Kategorien
Leben als Christ

Overnewsed – aber nicht overbibled

Jürgen Werth hat ein kleines Buch mit persönlichen Liedern und Geschichten geschrieben. Mit der Geschichte

„Overnewsed but underinformed“ trifft er den Nagel auf dem Kopf. Wer kennt das nicht? Unmengen von Informationen dringen von überall auf einen ein! Und manchmal kommt einem der verrückte Gedanke, dass man das alles wissen muss! Das Wesentliche verpasst man allerdings oft.

So viele Worte stolpern durch den Kopf. So viele Bilder flattern durch die Gedanken. Kriegst du den Kopf irgendwann wirklich leer? Sind die Gedanken irgendwann wirklich frei? Eine amerikanische Journalistin hat es vor Jahren auf den Punkt gebracht: „We are overnewsed!“ Frei übersetzt: Wir sind überfüttert mit Nachrichten. Mit Wörtern und Bildern. Das Schöne: Wir sind die bestinformierte Gesellschaft aller Zeiten. Das Schreckliche: Wir wissen nicht mehr, wohin mit all den Informationen. […] Im Jahr 2000 sind pro Mensch auf der Erde 1500 Bücher mit neuem Wissen entstanden.
[…] Overnewsed. Aber – underinformed sind wir, so die amerikanische Journalistin. Schlecht informiert. Was ja kein Wunder ist: Informiert bist du, wenn du dein Wissen ein- und zuordnen kannst. Dafür aber haben die meisten Menschen kein Ablagesystem. Kein Orientierungswissen. Alles ist gleich gültig, steht gleichrangig nebeneinander. Richtig und falsch, gut und böse, das sind die Kategorien vergangener Zeitalter. Heute, in der sogenannten Postmoderne, gibt es solche Kategorien nicht mehr. Und wehe dem, der sie für andere festzulegen versucht.

[…] Ich will Ihnen meine [Überlebensstrategien] verraten. Die sind ausgesprochen vorläufig. Passen aber vielleicht gerade darum in unsere Zeit.
Ich habe mit zum Beispiel angewöhnt zu fragen: Muss ich das wissen? Eine solche Frage fällt mir schwer. Denn erstens bin ich Journalist, zweitens leite ich ein nicht ganz kleines christliches Medienhaus, und drittens habe ich immer wieder öffentlich aufzutreten und etwas möglichst Gescheites zu sagen. Da muss man doch viel wissen! Macht sich doch gut, wenn die Predigt oder der Vortrag zeigen, dass man sich in der aktuellen Debatte um die Stammzellenforschung ebenso gut auskennt wie in der Fußball-Bundesliga und in den aktuellen Charts. Macht sich gut, ja. Aber es macht vielleicht auch nichts, wenn man nicht immer auf dem absolut letzten Stand ist. Es sei denn, man muss sich dezidiert zu einem dieser Themen äußern. Tagesnachrichten sind Tages-Nachrichten. Jour-nalismus ist Arbeit für den Tag (jour ist das französische Wort für Tag). […]
Also nimm sie nicht ernster, als sie es verdienen.
Ich habe eine Monatszeitschrift abonniert, die Hintergrundwissen liefert. Orientierungswissen. Dazu kommen Tageszeitung und „heute journal“ oder Tagesthemen – das reicht in der Regel. Und wenn ich mal ganz schnell etwas wissen muss, frag´ ich das Internet. Das speichert all die Informationen, für die mein Kopf ohnehin zu klein ist.
Wissen ist wissen, wo´s steht, formulierte man früher keck. […]
Der amerikanische Simplicity-Experte Bill Jensen schreibt in seinem Buch „Radikal vereinfachen“, dass man 75 Prozent seiner E-Mails getrost löschen könne, ohne dass etwas passiere. […]
Wer ungeprüft alles hört und sieht und liest, was andere ihm Tag und Nacht um die Sinne schlagen – es könnte ja wichtig sein! –, kann irgendwann das Wichtige nicht mehr vom Unwichtigen unterscheiden.
Wie gut, dass es die Bibel gibt! Das Buch des Wesentlichen!
Aber Hand aufs Herz: Ihre Botschaften stolpern und flattern oft ebenso durch Hirn und Herz wie Tagesnachrichten und E-Mails. Aber das hat dieses himmlische Buch nun wirklich nicht verdient. Himmel und Erde zwischen zwei Buchdeckeln, das ist die Bibel. Lesebuch. Liebesbuch. Trostbuch. Sonntagsbuch und Alltagsbuch. Prallbuntes Leben zwischen abgrundtiefer Verzweiflung und himmelshoher Begeisterung. Gottes Wort für die Welt.
Wer sie liest und bedenkt und lebt, bekommt Orientierungswissen. Und davon kann man nicht genug kriegen. Keine Angst, „overbibled“ sind wir so schnell nicht!
Wie wahr der letzte Satz ist! „Overbibled“ zu sein wird schwer. Hanniel gibt gute Ratschläge zur atkiven Informationsverarbeitung (besonders Punkt 1)!

Kommentar verfassen