Ich habe meine „Gedanken über Wurzeln, Heimat und Gottes Orte“ mit der wurzellosen Generation begonnen, die Alice Merton in „No Roots“ beschreibt. Anschließend ist mit Hannah Anderson deutlich geworden, dass uns kein irdischer Ort geben kann, was nur in Gott zu finden ist – und dass es uns gerade diese Wahrheit möglich macht, den uns von Gott zugewiesenen Ort wirklich zu lieben und Verantwortung zu übernehmen. Mit Rod Dreher wurde dann deutlich, dass (familiäre und örtliche) Entwurzelung ihren Preis fordert, dass soziale Gemeinschaftsbande aber auch (er)drückend sein können.
Als der Kanadier Danny Plett, der über 20 Jahre lange in Deutschland mit dem Janz Team gearbeitet hat, vor einigen Jahren mit seiner Familie in seine „alte Heimat“ Kanada zurückgekehrt ist, hat er auch die Frage nach seinem „zu Hause“ gestellt. Herausgekommen ist dieses wirklich schöne Lied, das ich erst kürzlich für mich entdeckt habe:
„Mein Heimatland und mein Zuhaus / Bist du mein Gott, tagein, tagaus“ – damit bringt Plett zum Ausdruck, was über allen bisherigen „Gedanken“ stehen soll und stehen muss (und insbesondere bei Hannah Anderson schon angeklungen ist). Ja, Örtlichkeit ist wichtig; nein, wir können nicht überall leben – aber sobald wir einen bestimmten Ort auf dieser Welt vergöttern, haben wir ein Problem: Wir verlieren unseren – wahren! – Gott; und mit ihm auch das, was wir uns von unserem Götzen (vielleicht einem schönen Haus in einem wunderbaren Vorort) erhoffen und dieser uns ja doch nie geben kann. Letztendliche Erfüllung kann kein Ort auf dieser Welt verschaffen. Unser Ruhen in Gott, macht uns gelassen: Es geht zwar durchaus darum, Wurzeln zu schlagen, sich in Gemeinschaften zu integrieren und dort, vor Ort, Gott zu dienen; aber es geht eben nicht darum, den einen perfekten Ort zu finden, der uns endlich erfüllt und uns gibt was wir brauchen. Das tut nur Gott.
Ich würde Pletts Lied aber auch nicht so deuten, dass Örtlichkeit wieder vollkommen relativiert wird. Das tut er meines Erachtens nicht. In diesem Interview beschreibt er beispielsweise, dass die Rückkehr nach Kanada schwer war, weil man in Deutschland eben Wurzeln geschlagen hat (auch wenn er diesen spezifischen Ausdruck nicht gebraucht); auch macht Plett im zweiten Teil des Interviews klar, dass das Liedgut in der Gemeinde, das Gemeindeleben widerspiegeln sollte (was ohne echte verwurzelte christliche Gemeinschaft nicht möglich ist):
Während Alice Merton rastlos von Ort zu Ort zieht, hat Plett seine Ruhe in Gott gefunden – und diese Ruhe brauchen wir auch. Wenn wir bei Gott angekommen und in ihm verwurzelt sind, können wir damit beginnen, auch hier auf seiner Erde Wurzeln zu schlagen.