Ein persönlicher Rückblick von Donatus Bergen:
Coram Deo – was bedeutet es vor Gott zu leben? – Die ganze Woche begleitete mich immer wieder dieses Thema. Letztes Wochenende war ich bei den von Hanniel Strebel zu diesem Thema gehaltenen Vorträgen in der Freien Kirchengemeinde Warendorf. Nach jedem Vortrag begleitete uns das gehörte auf der Heimfahrt und darüber hinaus.
Freitagabend begann Hanniel mit dem Thema: „In größter Freude und in höchster Not: Wissen, worauf es ankommt.“ Und er legte die erste Frage des Heidelberger Katechismus aus.
„Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?
Dass ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre. Er hat mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst; und er bewahrt mich so, dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt kann fallen, ja, dass mir alles zu meiner Seligkeit dienen muss. Darum macht er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens gewiss und von Herzen willig und bereit, ihm forthin zu leben.“
Heidelberger Katechismus, Frage und Antwort 1
Er traf mit dieser Aussage einen Nerv bei mir, denn es gibt tatsächlich nichts wichtigeres als diese Frage für sich zu klären. Und Hanniel verstand es gut, uns Fragen und Zitate mit nach Hause zu geben, die mich sehr beschäftigen. Immer wieder die Frage nach dem „Warum“. Warum tue ich, was ich tue? Was ist meine Motivation? Dazu wiederholte er mehrfach ein vermutlich auf Friedrich Nietzsche zurückgehendes Zitat: „Wer ein Warum hat, erträgt fast jedes Wie.“
Dieses erste Thema hat mich überaus nachdenklich gemacht, denn mein „Warum“ wird viel zu oft von den verschiedensten Ersatzgötzen geprägt, die sich in mein Leben schleichen und nicht von Jesus Christus.
Am Samstag beschäftigten wir uns mit zwei weiteren Themen. Zunächst ging es um die Frage, wie wir als Familie in der Konsumgesellschaft leben; nachmittags ging es ganz konkret um unser säkulares Umfeld und die (häufig unterbewusst vermittelten) Auswirkungen des säkularen Zeitgeistes auf unser Leben. Dies waren im Vorfeld die zwei Themen, die ich besonders spannend/wichtig fand.
Besonders fiel mir auf, dass Hanniel, in keinem seiner Vorträge versuchte uns „zu sagen wie es geht“ sondern selbst aus einer Position des „Kampfgenossen“ versuchte in allen Themen zu Christus hinzuführen und im Kampf der Heiligung zu stärken. Demütig beschrieb er eigenes Scheitern und Aufstehen und gab ein ermutigendes Zeugnis davon, dass er seinen Halt in Gott hat.
In dem Vortrag von Samstagvormittag gab er dann einige eigene Beobachtungen weiter über verschiedene Familiendynamiken und -zyklen. Dies tat er in einem Muster, das den Lesern seines Blogs bekannt sein dürfte: Er griff säkulare Dogmen (unhinterfragte gesellschaftliche Denkvoraussetzungen) aus dem Bereich Familie/Erziehung auf und bat darüber nachzudenken. Seine Aufgabenstellung an uns war, auf unsere eigene Reaktion bei den folgenden Beispielen zu achten: Neige ich zum Stolz (geht mich nichts an) oder zur Verzweiflung (Wie soll ich denn…)?
Am Nachmittag ging Hanniel mit uns dem Glaubenssystem des Säkularismus‘ nach. Und er ging anhand von Timothy Keller darauf ein, dass wir lernen müssen den Säkularismus als verkappte Leitreligion („Leitreligion muss sich nicht hinterfragen lassen“) verstehen zu lernen (siehe auch hier). Er gab dabei viele hilfreiche Gedanken mit auf den Weg. Beispielsweise der Sünde wieder ein Gesicht zu geben, was Hanniel als ein Hauptfeld der Seelsorge an Nichtchristen beschreibt. Oder das im Gespräch mit Nichtchristen eine gute Arbeit bedeutet, den Gegenüber in einer gesteigerten Unzufriedenheit zurückzulassen.
Diese Vorträge vom Samstag wühlten mich ziemlich auf. Ich merke beim Nachdenken darüber, dass es bei mir selbst an allen Ecken meines bequemen Lebens fehlt, mich selbst und meine Familie (Kinder) auf dieses Leben vorzubereiten.
Abschließend predigte Hanniel am Sonntagmorgen über den Abschnitt aus Kolosser 3,1-4,2. Seine Predigt fasste er in drei Punkten zusammen:
1. Wer auf das sinnt, was droben ist, lebt hier und jetzt anders.
2. Wer auf das sinnt, was droben ist, kämpft um die Erneuerung der Beziehungen.
3. Wer auf das sinnt, was droben ist, lebt vor dem einen Zuschauer.
„Alles was ihr tut, das tut von Herzen, als für den Herrn und nicht für Menschen. Ihr dient Christus dem Herrn!“ – war das abschließende Wort des Skriptes!
Und so zog es sich durch diese Vorträge hindurch, dass Hanniel wirklich atmete und lebte wovon er sprach. Es berührte mich sehr zu sehen wie Gott jemanden führen kann, der für sich selbst die Frage nach dem „Warum“ und die Frage nach dem einen Trost beantwortet. In seiner unkonventionellen Art der Ansprache rüttelte Hanniel uns immer wieder auf und forderte uns dazu auf über das Gehörte nachzudenken und in den Pausen mit unserem Sitznachbarn oder aber mit „Jemandem, auf den wir von uns aus nie zugegangen wären“ zu reden, was eine echte Herausforderung darstellte. Ich bin Gott sehr dankbar dafür, dass ich dieses Wochenende mit Hanniel Strebel erleben durfte.