Es ist sehr wahrscheinlich, als Christ im Laufe seines Schul- und Berufslebens in Momente zu geraten, in denen man „Farbe bekennen“ muss. Schnell wird eine konservative christliche Sicht auf die Bibel mit Argumenten wie „Die Wissenschaft hat doch längst bewiesen…“ oder „Die Evangelien sind nicht glaubwürdig“ vom Tisch gefegt. In vielen Fällen wird man auf die Meinung treffen, dass im Kern doch „alle Religionen gleich“ sind.
Statt sich aber dadurch verunsichern zu lassen oder auf fruchtlose Streitgespräche einzulassen sollte man lieber nachhaken und fragen, warum der Gesprächspartner das glaubt. Manchmal stecken hinter diesen Sätzen übernommene Phrasen, vielfach ist man sich der eigenen Glaubensüberzeugungen nicht bewusst. Tom Roberts erklärt:
„Die Luft, die wir atmen, ist voller Annahmen wie z.B. ‚Gott existiert nicht, die Wissenschaft hat alle Antworten, nur ich kann meine Identität bestimmen‘. Diese Annahmen finden sich in den Fernsehsendungen und Filmen, die wir sehen, in den Büchern und Zeitschriften, die wir lesen, in der Musik, die wir hören. Sie sind so verbreitet, dass die Menschen nicht erkennen, dass es sich um Überzeugungen und nicht um Fakten handelt.“
Hinter dem Argument „Die Wissenschaft hat doch längst bewiesen…“ steckt z.B. die Annahme, dass nur die (Natur)-Wissenschaft handfeste und glaubwürdige Beweise liefern kann. Das Problem ist: Diese Annahme lässt sich selbst nicht wissenschaftlich belegen. Es ist eine Glaubensüberzeugung.
Das Argument „Die Evangelien sind nicht glaubwürdig“ steht auf wackeligen Füßen, weil man zu diesem Ergebnis gelangt, weil man z.B. Wunder von vornherein ausschließt. Aber warum eigentlich? Warum sollte Gott nicht Mensch geworden sein und auf dem Wasser gehen können? Das mag unrealistisch erscheinen, aber von vornherein ausschließen sollte man es nicht. Das tut man nur aus einer Glaubensüberzeugung heraus.
Die Aussage, dass alle Religionen gleich sind, beruht z.B. auf der Annahme, dass es keine Wahrheit gibt, die über das Diesseits hinaus geht. Die Religionen sind dann in dem Sinne gleich, dass sie die allgemeine menschliche Sehnsucht nach etwas Höherem zum Ausdruck bringen. Sie befriedigen nur unser Gefühl, es geht nicht um Wahrheit. Aber hinter diesem Verständnis steckt eine Glaubensüberzeugung. Denn warum sollte es in Religionen nicht um Wahrheit gehen? Das ist genau das, was sie für sich beanspruchen. Zudem ist die Aussage widersprüchlich, da sie ja selbst einen Wahrheitsanspruch aufstellt. Sie ist eben doch nur eine Glaubensüberzeugung, die dazu argumentativ schwach aufgestellt ist.
Die Warum-Frage kann ein gutes Gespräch eröffnen. Für ein fruchtbares Gespräch empfiehlt sich daneben natürlich die vorbereitende Lektüre von Büchern wie Tim Kellers Glauben wozu? oder Peter Williams glaubwürdig das seit kurzem auf deutsch verfügbar ist.