Nathan Young ist Pastor in einer kleinen Gemeindegründung in Middlesbrough, unterstützt von Acts 29. Seine Gemeinde hat 15 Mitglieder. In einem Beitrag auf der Webseite der Gemeinde hinterfragt er ehrlich, wie es passieren konnte, dass er als Ältester dieser kleinen Gruppe das Potential einer jungen Frau in der Gemeinde übersehen konnte. Dabei war doch sein erklärtes Ziel, junge Leute zum Dienst in der Gemeinde auszubilden und heranzuführen. Wie konnte es selbst in einer solch kleinen Gemeinde dazu kommen, dass sie übersehen wurde?
Als Ursache führt er an, dass wir oftmals unbewusst zwei Bewertungsmaßstäbe ansetzen. Es gibt einen offiziellen, der sich an die biblischen Vorgaben hält; dann aber auch einen inoffiziellen, der auf ungeschriebenen Gesetzen beruht, z.B. dem Bildungsstand, Akzent oder Kleidungsstil. Young unterscheidet in Anlehnung an C.S. Lewis zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren: Diejenigen, die nicht dazugehören (outsider), können von diesen ungeschriebenen Gesetzen erschlagen werden. Manche, schreibt Young, verlassen am Ende die Gemeinde, desillusioniert über die Cliquen und die Kultur. Andere lernen das Spiel mitzuspielen (insider), passen sich an und bekommen so irgendwann Möglichkeiten, in der Gemeinde zu lehren, zu dienen und vielleicht sogar zu leiten. Das tückische an der Sache ist, dass hinter diesem Schubladendenken keine böse Absicht steckt. Das eigentliche Problem ist, dass man Leuten nicht vertraut, die nicht so sind wie man selbst. Wir neigen dazu, übervorsichtig zu sein und nur Leuten zu vertrauen, die die ungeschriebenen Gesetze erfüllen.
Young betont, dass es ihm nicht darum geht, den Maßstab für Heiligkeit herunterzusetzen. Heiligung ist wichtig! Aber: Das Problem, nur den Insidern zu vertrauen, entsteht ja nicht, weil man sich zu eng an den biblischen Maßstab hält, sondern weil man sich nicht eng genug an ihn hält und kulturelle Regeln zu den biblischen Anforderungen hinzufügt. Sollten Prediger unbedingt einen Abschluss haben? Müssen potentielle Älteste Krawatte und Anzug tragen? Könnte jemand, der früher mit Drogen zu tun hatte, Chorleiter werden? Natürlich sollen unsere Gemeindeglieder ein heiliges Leben führen, aber wir sollten uns hinterfragen, ob wir bei der Auswahl von Mitarbeitern nicht unbewusst subtile, ungeschriebene, kulturelle Anforderungen hinzuzufügen. So werden wir nämlich manche verborgenen Edelsteine niemals entdecken.