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Bibel & Theologie

Martin Reakes-Williams: „Christus hören“

Den letzten Vortrag einer Konferenz zu halten, ist immer eine Herausforderung – besonders wenn dieser Vortrag nach dem Mittagessen angesetzt ist. Bei der letzten E21-Konferenz musste sich Martin Reakes-Williams (nachdem sein Vortrag mit dem von Don Carson getauscht wurde) dieser Herausforderung stellen. Seine Predigt war ermutigend und hat, wie ich finde, der Konferenz einen passenden Abschluss gegeben. Ich habe die Predigt nicht mitgeschrieben (und auch bei Hanniel, der schon ausführlich berichtet hat, keine Gliederung gefunden), die folgende Zusammenfassung entspringt also meinem Gedächtnis und kann entsprechend ungenau sein. Reakes-Williams Predigt „Christus hören“ beruhte auf Markus 9,1-13.

1 Echos aus der Vergangenheit

Der Schauplatz der Verklärung Jesu, die ja auf einem hohen Berg stattfindet, erinnert an einen Berg aus dem Alten Testament. Genau wie Jesus hat auch Mose einen hohen Berg bestiegen, um Anweisungen von Gott zu erhalten. Allerdings erinnert nicht nur der Schauplatz an das Alte Testament, auch Markus 9,7, die Stimme Gottes, die Jesus als seinen geliebten Sohn identifiziert, auf den die Jünger hören sollen, erinnert an mindestens drei Passagen aus dem Alten Testament. Da ist der Ausspruch Gottes in Psalm 2,7, der Jesus als den Sohn identifiziert; allerdings kommt dieser Sohn als Richter, der seine Feinde besiegen und sie sich unterwerfen wird. Dann ist da Jesaja 42,1, der Gott wohlgefällige Knecht, der demütig Rettung und Heilung bringt. Die Spannung zwischen diesen beiden Vorstellungen bestimmt auch den weiteren Verlauf des Markusevangeliums – was für ein Messias ist Jesus? Schließlich ist da noch 5. Mose 18,15, wo Gott dem Volk einen Propheten wie Mose zusagt, auf den sie hören sollen. Die Pharisäer zu Jesu Zeit forderten für eine Aussage drei Zeugnisse: eines aus dem Gesetz, den Propheten und den Schriften. Diese Zeugnisse finden sich in der Verklärung Jesu wieder.

2 Ein Blick in die Zukunft

In Markus 9,1 sagt Jesus seinen Jüngern zu, dass einige von ihnen nicht sterben werden, bevor sie das Reich Gottes in Kraft haben kommen sehen. Diese Aussage kann unterschiedlich verstanden werden, es macht aber Sinn, diese als Vorbereitung der Jünger für die Verklärung zu verstehen. Auf dem Berg wird den Jüngern ein kurzer Blick in die Zukunft gewährt – sie sehen den verklärten Jesus, der aus sich selbst strahlt, was Markus kaum in Worte fassen kann (anders als bei Mose, der die Herrlichkeit Gottes nur spiegelte).

3 Auf Jesus hören in der Zwischenzeit

Mit dem Blick in die Vergangenheit wird deutlich, dass Jesus der von Gott verheißene Messias ist, der Blick in die Zukunft macht den Jüngern (und uns) Hoffnung. Für die Zwischenzeit, für unseren Alltag, gilt allerdings die Aufforderung aus Vers 7: auf Jesus zu hören. In unserem Glaubensleben geht es nicht von Verklärungserlebnis zu Verklärungserlebnis, auch für die Jünger war das eher die Ausnahme. Was wir aber immer wieder suchen müssen, ist die persönliche Begegnung mit Jesus. Dabei hat Reakes-Williams betont, dass es darauf ankommt, das „Herzensgespräch“ mit Jesus zu suchen – christlicher Glaube ist darf nicht einfach nur „Kopfsache“ sein, sondern muss das Herz erreichen und verändern. Gerade dieser letzte Punkt erscheint mir persönlich sehr wichtig: gute Theologie, gute Lehre, ja, selbst ausgezeichnete Evangelium21-Konferenzen (und die letzte war wiederum so eine) bringen nichts, wenn sie nicht zu größerer Liebe zu Jesus führen. Martin Reakes-Williams hat uns alle ermutigt, in dieser Weise auf Jesus zu hören.

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