In den letzten Tagen bin ich immer wieder auf die Meinung gestoßen, dass Gott uns zwar vor Grundlegung der Welt erwählt habe; wir aber erst (durch unsere Bekehrung) das „Tor öffnen“ müssten, um in diesen bevorzugten Stand gelangen zu können. Meines Wissens nach argumentieren auch bekannte evangelikale Persönlichkeiten wie z. B. Herbert Janzen und Jacob Thiessen von der STH Basel in diesem Sinne. Wir seien zwar erwählt – aber erst in ihm (nach Epheser 1,4). Erst wenn wir Christus annehmen, können wir uns als Erwählte bezeichnen. Ohne die Verantwortung des Menschen zu leugnen, kann ich dieser Sicht trotzdem nichts abgewinnen. Ardel Caneday und Thomas Schreiner ebenfalls nicht:
[…] Paulus sagt, dass wir „in ihm“ erwählt wurden, d. h. in Christus. Paulus meint hier nicht, dass Gott nur Christus erwählt habe und damit all jene erretet würden, die sich für Christus entscheiden. Er sagt vielmehr, dass Gott uns „in“ Christus erwählte, d. h. durch das Werk Christi. Als Gott uns zu retten plante, plante er, dass dies allein durch das Werk Jesu Christi am Kreuz wirksam werden sollte. Jedenfalls macht 1. Korinther 1, 30 klar, dass wir nur deshalb „in Christus“ sind, weil Gott dies gewirkt hat und nicht, weil wir uns frei dazu entschieden hätten: „Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung.“
[…] Mit anderen Worten: Wir wählten zwar, in Christus zu sein, aber nur, weil Gott dies in uns gewirkt hatte.
Wie schon weiter oben erwähnt, bin ich nicht der Meinung, dass lasse auf ein „Marionettendasein“ des Menschen schließen – jeder, der Gott und Christus ablehnt, wird sich am Ende dafür rechtfertigen müssen. Aber wenn Gottes Wort von Erwählung redet, dann legitimiert uns nichts und niemand, das durch irgendwelche menschlichen Erklärungen abzuschwächen.