Eine Rezension von Dietrich Wiebe:
In der Reihe ‚9 Merkmale gesunder Gemeinden’ liefert Jeramie Rinne eine sehr hilfreiche, kurze und bündige biblische Aufgabenbeschreibung für Älteste. Schön fasst Rinne zusammen: „Älteste sind Jesu Helfer beim Hüten seiner Gemeinden.“ (S. 10) Das ermutigt und fordert im Leitungsdienst ganz praktisch heraus. Als Leitungskreis der Jugendarbeit unserer Gemeinde haben wir das Buch zusammen gelesen und davon profitiert.
Im ersten Kapitel fordert Rinne diejenigen, die einen Ältestendienst anstreben, auf, sich selbst anhand von sechs biblischen Qualifikationen auf die Eignung hin zu prüfen. Diese Qualifikationen sind: Du willst ein Ältester sein, du hast einen geistlich vorbildlichen Charakter, du kannst die Bibel lehren, du stehst deiner Familie gut vor, du bist männlich und du bist ein gefestigter Christ.
In den folgenden sieben Kapiteln zeigt Rinne auf, welche Aufgaben ein Ältester hat. Grundlegend dafür ist seine Auffassung, dass ein Ältester gleichzeitig Hirte der Gemeinde ist. Dieser Hirte dient als Unterhirte dem Guten Hirten, indem er seine Schafe leitet. (S. 31) Dieses Bild zieht sich durch das gesamte Buch. Es steckt die Prioritäten des Dienstes ab. Beim Ältestendienst geht es mehr um Beziehungen als um Programme. (S. 35) Ein Hirte muss nach Schaf riechen, das Wort servieren, Streunern nachgehen, leiten ohne zu herrschen, im Team Hirtendienst leisten, den Oberhirten vorbildlich widerspiegeln und für die Herde eintreten.
Wie Jesus verbringen Älteste viel Zeit mit den Menschen. Sie beten mit ihnen, sie üben Gastfreundschaft, sie lieben die Gemeinde.
Rinne zeigt weiter auf, dass ein Ältester nicht nur ein Hirte, sondern ein „Hirten-Lehrer“ (S. 42) ist. Er ist also verantwortlich dafür, Gottes Wort zu lehren, die Lehre zu schützen und Einflüsse, denen die Gemeinde ausgesetzt ist, zu erkennen. Denn durch das Wort Gottes regiert Christus seine Gemeinde. Nicht zuletzt sorgt ein Leiter für den Fortbestand der Lehre.
Eine nicht sehr angenehme Aufgabe eines Hirten ist, streunenden Schafen nachzugehen. Ein Ältester muss sündigenden, umherstreifenden, hinkenden, streitenden und beißenden Schafen nachgehen. Warum? Weil auch der gute Hirte Jesus in die Welt kam, um das Verlorene zu suchen.
In dem Kapitel Leiten ohne zu herrschen zeigt Rinne unmissverständlich auf, dass Älteste von Gott dazu bevollmächtigt sind, die Gemeinde zu leiten. Dabei definiert der Oberhirte selber, wie diese Leitung auszuüben ist: als demütiger, aufopfernder Dienst an den Gefolgsleuten. (S. 71) Möglich wird das mit dem ständigen Blick auf den Oberhirten. Denn es gilt: Älteste sind Hirten und Schafe zugleich. Rinne ermutigt aber auch, Strukturen zu schaffen, die eine dienende Leiterschaft ermöglichen. Konkret empfiehlt er, bescheidene Älteste zu wählen, Diakone zu beauftragen, rechenschaftspflichtig zu bleiben, das Wort zu achten, sie zu replizieren und der Gemeinde zu vertrauen.
In seiner Weisheit hat Gott vorgesehen, dass Hirten im Team arbeiten. Rinne zeigt auf, warum das gut ist: Man teilt die Lasten, ergänzt sich (wie ein Schweizer-Taschenmesser [S. 83]), leistet sich gegenseitig Hirtendienst und schärft sich gegenseitig den Charakter.
Rinne hat vieles für seinen Ältestendienst als Hilfspastor eines anderen Ältesten gelernt. Dieser Älteste hat außerdem seinen Charakter geprägt und ihm, wie der ganzen Gemeinde, gezeigt, wie man Jesus nachfolgt. Älteste müssen Männer sein, „die es wert sind, dass man sie nachahmt“. Sie müssen also stetig wachsen in der Christusähnlichkeit.
Zuletzt ist es die Aufgabe der Ältesten für die Herde im Gebet einzutreten. So tat es Jesus. (Vgl. Joh 17) Wenn also Älteste für die Herde beten, „ahmen sie […] nicht nur Jesus nach, sondern beten gemeinsam mit Jesus.“ (S. 111) Was für eine Ermutigung!
Rinne schließt sein Buch, indem er den Ewigkeitswert des Hirtendienstes aufzeigt. Das beinhaltet eine Warnung und eine Ermutigung. Die Warnung ist: „Leiste guten Hirtendienst, denn es wird Rechenschaft gefordert werden.“ (S. 113, vgl. Heb 13,17) Die Ermutigung ist: „Leiste guten Hirtendienst, denn es gibt eine Siegeskranz zu erlangen.“ (S. 114, vgl. 1Pet 5,4)
Die Stärke von Rinnes „Leitung durch Älteste“ sind für mich Präzision, Praxisorientierung und Christusorientierung. Die Aufgaben eines Hirten werden präzise und allgemein verständlich dargelegt. Rinne gibt hilfreiche Tipps für die Praxis (Teamarbeit, öffentliches Gebet, …). Diese Lektüre im Jugend-Leitungskreis hat unser gemeinsames Gebet für die Jugendlichen geprägt, wir haben uns entschieden, andere in der Leiterschaft auszubilden und uns so zu replizieren, und üben uns darin, gegenseitig Hirten füreinander zu sein. Ich kann Rinne nur zustimmen, wenn er die Zusammenarbeit mit anderen Leitern als die größte Freude in seiner Arbeit bezeichnet. (S. 88)
Das schönste an dem Buch ist aber, dass Rinne den Blick des Lesers immer wieder auf den Oberhirten Jesus richtet. Das ermutigt.