In meinen ersten Jugendjahren habe ich sehr häufig Zweifel an meinem eigenen Glauben gehabt und stellenweise, wahrscheinlich auch durch die theologische Prägung bedingt, verzweifelt nach einem gewissen Mehr gesucht. Gott schien in meinem Leben so wenig Fuß zu fassen, so weit weg, ja nahezu abwesend zu sein – obwohl ich mich doch so schmerzlich nach ihm sehnte!
Ähnliche Erfahrungen, wenngleich in anderen Zusammenhängen und verschiedener Intensität, kennen wohl alle Gläubigen. Bei Ron Kubsch habe ich in einem Kommentar ein interessantes Zitat gefunden, dass diese „dunkle Seite“ des Glaubens beschreibt:
“Der Glaube kann zum endlosen Leid unseres Lebens werden. Niemand erfährt so schmerzhaft die vordergründige Sinnlosigkeit seiner Existenz wie derjenige, der an eine letzte, alles überbietende Erfüllung glaubt. Glaube ist immer ‚Aushöhlung‘ unserer Existenz, da er Versprechen einer künftigen Erfüllung ist. … Der Glaubende ist immer auch Fragender, Suchender, Angefochtener, mit Bitterkeit Erfüllter.”
Solche Erfahrungen gehören mit zum Wesen des Glaubens. Diese Erfahrungen zeugen also nicht automatisch gegen unseren Glauben, sondern auch dafür. Es ist schließlich nur der Glaubende, der diese Erfahrungen macht. Daher ist Gott gerade in seiner Abwesenheit anwesend und uns nahe, auch wenn er entfernt zu sein scheint.