Der langmütige Gott – früher
Wenn man sich die Geschichte Israels in der Bibel ansieht, muss man auf der einen Seite fast ständig Ungehorsam der Israeliten und auf der anderen Seite immer wieder eine besondere Eigenschaft Gottes feststellen: seine Langmut.
Zum Beispiel wird in Nehemia 9 rückblickend auf die Zeit des Auszugs aus Ägypten und die Zeit danach geschaut. Das Volk Israel, das gerade von Gott aus der Sklaverei befreit wurde, murrt und möchte wieder zurück nach Ägypten. Hätte Gott nicht an dieser Stelle allen Grund mit Gericht und Strafe auf diese Undankbarkeit zu reagieren? Aber wir lesen:
Doch du bist ein Gott der Vergebung, gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Güte: du hast sie nicht verlassen. Nehemia 9,17
Wir sehen: Gott ist langmütig. Was bedeutet dieses altdeutsche Wort an dieser Stelle? Gott bleibt lange wohlgesonnen, er lässt sich nicht schnell zum Zorn reizen.
Besonders deutlich wird diese Eigenschaft Gottes auch im Römerbrief:
In den ersten Kapiteln macht Paulus deutlich, dass Heiden und Juden gleicherweise unter Gottes Zorn stehen. Keiner ist gerecht. Verdient hätten die Menschen den Zorn und das Gericht Gottes. Und trotzdem trifft das Gericht Gottes den Menschen nicht sofort, im Gegenteil er schafft einen Ausweg aus diesem Zorngericht:
„Jetzt aber ist, unabhängig vom Gesetz, jedoch bezeugt von dem Gesetz und den Propheten, die Gottesgerechtigkeit geoffenbart worden, nämlich die Gottesgerechtigkeit, die durch den Glauben an Jesus Christus für alle da ist und allen zukommt, die da glauben. Denn hier gibt es keinen Unterschied; alle haben ja gesündigt und ermangeln des Ruhmes, den Gott verleiht; so werden sie umsonst durch seine Gnade gerechtfertigt vermöge der Erlösung, die in Christus Jesus erfolgt ist. Ihn hat Gott in seinem Blute als ein durch den Glauben wirksames Sühnemittel hingestellt, damit er seine Gerechtigkeit erweise, weil die Sünden, die früher während der Zeiten der Langmut Gottes begangen worden waren, bisher ungestraft geblieben waren; er wollte also seine Gerechtigkeit in der gegenwärtigen Zeit erweisen, damit er selbst als gerecht dastehe und zugleich jeden, der den Glauben an Jesus besitzt, für gerecht erkläre.“ Römer 3, 21-26
Hier kann Langmut auch mit Aufhalten, Aufschub oder Nachsicht übersetzt werden. Denn genau das passiert: die Sünden der Gläubigen, die auf Gottes Wort hin ein Opfer brachten, wurden nicht bestraft. Das Opfertier musste sehr wohl sterben, aber der Mensch nicht. Gott hatte Nachsicht und schob das Gericht Gottes auf. Jesus traf dann das Gericht der Sünder vollends und so bekam er die Folgen der Sünde zu spüren: er starb stellvertretend für die Menschen. So sühnt Gott die Schuld der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sodass jeder Gläubige aus Gnade gerecht erklärt wird.
Der langmütige Gott – heute
Uns trifft nun kein Gericht mehr, wenn wir an Jesus glauben. Wir sind gerecht vor Gott.
Gott war langmütig gegen Israel. Und er ist es immer noch. In 2. Petrus 3, 9 wird beschrieben, dass der Grund für das bisherige Ausbleiben der Wiederkunft Christ und dem damit verbundenen Gericht für die ungerechten Menschen, deren Schuld nicht gesühnt ist, Gottes Langmut ist. Er will nicht, dass jemand verloren geht. Deshalb ist er auch heute geduldig.
Und im Vers 15 schreibt Petrus:
Und seht die Langmut unseres Herrn als [eure] Rettung an… 2. Petrus 3, 15a
Das ist die richtige Sichtweise: Gottes Langmut ist unsere Rettung.
Lasst uns ihn, unseren langmütigen und geduldigen Gott, anbeten und ihm danken für die Rettung von seinem Zorn, die wir im Glauben an Jesus Christus haben.