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Matthias Klaus: Was sag ich, wenn…? Argumente für Glaubensgespräche

Zu Beginn des Jahres ist dieses mit ca. 140 Seiten überschaubare und gut lesbare Werk des Mediziners Matthias Klaus erschienen, in welchem er apologetische Fragestellungen behandelt, die im Kontext der Jugendarbeit entstanden und bearbeitet wurden. Matthias ist zugleich Mitbegründer des Arbeitskreises für Wissenschaft und Weltanschauung an der Universität Hannover.

Er geht im einleitenden Kapitel zunächst auf die Frage ein, warum Apologetik wichtig ist und ob es sie überhaupt braucht. Er stellt zutreffend fest, dass viele Christen Apologetik eher geringschätzend betrachten, da sie die konsequente Trennung zwischen Glauben und wissenschaftlicher Erkenntnis unhinterfragt von ihren säkularen Zeitgenossen übernommen haben. Durch die Auslegung des Verses aus 1. Petrus 3, 15 („sondern heiligt vielmehr Gott, den Herrn, in euren Herzen! Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, [und zwar] mit Sanftmut und Ehrerbietung“) gelingt es dem Autoren aber überzeugend darzulegen, dass Apologetik keine Spielerei für christliche Hobby-Philosophen ist, sondern ein aus der Schrift hervorgehender Auftrag für jeden einzelnen Christen. Er beleuchtet fünf Aspekte:

  1. Voraussetzung der Apologetik (=Gott und sein Wort als absoluter Standpunkt)
  2. Zeitpunkt der Apologetik („jederzeit“)
  3. Inhalt der Apologetik („die grundlegenden christlichen Glaubensinhalte, die Inhalte der Bibel und des Evangeliums […] um den suchenden Menschen in unserem Umfeld zu vermitteln, dass wir seine Sorgen und Nöte und auch das Heilmittel dafür, die Wahrheit über Jesus Christus, kennen“, S. 15f.; außerdem eine Kultur zu schaffen, in welcher der christliche Glaube als ernsthafte Option wahrgenommen wird)
  4. Zielgruppe der Apologetik  („konkrete Menschen“=jedermann)
  5. Art und Weise („Mit Sanftmut“)

Das zweite behandelt die Weltanschauungen unserer Zeitgenossen. Denn nur wenn wir verstehen, wie die Menschen um uns herum denken, wie sie die Welt erklären und warum sie handeln, wie sie handeln, können wir ihnen entsprechend begegnen:

Wir müssen keine Experten oder Schreibtisch-Sonderlinge werden, die zu jedem abseitigen Thema einen druckreifen Vortrag halten können. Jedoch ist es für missionarische Gespräche eine große Hilfe, wenn wir über ein Basiswissen in diesen Bereichen verfügen (S. 24).

Der Autor geht dabei auf den Humanismus und die Aufklärung ein, welche den Menschen zum Ausgangspunkt und Ziel des Denkens und Handelns gemacht haben; beide Aspekte prägen auch heute noch das Denken unserer Gesellschaft (wenn auch z.T. vermutlich eher unbewusst).

Es folgt ein Gastbeitrag von Wolfgang Nestvogel, in welchem er darauf eingeht, wie wir unter diesen Bedingungen sinnvoll missionieren können. Nestvogel vertieft dabei die Analyse unserer Umwelt und geht auf den Faktor „Postmoderne“ ein und wie dieser unsere Mitmenschen beeinflusst. Wahrheitsverlust und Relativismus, sowie Konsum und Individualismus sind die beiden „Doppelzwillinge“, welche er als Kennzeichen unserer Zeit ausmacht. Mit der ihm eigenen Verbindung aus Präzision und Verständlichkeit vermittelt Nestvogel eine präzise Studie der aktuellen Situation. Anschließend zeigt er auf, wie man als Christ darauf reagieren kann. Auf der einen Seite besteht die Gefahr der Anpassung an den (postmodernen) Zeitgeist; hier ermutigt Nestvogel zur Konfrontation. Auf der anderen Seite macht er deutlich, dass wir Gottes Methode vertrauen dürfen und davon ausgehen sollen, dass die Vermittlung seiner Wahrheit die effektivste Mission ist:

Diese biblische Wahrheit muss uns leiten bei der Evangelisation unter Katholiken, unter Moslems, unter seelisch Kranken, unter Postmodernen, unter Menschen aus allen Gemeindeformen (S. 53).

Ein wertvolles Kapitel!

Nachdem die „theoretische“ Grundlage gelegt ist, folgen in den Kapiteln 3-6 konkrete Fragen an den christlichen Glauben, wie sie vermutlich jeder schon gehört hat. Was hat es mit der Hölle auf sich? Gewalt im Alten Testament – unterscheidet sich der Gott der Bibel eigentlich großartig zu Allah im Koran? Ist das Christentum mit seinem Wahrheitsanspruch nicht eigentlich intolerant? Wie kann ein liebender und zugleich allmächtiger Gott Leid zulassen?

Bei all diesen Fragen machen sich die Erkenntnisse der ersten Kapitel bezahlbar, denn es wird schnell deutlich, dass viele Fragen in gewisser Hinsicht auch ein Produkt des Zeitgeistes sind. Viele Zweifel bezüglich des christlichen Glaubens entstammen einer bestimmten Weltanschauung, die aber selbst nur selten hinterfragt wird. Matthias Klaus deckt diesen Zusammenhang auf, geht aber auch ganz konkret auf Erklärungen und Antworten ein.

Dieses Buch kann schon vom Umfang her keine ausführlichen Antworten liefern. Aber es bringt erste Antworten, die in vielen Kontexten auch schon genügen. Außerdem gibt es Literaturhinweise, die bei der Vertiefung eines Themas weiterhelfen können.

Mir ist bei der Lektüre vor allem der Schreibstil positiv aufgefallen; die Mischung aus gut lesbaren Formulierungen bei gleichzeitiger Informationstiefe (trotz des einführenden Charakters) machen das Buch zu einem echten Lesegenuss. Und man sollte den Entstehungszusammenhang nicht vergessen: Matthias Klaus hat das Buch aus der Jugendarbeit heraus geschrieben. Wer heutzutage in diesem Bereich unterwegs ist, wird um apologetische Fragestellungen nicht herum kommen und hat mit diesem Buch eine echte Hilfe. Klare Leseempfehlung!

Das Buch kann beim CLV erworben werden.

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