Lernt Griechisch zum Lateinischen, damit ihr, wenn ihr die Philosophen, die Theologen, die Geschichtsschreiber, die Redner, die Dichter lest, bis zur Sache selbst vordringt, nicht ihre Schatten umarmt …
Philipp Melanchthon
Ad fontes (=lateinisch für „zu den Quellen“) war eine der Maximen der Humanisten mit Aufkommen der Renaissance (also ab etwa 1500). Sie stellten die ursprünglichen Texte (vor allem von antiken Autoren) wieder in den Mittelpunkt ihres Denkens, da sie die zeitgenössischen, von der Scholastik betriebenen Wissenschaften zu sehr von schlechten Übersetzungen und dem ganz und gar nicht mehr klassischen Latein „verdorben“ sahen. Auch die Reformation war durchzogen von diesem Gedanken: Zurück zur Quelle, also zurück zur Schrift. Daraus resultierte die Forderung (wie z.B. von Melanchthon), die Quellen auch in ihren Originalsprachen zu lesen und dabei sprachwissenschaftliche Untersuchungen nicht zu vergessen. Luther z.B. übersetzte die Bibel direkt aus den Originalsprachen Hebräisch und Griechisch und nicht aus der lateinischen Vulgata, wie es in den Übersetzungen vor der Reformation üblich gewesen war.
„Zu den Quellen“ ist aber auch heute noch ein wichtiger Grundsatz, vor allem, wenn man sich mit (Kirchen-)Geschichte befasst. Es wäre doch zu schade, wenn wir Geschichte nur mittelbar in der Bearbeitung anderer erfahren. Also: Ad fontes – Lest wieder Originale!
Die Reformatoren sind mittlerweile selbst lange Geschichte. Wie wäre es, mal in die Schriften Luthers oder Calvins einzutauchen und die originalen Aussagen selbst zu studieren?
Viele kirchengeschichtlich relevante Texte sind mittlerweile online verfügbar. Besonders hervorheben möchte ich die Lesekammer von Andreas Janssen. Janssen hat viele (mittlerweile freie) Texte aus kirchengeschichtlichem Kontext transkribiert (also in ein heutiges Deutsch übertragen) und auf seiner Website zugänglich gemacht. Hier z.B. findet man die Briefe von Jan Hus, die man sich mit einem Klick in verschiedenen Formaten z.B. für einen E-Book-Reader herunterladen kann.
In diesem Sinne: Zurück zu den Quellen und viel Spaß beim Stöbern!