber das Evangelium sagt: „Christus Jesus kam in die Welt, um Sünder zu retten und wenn du an den Herrn Jesus Christus glaubst wirst du gerettet werden“ (1.Timotheus 1,15; Apostelgeschichte 16,31).

Das Gesetz kehrt zurück und sagt: „Weißt du nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht erben werden (1. Korinther 6,9) und deshalb wirst du das Reich Gottes nicht erben?“

Aber das Evangelium sagt: „Gott hat Jesus zur Sünde gemacht, der keine Sünde kannte, damit du die Gerechtigkeit Gottes in ihm haben kannst“ (2. Kor. 5,21).

Das Gesetz versucht es wieder und sagt: „Bezahle mir, was du mir schuldig bist, ansonsten nehme ich dich gefangen“ (Matthäus 18,28-30).

Aber das Evangelium sagt: „Christus gab sich selbst als Lösegeld für dich und hat dich somit erlöst“ (1.Kor. 1,30).

Aber das Gesetz schreit: „Du hast nicht alles getan, was ich von dir gefordert habe, deshalb bist du von mir getrennt und gehörst nicht zu meinem Volk“ (5. Mose 27,6).

Aber das Evangelium singt noch lauter: „Christus hat dich von dem Fluch des Gesetzes erlöst, er ist für dich zum Fluch gemacht worden“ (Gal. 3,13).

Und wieder fordert das Gesetz: „Du bist schuldig vor Gott und kannst vor dem Gericht des heiligen Gottes nicht entfliehen“ (Römer 2,3; 3,19).

Aber das Evangelium verspricht: „Der Vater richtet niemand, sondern er hat das ganze Gericht dem Sohn übertragen“ (Johannes 5,12).

Hörst du diesen Unterschied? Kannst du diesen Unterschied spüren? Glaubst du, dass es diesen Unterschied zwischen „tun“ (doing) und „getan“ (done) gibt? Du musst dich nicht mehr abmühen, um sie [die Rechtfertigung] dir zu verdienen – Jesus erwarb sie für dich und hat nie versagt. Du selbst musst gar nichts mehr dafür tun, um vor Gott annehmbar zu werden. Jesus hat dich annehmbar gemacht durch das, was er getan hat. Es gibt nichts, dass du in Ordnung bringen müsstest – die Wahrheit ist: du kannst es nicht in Ordnung bringen. In Christus wandelt Gott all dein „Tun“ (doing) in „getan“ (done) um.

Deshalb gib all deine rastlosen und vergeblichen Bemühungen auf, dich vor Gott selbst zu rechtfertigen. Steig aus dem Hamsterrad aus. Wenn du dich bemühst, etwas zu tun, etwas zu bringen, etwas zu verändern, stoppt Gott dich und sagt: „Es ist vollendet. Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr.“

Es ist dieser Unterschied, der den entscheidenden Unterschied macht.

2 Antworten auf „Der Unterschied zwischen „To-Do“ und „bereits getan“ in der Rechtfertigung“

Hallo Ihr Lieben, Vielen Dank für diesen schönen Text!!! Da Ihr die 5 Solas von Luther als Euer Motto habt, was ich sehr schön finde, frage ich mich, ob irgendeiner von Euch jemals Luther selber gelesen hat z.B. den Kleinen Katechismus, den Großen Katechismus, das Augsburger Bekenntnis oder vielleicht auch seine Auslegungen von den Psalmen, den Evangelien, den Episteln und seinen Genesiskommentar. Oder seine berühmten Schriften z.B. die Freiheit eines Christenmenschen oder Vom Freien Willen? Es würde mich sehr interessieren, was Ihr darüber schreibt, wenn Ihr Luthers Schriften gelesen habt, von dem ja Eure Solas abstammen (nicht wie man vermuten könnte von Calvin etc.) Vielen Dank für Eure Antwort, Eure Heike

Ja, ich kann den Unterschied spüren! „Tun“ bringt mich in einen Zustand von Anspannung und „getan“ in ein Gefühl von Ruhe und Entspannung! Und Ruhe ist es doch, die Jesus uns schenken will: „Kommt alle her zu mir, die ihr müde seid und schwere Lasten tragt, ich will euch Ruhe schenken.“ (Matthäus 11, 28)
Tatsächlich ehre ich Jesu Werk am meisten, wenn ich anerkenne, dass ihm nichts, aber auch gar nichts hinzufügen kann…wenn ich anerkenne, dass er ALLES GETAN hat und ich NICHTS mehr TUN muss! Wow, was haben wir für einen Gott?!

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