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Leben als Christ

Wie finde ich eine theologische Position?

Die theologische Diskussion ist sinnvoll und notwendig

Wer schon einmal an einem Gespräch zu christlichen Lehrfragen teilgenommen hat, findet häufig ein breites Spektrum an Meinungen. Das bringt manchmal Verwirrung, was dann oft dazu führt, Gespräche dieser Art grundsätzlich zu meiden. Dennoch bleibt es uns nicht erspart, gelegentlich auch Diskussionen zu führen und (eigene) Standpunkte zu hinterfragen. Vor einigen Wochen wurde an dieser Stelle schon ein Grund genannt, worin der Nutzen fundamentaltheologischer Debatten besteht. Ein weiterer ist die Begrenzung unseres Verstandes. Durch den Sündenfall sind wir nicht mehr in der Lage, die Dinge klar und vollkommen zu erkennen. Daher ist es unabdingbar, sich von der Schrift und durch Glaubensgeschwister immer wieder korrigieren zu lassen. Das gilt vor allem für Verkündiger. Sie stehen in einer besonderen Verantwortung und ihre Lehraussagen müssen daher kritisch, dabei natürlich in Liebe, geprüft werden.

Wir müssen zu guten Theologen werden

R. C. Sproul sagte einmal, dass jeder von uns ein Theologe sei. Jeder Christ tue das, was er tut, weil er gewisse (theoretische) Überzeugungen von Gott habe, ob ihm diese nun bewusst oder unbewusst seien. Die Frage sei daher vielmehr, ob wir gute oder schlechte Theologen sind. Wenn ich also eine theologische Position finden möchte, die fundierte Antworten geben kann und in der Lage ist, Lehraussagen zu beurteilen, muss ich schlicht daran arbeiten, meine Theorie über Gott immer mehr zu vertiefen. Wie aber kann das effektiv geschehen?

 

Wie wir es nicht tun sollten: Das Internet falsch benutzen

Vielleicht wird diese Antwort manche verwundern, aber ich weiß, dass diese Methode in der heutigen Zeit verlockend sein kann und auch angewendet wird. Ich möchte an einem Beispiel zeigen, wie das aussehen kann:

Nehmen wir mal an, ich frage mich, welche Bedeutung das mosaische Gesetz für die neutestamentlichen Christen hat. Ich gebe einen entsprechenden Begriff bei Google ein und kann recht schnell feststellen, was es für Positionen gibt und wer in Geschichte und Gegenwart die jeweilige Position vertreten hat. Ich kann in Kürze alle wichtigen Informationen zu dem Thema sammeln und mir selbst ein Bild machen.

Gefahr 1: Oberflächlichkeit

Wenn ich im Netz surfe, nehme ich zwar meistens eine große Flut an Informationen auf – allerdings geschieht das häufig auf Kosten der Sorgfalt. Die vielen Klicks und Seitenaufrufe bewirken meistens nur eine oberflächliche Aufnahme. Ich habe vielleicht den Eindruck, das Thema verstanden zu haben; in einer Diskussion mit Experten wird dann aber oft aufgedeckt, dass ich den Komplex nicht wirklich verstanden habe.

Natürlich hat die Recherche im Internet auch Vorteile – der schnelle Überblick, ein erster Eindruck – aber sie kann nicht alles ausmachen. Eine Stunde im Netz zu suchen kann ein Teil davon sein, eine theologische Position zu finden. Aber wenn wir uns nur darauf beschränken, wird unsere Theologie erbärmlich sein.

Gefahr 2: Meine Theologie wird durch Menschen bestimmt

Es ist ganz natürlich, dass wir von Menschen bestimmt werden. Es ist ja auch gut und biblisch, wenn wir Vorbilder und Mentoren haben, von denen wir lernen können. Aber wir müssen uns davor hüten, Aussagen dieser Personen ungeprüft zu übernehmen und deren Position zu unserer eigenen zu machen. Diese Gefahr ist dann besonders groß, wenn wir die Personen nur durch das Internet kennen. Wir haben vielleicht „unsere(n)“ Prediger, die wir gerne hören, die populär sind und die sicher auch zu unserem geistlichen Wachstum beigetragen haben. Aber die meisten dieser Prediger würden sich dagegen wehren, dass wir ihre Aussagen übernehmen, nur weil sie von ihnen getroffen wurde. Wenn ich in einer Debatte nur etwas wiederkäuen kann, bin ich kein guter Theologe.

 

Der richtige Weg: Systematische Theologie betreiben

Wer jetzt gedacht hätte, ich würde etwas völlig neues nennen, hat sich geirrt. Die Antwort auf die Frage, wie man ein eine fundierte und gute theologische Position findet, lautet schlicht und ergreifend: Die Bibel lesen!

Ein Fachausdruck dafür ist der Begriff „Systematische Theologie“. Er bedeutet nichts anderes, als alle relevanten Bibelstellen (in ihrem Kontext) zu einem Thema zu befragen. Wenn ich also etwas zum mosaischen Gesetz erfahren möchte, schlage ich die Bibel auf und lese im Grunde die ganze Schrift auf diese Frage hin durch. Zugegeben, das ist natürlich mühsam. Und ich vermute, dass wir gerade am Anfang auch Hilfestellungen brauchen werden. Aber es ist der beste Weg, eine wirklich gegründete Position zu haben, die nicht „von jedem Wind der Lehre hin- und hergeworfen wird“. Man muss sicher nicht zu jeder Frage bei 1. Mose anfangen. Aber warum lesen wir nicht einfach mal die Paulusbriefe zum Thema Rechtfertigung, Heiligung etc. durch?

Diese Arbeitsweise soll uns nicht davon abhalten, Bücher zu den entsprechenden Themen zu lesen. Bücher von guten Autoren sind Hilfestellungen von erfahreneren Lehrern, die dabei helfen, Dinge besser zu verstehen. Aber wenn diese Bücher mein persönliches Betreiben von systematischer Theologie verhindern, sollte ich meine Prioritäten neu ordnen. Denn dann besteht wirklich die Gefahr, dass vor allem Menschen unsere Theologie bestimmen – und nicht Gott. Und damit hätte sie ihren eigentlichen Zweck verloren.

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