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Leben als Christ

Müssen Christen ständig um Vergebung ihrer Sünden bitten?

– ein Beitrag von Jürgen:

Kürzlich stellte jemand die Frage: „Was passiert, wenn ich sündige und dann sterbe, bevor ich eine Gelegenheit hatte, Gott diese Sünde zu bekennen?“. Der folgende Artikel, auf den ich hier gestoßen bin, gibt Antwort:

Eine häufig gestellte Frage lautet: „Was passiert, wenn ich sündige und dann sterbe, bevor ich eine Gelegenheit hatte, Gott diese Sünde zu bekennen?“ Eine andere bekannte Frage ist: „Was passiert, wenn ich eine Sünde begehe, aber sie dann vergesse und nicht mehr daran denke, sie Gott zu bekennen?“ Beide Fragen beruhen auf einer falschen Annahme. Errettung ist nicht abhängig von Gläubigen, die versuchen, jede begangene Sünde zu bekennen und zu bereuen, bevor sie sterben. Errettung gründet sich nicht darauf, ob ein Christ jede Sünde bekannt und bereut hat. Ja, wir sollten unsere Sünden Gott bekennen, sobald wir merken, dass wir gesündigt haben. Allerdings müssen wir Gott nicht pausenlos um Vergebung bitten. Wenn wir unseren Glauben in Jesus Christus zur Errettung setzen, sind alle unsere Sünden vergeben. Das schließt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, groß oder klein, mit ein. Gläubige müssen nicht ohne Unterlass um Vergebung bitten oder Reue empfinden, um ihre Sünden vergeben zu bekommen. Jesus starb, um die Strafe für alle unsere Sünden zu bezahlen, und wenn sie vergeben wurden, dann sind sie alle vergeben (Kolosser 1,14; Apostelgeschichte 10,43).

Was wir tun sollen, ist unsere Sünden bekennen: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit.“ (1. Johannes 1,9). Was uns dieser Vers zu tun veranlasst, ist unsere Sünden Gott zu „bekennen“. Das griechische Wort für „bekennen“ meint „derselben Meinung sein.“ Wenn wir unsere Sünden Gott bekennen, stimmen wir mit Gott darin überein, dass wir unrecht hatten, dass wir gesündigt haben. Gott vergibt uns durch Bekennen auf einer dauerhaften Grundlage, aufgrund der Tatsache, dass Er „treu und gerecht“ ist. Inwiefern ist Gott „treu und gerecht“? Er ist treu, indem er Sünden vergibt, was Er all denen zu tun versprochen hat, die Christus als Erretter annehmen. Er ist gerecht, indem er Christi Bezahlung für unsere Sünden anrechnet, weil er anerkennt, dass die Sünden tatsächlich gesühnt worden sind.

Gleichzeitig zeigt 1. Johannes 1,9 an, dass Vergebung aus irgendeinem Grund davon abhängig ist, dass wir Gott unsere Sünden bekennen. Wie funktioniert das, wenn doch alle unsere Sünden in dem Moment vergeben sind, wenn wir Christus als Erretter annehmen? Es scheint, dass der Apostel Johannes hier eine „beziehungsmäßige“ Vergebung beschreibt. Alle unseren Sünden sind „stellungsmäßig“ in dem Moment vergeben, wenn wir Christus als Erretter annehmen. Diese stellungsbezogene Vergebung garantiert unsere Errettung und die Verheißung einer ewigen Wohnstätte im Himmel. Wenn wir nach dem Tod vor Gott stehen, wird Gott uns den Eintritt in den Himmel wegen unserer Sünden nicht verweigern. Das ist stellungsbezogene Vergebung. Das Konzept der beziehungsbezogenen Vergebung basiert auf der Tatsache, dass wir Gott beleidigen und Seinen Geist betrüben, wenn wir sündigen (Epheser 4,30). Während uns Gott im Endeffekt die begangenen Sünden verziehen hat, blockieren und behindern ihre Folgen immer noch unsere Beziehung zu Gott. Ein kleiner Junge, der gegen seinen Vater sündigt, wird nicht aus der Familie verstoßen. Ein gottesfürchtiger Vater wird seinen Kindern unbedingt vergeben. Gleichzeitig kann eine gute Beziehung zwischen Vater und Sohn solange nicht zustande kommen, bis die Beziehung wieder hergestellt wird. Dies kann nur geschehen, wenn ein Kind seinem Vater seine Fehler gesteht und um Verzeihung bittet. Darum bekennen wir Gott unsere Sünden: nicht um unsere Errettung zu bewahren, sondern um uns selbst wieder in die innige Gemeinschaft mit Gott zurückzubringen, der uns liebt und uns schon vergeben hat.

6 Antworten auf „Müssen Christen ständig um Vergebung ihrer Sünden bitten?“

@Jürgen: Mir scheint, die Antwort ist übrigens seelsorgerisch gut gemeint, aber theologisch vor allem im letzten Absatz nicht ganz sauber (und damit auch seelsorgerisch nicht hilfreich!). Die Spannung, so ist mein Eindruck, wird aufgegeben zugunsten einer – um es überspitzt zu formulieren – falschen Sicherheit. Die Möglichkeit des Abfalls wird in der Bibel nicht nur hypothetisch gesehen, sondern tatsächlich! Auf der anderen Seite gilt jedoch (um das „Spannungsfeld“ anzudeuten): Wer „abfällt“, ist letztlich nie gläubig gewesen. Diese logische Nicht-Fassbarkeit ist m.E. biblisch.

@waldemar: Danke für die Anmerkung- mir ist aber nicht ganz klar was du genau sagen willst. Es geht im letzten Abschnitt/Absatz doch nicht in erster Linie um den Abfall, sondern um die Frage, warum ein Christ täglich um Vergebung bittet, wenn ihm doch bei der Bekehrung vollständig vergeben worden ist oder?
Und zu der Aussage `Wer “abfällt”, ist letztlich nie gläubig gewesen`hab ich auch noch eine Frage: Es gibt ja auf jeden Fall Bibelstellen, die diese Aussage stützen (bspw.: 1. Joh. 2,19)- aber hebt man damit nicht auch die Spannung wenigstens ein Stück weit auf? Welchen Sinn haben denn dann die ganzen Warnungen, die sich doch an die Christen richten?
Es ist natürlich einerseits ein viel größeres Motiv, wenn man Gott aus Dankbarkeit und in dem Bewusstsein der unglaublich großen Gnade dient und hingibt, anstatt durch andauernde Warnungen „bei der Stange“ gehalten zu werden. Aber welchen Sinn haben denn die Warnungen? Sind sie zum Hinterfragen des eigenen Zustands gedacht?
Ich stimme deiner Aussage grundsätzlich voll und ganz zu und bin auch der Meinung, dass ein wahrer Christ letzlich doch immer wieder Buße tun wird- meine Frage ist einfach, wofür die Warnungen gedacht sind?
Ich hoffe ich hab nicht zu viel drum rum geredet und du verstehst was ich meine.

@Jürgen: Zuerst: Diese Frage ist brisant und selbst große Bibellehrer tun sich sehr schwer damit. Es bleiben viele Geheimnisse. Daher: Was ich hier schreibe, kommt von einem Laien 🙂
zu deiner 1. Frage: Es geht im letzten Absatz tatsächlich nicht um den Abfall, jedoch wird – so scheint mir – sehr deutlich impliziert, dass die Sünden die wir jetzt noch begehen, keinesfalls mehr zu einem Abfall führen können. Natürlich glaube ich an das Ausharren der Gläubigen, aber ich glaube eben auch, dass ein Abfall in der Bibel nicht nur hypothetisch gemeint sein kann (Spannungsfeld!).
zu deiner 2. Frage: Die Warnungen, die ERNST gemeint sind und nicht nur hypothetisch, sind das MITTEL, mit dem GOTT(!) uns im Glauben erhält (Achtung, Spannung!). Wenn unter Berücksichtigung dieser Spannung ausgelegt wird, ist das Resultat ERMUTIGUNG anstatt VERUNSICHERUNG oder FALSCHE SICHERHEIT: Ich werde ermutigt(!), mein Heil mit Furcht und Zittern zu bewirken, weil Gott es ist, der das Wollen und Vollbringen bewirkt (Php 2,12.13).
Ich empfehle dir (1) die Beiträge der Kategorie „Gottes Souveränität und menschliche Verantwortung“ hier im Blog durchzuforsten und (2) das Buch „Mit Ausharren laufen“. Harry hat ein Exemplar.

Ok, vielen Dank (für einen Laien ist deine Antwort aber schon sehr gut und hilfreich) 😉
Ist auf jeden Fall ein spannendes Thema…

Der Grundgedanke des Artikels ist wertvoll und, glaube ich, wichtig zu verstehen: Die Bereitschaft, Christus zu begegnen, entsteht NICHT dadurch, dass ich jede einzelne Sünde einmal vor Gott ausgesprochen und bekannt habe. Da legt man die Betonung zu stark auf den Akt des Bekennens. Gerade das kann sogar zu Selbstgerechtigkeit führen. Ich sprach mal mit einem Bruder, der bei sich selbst genau das feststellte: Er zeigte die Gefahr auf, dass man denkt: „So, ICH habe jetzt bekannt, JETZT habe ICH mir Gottes Vergebung angeeignet“. Bitte nicht falsch verstehen: Konkrete, uns bewusste Sünden müssen Gott konkret bekannt werden, aber „Bekennen“ ist auch eine grundsätzliche Einstellung, eine Herzenshaltung. Und in Christus sind wir völlig gerecht vor Gott. Wir sündigen so oft – und unser Herz ist dermaßen böse – dass wir gar nicht wissen wie viel wir sündigen – Bereitschaft wäre somit (wenn es nur auf den konkreten Akt des Bekennens ankommen würde ein Glücksspiel.
Der Kritik mit der falschen Sicherheit kann ich aber nur zustimmen.

@Jürgen: Harry schreibt „Der Grundgedanke des Artikels ist wertvoll und, glaube ich, wichtig zu verstehen“. Da ich stimme ich voll zu. Daher noch einmal Danke für den Beitrag! 🙂

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