Im Zuge einer Predigtvorbereitung zu Lukas 5,1-11 musste ich mich mit der o.g. Frage auseinandersetzen. Geht es in dieser Geschichte von dem wunderbaren Fischfang und der damit einhergehenden Erkenntnis von Petrus „Herr, ich bin ein sündiger Mensch“ um die Bekehrung von Petrus? Wenn nicht, um was dann? Nach Durchsicht der Bibeltexte und unter Zuhilfenahme einiger Kommentare bin ich zu folgendem Schluss gekommen: Lukas beschreibt hier nicht die Bekehrung von Petrus. Die relevanten Bibelstellen habe ich für mich zeitlich wie folgt sortiert:
1. Johannes 1,35-42
Petrus kommt zum Glauben, nachdem ihn sein Bruder Andreas zu Jesus führt.
2. Matthäus 4,18-22 bzw. Markus 1,16-20
Petrus wird von dem Herrn Jesus zum Jünger mit einem besonderen Auftrag berufen: Er soll Menschenfischer werden. In beiden Stellen wird der Hinweis gegeben, dass er alles stehen und liegen ließ und Jesus nachfolgte. Aber das bedeutete nicht, dass er nie mehr fischen gegangen ist. Wenn es sich zutrug, dass er „mal wieder zuhause“ war, dann ging er fischen und versorgte damit bestimmt seine Familie.
3. Lukas 5,1-11
Diese Begegnung ist nicht mit der Berufung in Matthäus bzw. Markus zu verwechseln. Das wird z.B. an folgendem Detail deutlich: Matthäus und Markus beschreiben, wie die Fischer die Netze auswerfen, während Lukas feststellt, dass sie nach erfolgloser Arbeit die Netze bereits sauber machen. Es ist also eine weitere Begegnung des Herrn Jesus mit dem bereits gläubigen Petrus. Jesus möchte Petrus noch einmal seinen Auftrag deutlich machen und ihn vor allem ermutigen: Das „Fische-Fangen“ fängt gerade dann an, wenn wir mit unserer Weisheit am Ende sind. Wohl dem, der dann wie Petrus sagen kann:
Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen.
In Johannes 21 gibt es übrigens noch einmal eine ähnliche Geschichte, in der der Herr Jesus Petrus (nach der Verleugnung von Petrus & Auferstehung von Jesus) den Auftrag, Menschenfischer zu sein, wieder bewusst macht, indem er ihn m. E. mit einem erneuten wunderbaren Fischfang an das hier von Lukas notierte Geschehnis erinnert. Mich erstaunt, wie geduldig und liebevoll der Herr Jesus seine Mitarbeiter ausgebildet hat.
2 Antworten auf „Wann ist Petrus zum Glauben gekommen?“
Hallo Waldemar,
wie würdest du Lukas 22,31-32 hier einordnen?
„31 Es sprach aber der Herr: Simon, Simon, siehe, der Satan hat euch begehrt zu sichten wie den Weizen; 32 ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht aufhöre; und wenn du dich dereinst bekehrst, so stärke deine Brüder!“
Gruß
Harry
Servus, Harry.
Danke für den Hinweis auf diese Bibelstelle. Die Lösung liegt im Text, denn wenn Jesus Petrus mitteilt, dass er für ihn gebetet habe, dass sein Glaube NICHT AUFHÖRE macht er damit ja deutlich, dass der Glaube bei Petrus bereits vorhanden ist. Wenn Jesus hier von der Umkehr bzw. Bekehrung von Petrus spricht, dann tut er dies im Wissen, dass Petrus ihn verleugnen und Buße tun würde. Der Herr Jesus meint hier nicht die grundlegende Bekehrung von Petrus, sondern Umkehr bzw. Buße, wie sie sich im Leben eines Gläubigen auf der Erde immer wieder vollzieht. Nach dieser Erfahrung soll Petrus, im Glauben erhalten und gestärkt, auch seine Brüder in der Stunde der Versuchung stärken.