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Bibel & Theologie

Gedanken „ex nihilo“ (3): Die Kraft der Auferstehung

Luca Giordano, The Resurrection (Bildquelle: Wikipedia)

Gestern habe ich (hier) die Jesusgeschichte als mit einem göttlichen ex nihilo-Schöpfungsakt beginnend beschrieben. In seiner Freiheit entscheidet sich Gott, Mensch zu werden – und wird von seiner eigenen Schöpfung getötet. Doch das ist nicht das Ende. Vielmehr ist es so, dass die Geschichte Jesu nicht nur mit einem göttlichen Schöpfungsakt ex nihilo beginnt, sondern auch in einem solchen endet – und damit wieder neu beginnt, ohne jemals wieder zu enden.    

Interessanterweise kommt Dietrich Bonhoeffer in seiner Auslegung von Genesis 1 in Schöpfung und Fall im Zusammenhang der ersten Schöpfung ex nihilo auf die Auferstehung Christi zu sprechen. Tatsächlich denkt Bonhoeffer die Schöpfung am Anfang der Zeiten, indem er von der Auferstehung ausgeht: „Ja, weil wir um die Auferstehung wissen, darum wissen wir um die Schöpfung Gottes am Anfang, um das Schaffen Gottes aus dem Nichts“:

Der tote Christus des Karfreitags – und der auferstandene κύριος [kyrios] des Ostersonntags, das ist Schöpfung aus dem Nichts, Schöpfung vom Anfang her. Dass Christus tot war, war nicht die Möglichkeit seines Auferstehens, sondern die Unmöglichkeit, war das Nichts selbst, war das nihil negativum. Es ist schlechterdings kein Übergang, kein Kontinuum zwischen dem toten und dem auferstandenen Christus als die Freiheit Gottes, die am Anfang aus dem Nichts sein Werk schafft. Wenn es möglich wäre, das nihil negativum noch zu verstärken, so müsste hier bei der Auferstehung gesagt werden, es sei mit dem Tode Christi am Kreuz das nihil negativum in Gott selbst hineingenommen – oh große Not, Gott selbst ist tot – aber er, der der Anfang ist, lebt, vernichtet das Nichts und schafft die neue Schöpfung in seiner Auferstehung. Aus seiner Auferstehung wissen wir um die Schöpfung, – denn wäre er nicht auferstanden, so wäre der Schöpfer tot und bezeugte sich nicht; aus seiner Schöpfung aber wissen wir dann wieder um die Kraft seines Auferstehens, weil er der Herr bleibt. (S.36-37)

Was am Anfang der Zeiten mit einem ex nihilo-Schöpfungsakt begann, sich in der Inkarnation wiederholt hat, geschieht wiederum in der Auferstehung Jesu. Die Jesusgeschichte beginnt und endet (und beginnt) mit dem freien Schöpfungshandeln Gottes. Dabei sollte man, glaube ich, den genuinen (Neu)Schöpfungscharakter der Auferstehung nicht übersehen. In der Auferstehung Christi schafft Gott tatsächlich, er ist schöpferisch tätig, es entsteht neues Leben – und dieses Leben ist nicht nur im „biologischen“ Sinne neu. Das Auferstehungsleben Christi ist qualitativ anders als sein Vorauferstehungsleben.

Wie anders? Es ist ein Leben in der Freiheit von der Sünde. Natürlich war Christus auch in seinem Vorauferstehungsleben frei von Sünde, doch gibt es da, so meine ich, noch einen Unterschied zu dem Zustand der völligen Freiheit von der Sünde. Frei von Sünde war Jesus in dem Sinne, dass er nicht gesündigt hat. Doch in der Gestalt des sündigen Fleisches hat Jesus dann am Kreuz die Sünde im Fleisch verurteilt und das Gesetz der Sünde und des Todes außer Kraft gesetzt (Röm. 8). In Römer 6 spricht Paulus davon, dass Christus aufgrund der Auferstehung in einem neuen Leben wandelt, eben gerade in seinem Auferstehungsleben. Dieses Leben ist in einer entscheidenden Hinsicht wirklich neu: Es ist ein Leben in der Freiheit von der Sünde.

Die Sünde wurde am Kreuz besiegt und hat nun nicht mehr den „Anspruch“ an Christus, den sie vor seinem Sterben und Auferstehen geltend machte. Wie gesagt, Christus war frei von Sünde, er hat niemals gesündigt, die Sünde konnte ihren Anspruch nicht einlösen. Freiheit von Sünde ist aber doch ein neuer, ein Auferstehungszustand: Die Sünde hat nicht einmal mehr einen Anspruch, sie ist besiegt. Christus ist in dieses Auferstehungsleben hinein auferweckt worden und lebt auch heute noch in diesem neuen Leben.

Was ist die Kraft der Auferstehung? Die Kraft der Auferstehung ist (Neu)Schöpfungskraft! Wie gut, dass auch wir zu diesem qualitativ neuen Auferstehungsleben berufen sind. Vor diesem Hintergrund sollten wir dann auch 2. Kor. 5,17 lesen: „Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“.            

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