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Leben als Christ

Wie dein Smartphone dich verändert (Tony Reinke)

Seit einiger Zeit lese ich das in 2018 in Deutsch erschienene Buch Wie dein Smartphone dich verändert. 12 Dinge, die Christen alarmieren sollten. Reinke macht die Ausgangslage für dieses Buch mit einem Zitat des Theologen David Wells aus einem persönlichen Gespräch deutlich:

Es gibt wohl keinen Zweifel, dass unser Leben hochgradig zerstreuter ist, wenn wir mit Klingeln, Vibrieren, Piepsen und Textbotschaften bombardiert werden. Wir leben tatsächlich mit einem virtuellen Paralleluniversum, einem Universum, das unsere ganze Zeit beanspruchen kann. Was geschieht, wenn wir in ständiger Unruhe und süchtig nach ständigen visuellen Reizen sind? Was macht das mit uns? Das ist die große Frage.

Herausgekommen ist in erster Linie kein Buch mit praktischen Tipps (auch wenn der Titel das möglicherweise erwarten lässt), sondern eine theologische und weltanschauliche Auseinandersetzung mit unserer Nutzung des Smartphones. Reinke fasst das so zusammen:

Welche Technik dient meinen Zielen? Und was sind überhaupt meine Ziele? […] Die Frage dieses Buches ist einfach: Wie sieht die beste Nutzung meines Smartphones in der Blüte meines Lebens aus?

Im Folgenden bespricht Reinke die im Titel genannten 12 Dinge, die gerade für Christen eine Gefahr bei der Nutzung des Smartphones darstellen. Ich möchte einige Passagen aus dem Kapitel Wir werden süchtig nach Ablenkung zitieren:

Je süchtiger du nach deinem Handy wirst, desto anfälliger bist du für Depressionen und Angstzustände und desto weniger bist du in der Lage, konzentriert zu arbeiten und nachts gut zu schlafen.

Ungesunde digitale Süchte florieren, weil wir die Folgen ignorieren.

Wir benutzen digitale Ablenkung, um uns die Gedanken an die Ewigkeit vom Hals zu halten. Vielleicht fast unmerklich stolpern wir in die Falle digitaler Ablenkungen, weil wir in den faszinierenden neuen Apps eine willkommene Möglichkeit sehen, den ehrlichsten und schmerzlichsten Selbsterkenntnissen zu entfliehen.

Als er (Blaise Pascal, HH) die abgelenkten Seelen seiner Zeit beobachtete (die gar nicht so anders waren als die heutigen), fiel ihm auf: „ Wenn du ihre Ablenkungen fortnimmst, wirst du finden, dass sie vor Müdigkeit und Verdrossenheit vertrocknet sind, weil wir in Freudlosigkeit münden, sobald wir keine Ablenkung mehr haben und über uns selbst nachdenken müssen.“

Der menschliche Appetit nach Zerstreuung ist in jedem Zeitalter groß, weil Ablenkungen einen leichten Ausweg aus der Stille und Einsamkeit bieten, in der wir sonst konfrontiert werden mit unserer Endlichkeit, unserer unausweichlichen Sterblichkeit und der Gottesferne all unserer Sehnsüchte, Hoffnungen und Vergnügungen.

[Wieder] Pascal: „Ich habe entdeckt, dass alle Unzufriedenheit der Menschen daher kommt, dass sie nicht ruhig in ihrem Zimmer bleiben können.“ An die Decke unserer stillen Stube zu starren – allein mit unseren Gedanken über uns selbst, die Wirklichkeit und Gott – ist für uns unerträglich.

Wir denken, wir wollen Frieden, Stille, Freiheit und Muße, aber tief im Innern wissen wir, dass wir das gar nicht ertragen könnten… Wir wollen geradezu unser Leben verkomplizieren. Wir müssen es nicht, wir wollen es. Wir wollen genervt und bedrängt werden und geschäftig sein. Unbewusst wollen wir genau das, worüber wir uns beklagen. Denn hätten wir Muße, würden wir uns selbst anschauen und auf unser Herz hören und das große klaffende Loch in unserem Herzen sehen und entsetzt sein, denn dieses Loch ist so groß, dass nichts und niemand außer Gott es füllen kann.

Ablenkung kann in vielerlei Gestalt daherkommen: eine neue Vergnügung, eine hartnäckige Sorge oder sinnloses Streben.

Die Schönheit Christi macht uns ruhig und verankert unsere tiefsten Sehnsüchte in ewigen Hoffnungen, die weit jenseits dessen liegen, was unsere Smartphones uns jemals bieten können.

Wenn wir es als Christen versäumen, Ablenkungen weise in den Griff zu bekommen, werden wir unsere Prioritäten aus dem Blick verlieren und – in den ernüchternden Worten einer selbst smartphonesüchtigen Mutter kleiner Kinder – „wir vergessen wie man mit Jesus lebt.“ Ein gutes Ablenkungs-Management ist eine Fähigkeit, die für geistliche Gesundheit unverzichtbar ist.

Seien wir ehrlich: Unsere digitalen Süchte (wenn wir sie so nennen können) sind willkommene Süchte.

Das sehr empfehlenswerte und und im besten Sinne zeitgemässe Buch kann direkt beim Betanien-Verlag  erworben werden.

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