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Bibel & Theologie

Luther in seinen Tischreden über das Wort Gottes

Am Sonntag habe ich gemeinsam mit einigen Freunden Auszüge aus Luthers Tischreden gelesen. Hier ein paar Eindrücke, die unter der Kategorie „Gottes Wort oder die Heilige Schrift“ (das „oder“ ist nicht im Sinne einer Entscheidung zu verstehen, die Begriffe werden synonym verwendet) zu finden waren. Luther zeigt auf, dass man sich die Bibel vom Heiligen Geist erklären lassen muss:

Man soll die Heilige Schrift nicht nach unserer Vernunft messen, richten, verstehen und deuten, sondern sie  mit Gebet fleißig bedenken und ihr nachtrachten. Auch sind die Anfechtungen und der Satan ein Anlaß, daß man sie durch Übung und Erfahrung ein wenig und einigermaßen verstehen lerne. Sonst und ohne das versteht man nimmermehr etwas davon, wenn man sie auch hört und liest. Der Heilige Geist muß da allein Meister und Lehrer sein: er muß es uns lehren. Und der Jünger oder Schüler schäme sich nicht, von diesem Lehrer zu lernen. Wenn ich angefochten werde, so ergreife ich bald einen Text oder Spruch der Bibel, der mir Jesum Christum vorhält, wie er für mich gestorben ist, um davon Trost zu haben.

Um zu einem richtigen Bibelverständnis zu gelangen, muss man Arbeit und Zeit investieren:

Niemand soll denken, er habe die Schrift verstanden, er habe denn hundert Jahre die Kirche mit den Propheten, Johannes dem Täufer und den Aposteln regiert. Darum ist es ein großes Wunderwerk, Gottes Wort recht zu verstehen.

Dass ein hart erarbeitetes Bibelverständnis nicht zu Hochmut verleiten darf, zeigt diese Notiz, die Luther zwei Tage vor seinem Tod schrieb:

  1. Den Vergil in seinen Hirtengedichten kann niemand verstehen, der nicht fünf Jahre Hirte gewesen ist. […]

2. Den Cicero in seinen Briefen versteht niemand vollkommen, der nicht zwanzig Jahre an der Verwaltung eines großen Staatswesens teilgenommen hat.

3. Die Heiligen Schriften meine niemand vollkommen erfaßt zu haben, der nicht hundert Jahre mit Propheten, wie Elia und Elisa, Johannes dem Täufer, Christus und den Aposteln die Gemeinden regiert hat. Diese Äneis sollst du nicht antasten, sondern demütig ihre Spuren anbeten. Wir sind Bettler. Das ist wahr.
Am 16. Februar im Jahre 1546.

Die Zitate entstammen der von Julius Boehmer herausgegebenen Sammlung von Luthers Werken, die hier (noch) antiquarisch zu erworben werden kann.

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