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Hingabe an die Ortsgemeinde oder eine Bewegung?

Es kann verführerisch sein, sich als Teil einer neuen Bewegung zu betrachten. Ob New Calvinists, Radicals oder sonst etwas. Michael Horton macht darauf aufmerksam, dass die Gefahr besteht, darüber die Ortsgemeinde zu vernachlässigen. Warum?

“In many ways, it’s more fun to be part of movements than churches. We can express our own individuality, pick our favorite leaders, and be swept off our feet at conferences. We can be anonymous. Although encouraged by like-minded believers, we are not bound up with them so that we should feel compelled to bear their burdens or suffer their rebukes.”

Hortons Beobachtung ermahnt uns, sich nicht aus letztlich fleischlichen Motiven von der Verantwortung aus der Gemeinde zurückzuziehen. Wir sind von der Schrift primär zur Hingabe an die Ortsgemeinde aufgerufen, nicht zu einer Bewegung, wie großartig die entdeckte Wahrheit auch sei.

Die Gefahr liegt außerdem darin, dass man einerseits zwar eine alte Wahrheit entdeckt, im gleichen Moment jedoch eine andere wichtige Erkenntnis zuschüttet. Was bringt es, wenn man mit dem einen Auge schärfer sehen kann und gleichzeitig das andere Auge verliert? Was bringt es, wenn wir z.B. reformatorische Wahrheiten in der Soteriologie oder biblische Erkenntnisse in der Missiologie hochhalten und gleichzeitig die Gemeinschaft und die ertragende Liebe in der Ortsgemeinde mit Füßen treten?

In dem Buch Accidental Pharisees (hier ist eine gute Rezension) beschreibt Larry Osborne, dass die Gefahr von Bewegungen darin besteht, ein neues Gesetz aus ihren Erkenntnissen zu machen und damit pharisäisch zu werden. Er beschreibt diese Gefahr für vier aktuelle Bewegungen (die zwar eher in den USA zu finden sind, jedoch auch uns beeinflussen):

  • Radical Christians “tend to see generosity as the leading indicator of what it means to follow Jesus. The required metric is a generous and simple lifestyle — with the caveat that if you don’t live simply enough, you aren’t generous enough.”

  • Crazy in love with Jesus Christians are another group. “Their litmus test of a true disciple is costly personal sacrifices, financial or otherwise. Evidence that you’ve been persecuted for your faith is highly valued; so are a few wild leaps of faith that all of your friends thought were nutso.”

  • Missional Christians “want to know what you’re doing to help fulfill the mission of God. If you start up a soup kitchen, volunteer to tutor at-risk kids, or move your family from the suburbs to the inner city, you’ll have no problem earning the badge.”

  • Gospel-centered Christians “like to determine spiritual maturity by means of their theological grid. If you like big words, careful distinctions, and nuanced debates, you’ll fit right in. It also helps if you’ve read something by Jonathan Edwards recently.”

Er überspitzt etwas, aber hat im Grunde recht. Jede dieser Bewegungen hat ein legitimes Motiv und betont die Wahrheit, aber jede neigt auch zu einem blinden Fleck. Und die Konsequenz, so scheint mir, ist immer dieselbe (wie bei den Pharisäern): Ein neues Gesetz und der Verlust von Liebe (zur Ortsgemeinde). Deshalb: Wahrheit und Liebe gehören zusammen. Wir dürfen uns als Teil einer Bewegung sehen, wir dürfen für eine entdeckte Wahrheit kämpfen – aber in Liebe, die wir gerade in der Ortsgemeinde unter Beweis stellen können und sollen.

P.S. In welche der vier Bewegungen würdest du dich wohl einordnen? 😉

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