Durch die Analyse der geistesgeschichtlichen Entwicklung (vgl. den letzten Beitrag) kam Schaeffer zu folgendem Ergebnis:
„So ist, wie ich meine, die veränderte Auffassung über den Weg, der zu Erkenntnis und Wahrheit führt, das entscheidende Problem, das sich der Christenheit heute stellt.“ S. 31
Was Schaeffer damals beobachtete, wird heute oft mit dem Begriff „Postmoderne“ verbunden. Es ist
„eine Denkweise, die fest verknüpft ist mit der Verleugnung von Wahrheit in jedem objektiven universalen Sinn.“ S. 31
Praktisch bedeutet das:
„Letztlich ist sie [d.h. die Wahrheit] das, was die Gemeinschaft am höchsten bewertet, d.h. sie ist pragmatisch.“ S. 32
Das hat enorme Konsequenzen nicht nur für ethische Fragen, sondern auch für die Evangelisation! Warum?
„Am Ende werden unsere Lehren, Predigen [sic!], unsere Apologetik und unsere Evangelisation auf taube Ohren stoßen, weil sie nicht angemessen unsere Generation ansprechen.“ S. 33
Unsere Generation wird die Darbietung des Evangeliums entweder als etwas Altertümliches abtun oder es nur als eine unter vielen Meinungen abtun.
Was bedeutete das für Schaeffer?
„Schaeffers großes Anliegen war die Verkündigung des Evangeliums und der Aufbau der Kirche. Er wollte treu zur seiner Generation in solch einer Weise sprechen, dass das Evangelium als das gehört wurde, was es wirklich war. Deshalb mühte er sich darum, Menschen die Geistesgeschichte verstehen zu lassen – nicht um der Neugierde willen, sondern mit dem Ziel, ihre Zeit besser zu verstehen.“
Quelle: Stephen J. Wellum: Francis A. Schaeffer (1912-1984): Lehren aus seinem Denken und Leben. Warum das Leben und Denken von Francis Schaeffer studieren? in: Ron Kubsch (Hg.): Wahrheit und Liebe. Was wir von Francis Schaeffer für die Gegenwart lernen können. vkw: Bonn 2007, S. 17-63.