Wem geht es nicht so: Man weiß um die Notwendigkeit des beständigen Gebets und hinkt in der Realität doch so oft weit hinter seinem eigenen Anspruch her. Man ließt von Männern (und Frauen) des Glaubens und sieht deren vorbildliches Gebetsleben, wo nicht selten nächtelang hindurch im Gebet gerungen wird. Und dann nimmt man sich ähnliches vor und scheitert meistens schon nach wenigen Tagen. Wolfgang Bühne schreibt in seinem kürzlich erschienen Buch „Das Gebetsleben Jesu. Ermutigung und Herausforderung“ folgendes:
Beten muss gelernt und geübt werden. Gefühlswallungen, Gebetsaufrufe können mal kurzfristig zum Beten motivieren, aber meist ist der Gebetseifer nach wenigen Tagen wieder verschwunden. Es ist besser, mit kleinen Schritten zu beginnen, um die Gebetsmuskeln zu trainieren, als sich unter einen unrealistischen Leistungsdruck zu setzten, der anschließend in Frust und Resignation endet. Keiner, der sich ernsthaft vornimmt, Langstreckenläufer zu werden, wird direkt mit dem Marathonlauf beginnen, sondern er wird seine Muskeln und Lunge zunächst auf kürzere Strecken stählen und mit der Zeit die Kilometerzahl erhöhen. Kein Hochspringer beginnt seine ersten Übungen mit dem Versuch, zwei Meter zu überspringen, sondern seinem Leistungsstand entsprechend tief, um die Latte im Laufe der Zeit höher zu hängen. Deswegen ist es auch vernünftiger, sich zunächst etwa zehn Minuten Zeit für das tägliche Gebet zu reservieren, diese Zeit dann aber auch konzentriert zu nutzen. Und wer das mit Gottes Hilfe über einen längern Zeitraum praktiziert, wird bald nicht mehr mit zehn Minuten auskommen.