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Das Predigeramt aus Sicht eines Puritaners (3): Acht Beweggründe, warum Prediger auf sich Acht haben müssen

Nachdem Baxter gezeigt hat, in welchen Bereichen Prediger auf sich Acht haben müssen, nennt er acht Beweggründe, um die Prediger zu dieser Pflicht wachzurütteln.

1. Habt Acht auf euch selbst, denn ihr habt einen Himmel zu gewinnen oder zu verlieren, Seelen, die ewig selig oder ewig unselig werden; und darum müsst ihr bei euch selbst anfangen und auf euch genauso gut Acht haben, wie auf andere.

2. Habt Acht auf euch selbst, denn ihr habt eine verderbte Natur und sündige Begierden, so wie jeder andere. […] Ist nicht noch viel höllisches Feuer unausgelöscht in uns, das früher mal in unseren Herzen angezündet wurde, sind nicht so viele Verräter mitten in unserem Herzen, und wir sollten nicht Acht haben auf uns selbst? Ihr werdet doch die kleinen Kinder, solange sie noch schwach sind, gewiss nicht alleine gehen lassen, ohne ihnen wenigstens zuzurufen, dass sie sich in Acht nehmen möchten, nicht zu fallen. Ach, und wie schwach sind gerade die unter uns, welche die stärksten zu sein scheinen!

3. Habt Acht auf euch selbst, denn der Versucher wird euch größeren Versuchungen aussetzen, als andere Menschen. Wollt ihr die Anführer sein in dem Krieg gegen den Fürsten der Finsternis, so wird er euch nur so weit verschonen, wie Gott es ihm zulässt. […] Diese Art des Kampfes, die Hirten zu schlagen, damit die Schafe der Herde sich zerstreuen, wendet er schon lange an gegen Große wie gegen Kleine.

4. Habt Acht auf euch selbst, denn viele Augen sind auf euch gerichtet, und viele können euren Fall sehen. Ihr könntet keinen Fehltritt begehen, ohne dass die Welt nicht davon erfahren würde.

5. Habt Acht auf euch selbst, denn eure Sünden sind gehässiger und schlimmer, als die Sünden anderer Menschen.

Baxter nennt drei Gründe für diese Aussage:

Denn 1) sündigt ein Prediger gegen bessere Erkenntnis, 2) ist in seinen Sünden mehr Heuchelei als bei anderen Menschen, weil er ja beständig gegen die Sünde redet und 3) ist in seinen Sünden mehr Untreue als bei anderen Menschen, weil er als Diener Christi mehr freiwillige Verpflichtung dagegen übernommen hat. Was ist das für eine Treulosigkeit, einen solchen Lärm gegen die Sünde auf der Kanzel zu erheben und ihr dann im Herzen die Stätte einzuräumen, wo Gott doch wohnen sollte.

 

6. Habt Acht auf euch selbst, denn so wichtige Werke, wie wir übernommen haben, erfordern größere Gnadengaben, als anderer Leute Werke. […] Wenn ihr denn also in den schwersten Kampf, mitten unter die Feinde euch wagen wollt und die ganze Last der Hitze des Tages tragen, dann habt Acht auf euch selbst!

 

7. Habt Acht auf euch selbst, denn eures Herrn und Meisters Ehre und die Verherrlichung seiner heiligen Wahrheit und seiner heiligen Wege ist euch mehr als anderen Menschen anvertraut. Wie ihr ihm größere Dienste tun könnt als andere, so könnt ihr ihm auch mehr Schaden zufügen als andere. Je näher ein Mensch zu Gott steht, umso mehr wird sein heiliger Name durch dessen Übertretungen geschändet, ja umso mehr wird sein heiliger Name durch die Schuld von törichten Menschen auf Gott geworfen.

Baxter gebraucht die Beispiele von Eli und seinem Haus und von David, um diese These zu untermauern. Bei Eli verachteten die Leute die Opfergabe des Herrn (1. Samuel 2, 17), David gab durch seine Sünde den Feinden des Herrn Anlass zur Lästerung (2. Samuel 12, 14). Baxter warnt die Prediger anhand von Lukas 17, 1-2: „Es ist unvermeidlich, dass Anstöße zur Sünde kommen; wehe aber dem, durch welchen sie kommen! […]“. Der Herr musste mit ihnen aufgrund ihrer Vorbildfunktion schärfer verfahren, so Baxter. Die Ehre Gottes muss dem Prediger (und jedem Christen) am wichtigsten sein:

Seid ihr wirklich Christi Jünger, dann wir Gottes Ehre euch lieber sein als euer Leben. Habt daher Acht auf alles, was ihr wider Gottes Ehre tut, als ginge es an euer Leben. […] Ach, liebe Brüder, könntet ihr es wohl ertragen zu sehen, wie die Leute den Kot eurer Sünden Gott in sein heiliges Angesicht würfen? Würde euer Herz nicht brechen bei dem Gedanken, dass alle gottseligen Christen um euch her wegen eures unordentlichen Wandels Schmach erdulden müssten? […] O habt daher Acht, liebe Brüder, auf alle Worte, die ihr redet, auf alles Wege, die ihr geht, denn ihr tragt die Bundeslade des Herrn! Seine Ehre ist euch anvertraut! […] Niemals hat jemand Gott geschändet, ohne dass er nicht selbst darüber zuschanden geworden wäre. Gott weiß genug Wege und Mittel zu finden, um jeden Schandflecken abzuwaschen, der auf ihn geworfen wird: nie aber wird jemand eure Schande euch wieder abnehmen.

 

8. Letztendlich: Habt Acht auf euch selbst, denn der Erfolg von all eurer Arbeit hängt davon ab! Gott pflegt immer erst die Werkzeuge auszurüsten, ehe er sie zu großen Werken benutzt. Wenn Gottes Werk nun nicht in euren Herzen zustande gekommen ist, wie könnt ihr dann erwarten, dass er euer Arbeiten, es an anderen zustande zu bringen, segnen werde.

Baxters spricht die Nachfolger des Herrn an, um sie – so fern geschehen – von ihrer Lauheit, Trägheit und ihrem Leben in Sünde wachzurütteln. Es ist, wie ich finde, ein Aufruf in unsere Zeit. Ist mir die Ehre Gottes wichtig? Baxter ruft uns den göttlichen Beschluss aus 1. Samuel 2, 30 zu: „… wer mich ehrt, den will ich auch ehren; wer mich aber verachtet, der soll auch verachtet werden!“

VD: JL

Hinweis: Der nächste Beitrag erscheint voraussichtlich Ende August.

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