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Wenn Gemeinden durch die Verurteilung anderer leben

Hanniel hat bereits 2013 auf eine Liste von ungesunden Eigenschaften hingewiesen, die von Gemeinden entwickelt werden, die vor allem durch die Verurteilung anderer leben. Ich habe die Liste auszugsweise ins deutsche übertragen, weil sie ein erstaunlich genaues Bild von manchen sog. „konservativen“ Gemeinden zeichnet:

  1. Die Mitglieder werden einer Art Gehirnwäsche unterzogen, dass sie von der einzig wahren Gemeinde abirren und ihre Seelen in Gefahr geraten, wenn sie an irgendeinem Punkt von der Tradition der eigenen Gemeinde abweichen. Die Gemeinde wird so zu einem ganz speziellen Verein. Wer dazugehören möchte, muss die Interpretation der Regeln genauso übernehmen wie die Gemeindeleiter sie festgelegt haben.
  2. Es entsteht eine Art Märtyrer-Komplex, als ob man die letzte Gemeinde sei die noch für die Wahrheit einsteht, als ob man zu den „siebentausend, die ihre Knie nicht vor Baal gebeugt haben“, gehört.
  3. Die Gemeinderegeln führen zu Stolz, weil man durch die ständige Verurteilung der anderen eine starke Überzeugung von den eigenen Regeln und vom eigenen Leben gewinnt, weil man ja zu den wenigen gehört, die diese Regeln halten.
  4. Gemeindespaltungen und Teilungen gehören zur Tagesordnung, denn wenn die Gemeinderegeln (eigtl. „law“, aber es geht um Gemeinderegeln) zur Rechtfertigung der eigenen Position und zur Verurteilung aller anderen dienen, führt es dazu, dass die „Werke des Fleisches“ geweckt werden. [Anmerkung: Das sieht man sehr deutlich im Galaterbrief, vor allem in Kapitel 5] […] Liebe und Einigkeit werden nämlich nur dann gefördert, wenn Menschen von der Liebe Christi im Evangelium tief berührt worden sind.
  5. Die Freude in Christus fehlt, weil echte Freude als Frucht in denen wächst, die durch die Wahrheit des Evangeliums frei gemacht worden sind. Wenn eine Gemeinde durch die Verurteilung anderer lebt („Ministry of condemnation“) bringt sie im Kontrast dazu eine Vielzahl an Unzufriedenen hervor.
  6. Eine Reihe von Gottesdienstbesuchern ist nicht wiedergeboren. Wenn die Rechtfertigungslehre („Ministry of righteousness“) fehlt können Menschen nicht in Kontakt mit der Botschaft kommen, die wirklich neues Leben geben kann. Man schafft eine geschlossene Gesellschaft mit vielen, die nicht wiedergeboren sind (vgl. Johannes 3).

2 Antworten auf „Wenn Gemeinden durch die Verurteilung anderer leben“

Es ist zutreffend, dass du bei der Beschreibung der entsprechenden Gemeinden „sogenannt“ konservativ sagst. Denn im Grunde handelt es sich um eine andere Seite des theologischen Liberalismus; letztendlich werden auch hier das Wort Gottes und die reformatorischen Prinzipien abgeschwächt und zu Gunsten der Tradition bzw. Regeln aufgegeben.

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