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Bibel & Theologie

Eine dreifache Glaubenstatsache (1): Christus im Vater

Für den christlichen Glauben ist die Inkarnation, also die Fleischwerdung Christi, von entscheidender Wichtigkeit. „Niemand hat Gott je gesehen…“, macht das Johannesevangelium klar. Gott ist Geist und steht als Ursprung allen Lebens in einem Verhältnis zur Schöpfung, das für uns schwer zu fassen ist; Gott ist nicht ein „Ding“, das man im von ihm erschaffenen Universum irgendwie lokalisieren könnte (die negative Theologie betont die Unangemessenheit unseres Redens von Gott). Der Satz aus dem Johannesevangelium geht aber noch weiter: „… der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, hat Aufschluss über ihn gegeben“ (Joh. 1,18). In Jesus, in dem Gott zu uns gekommen ist, können wir den Vater – Gott – sehen! Und auch wenn Jesus als Mensch natürlich nicht mehr da ist, so ist er darum nicht weniger real: durch den Geist, den er seinen Jüngern versprochen hat, ist es auch heute noch wirklich gegenwärtig.

Jesus erklärt das im Johannesevangelium so: „An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch“ (Joh. 14,20). Jesus spricht hier von Pfingsten, also von der Ausgießung des Heiligen Geistes. Die in dieser Aussage enthaltenen drei Glaubenstatsachen – Christus im Vater, wir in Christus und Christus in uns – beschreibt Fritz Binde in Vom Geheimnis des Glaubens als (wie der Titel bereits verrät) „Geheimnis des Glaubens“. In meinen nächsten Beiträgen zitiere ich Bindes Ausführungen zu jeder der angeführten drei angeführten Glaubenstatsachen (die kursiv markierten Teile sind im Original durch größeren Zeichenabstand hervorgehoben). Deutlich werden sollte, was es heißt, „im Glauben“ zu leben.

Mit der Erkenntnis dieser dreifachen Glaubenstatsache: Christus im Vater, wir in Christus, Christus in uns, stehen wir im Innersten des Glaubensgeheimnisses. Ich habe schon am Anfang gesagt, daß das Geheimnis des Glaubens im Rahmen des anerkannt großen Geheimnisses der Gottseligkeit liegt: Gott ist geoffenbart worden im Fleisch (1. Tim. 3,16). Das ist das Geheimnis aller Geheimnisse. Der Vater gab sich im Sohne zu erkennen, der Sohn hat den Vater kundgetan (Joh. 1,18). Wäre Christus nicht erschienen, so wäre der Vater der „unbekannte Gott“ geblieben (Apg. 17,23). Wir erkennen Gott immer nur so weit, wie wir Christus erkannt haben. Niemand erkennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren (Matth. 11,27). Die Aufgabe Jesu war, seinen Jüngern, die ihm der Vater aus der Welt gegeben, den Vaternamen Gottes zu offenbaren. Dies hat er getan und tut es noch (Joh. 17,6 u. 26). Dafür verklärt nun der Vater auch den Sohn (Joh. 12,23 u. 28). Und zwar wird in den Evangelien der Vater durch den Sohn geoffenbart und verherrlicht, und im übrigen Neuen Testament wird der Sohn vom Vater aus durch den Heiligen Geist so recht geoffenbart und verherrlicht. Alles, was der Sohn tat, geschah, auf daß sie glauben sollten an den, der ihn gesandt hatte. Und alles, was der Heilige Geist wirkt, weist auf Jesus hin, von dessen Werk der Geist alles nimmt und gibt (Joh. 16,14). So war denn das Erste, daß die Jünger an „jenem Tage“, nämlich am Tage der Ausgießung des Heiligen Geistes, den Sohn im Vater erkannten, das heißt, endlich erkannten sie das Wesen und überschauten sie das Werk des von Gott gesandten und zu Gott zurückgekehrten Gottessohnes. Das große Geheimnis der Gottseligkeit wurde ihnen enthüllt, als ihnen durch den Heiligen Geist das Geheimnis des Glaubens geschenkt wurde.

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