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Christ & Welt

Gibt es heute noch Pharisäer?

In manchen Cafés kann man ein Getränk namens Pharisäer bekommen: einen Kaffee mit einem Schuss Rum. Man sieht den Alkohol in dem Getränk nicht, was an die Scheinheiligkeit der Pharisäer zur Zeit Jesu erinnert. Doch ich meine nicht dieses Getränk, sondern den Menschen. Bevor wir aber auf die Frage eingehen, ob es sie heute gibt, schauen wir zunächst kurz auf die Pharisäer der Antike.

Ich lese gerade das Markusevangelium. Dabei ist mir aufgefallen, dass immer wieder von Konflikten zwischen Jesus und der Gruppe von Menschen berichtet wird, die als Pharisäer oder Schriftgelehrte bezeichnet werden. Das beginnt schon in Kapitel 2 mit der Frage, warum die Jünger Jesu an einem Sabbat Getreidekörner, die sie aus den Ähren heraus gepult hatten, aßen und geht dann in Kapitel 3 mit der Heilung eines gelähmten Mannes weiter, die Jesus auch an einem Sabbat vornahm. Obwohl ich eigentlich mit den Evangelien vertraut bin, war ich beim Lesen doch sehr entsetzt über die Reaktion der Pharisäer auf diese Heilung: Sie beratschlagen, wie sie Jesus umbringen können. Das muss man sich mal vorstellen: da sind hungrige Menschen, die ihren Hunger nicht stillen dürfen, weil Sabbat ist; da ist ein kranker Mann, der krank bleiben soll, weil Sabbat ist?!

Die Einhaltung des Sabbatgebotes (nach den Vorstellungen der Pharisäer) war ihnen offensichtlich wichtiger, als Leben zu erhalten. Statt sich zu freuen, dass ein kranker Mensch gesund wird, sind sie empört. Ihre Empörung geht sogar so weit, dass sie sich den Tod Jesu herbeiwünschen. Leben zu schützen und zu erhalten war ihnen also weniger wichtig als die Einhaltung menschlicher Gebote und somit handelten sie gegen den Willen Gottes.

Ich habe mich gefragt, ob es nicht auch uns Christen heute passieren kann, dass sie den Pharisäern gleichen? Vielleicht nicht in diesem drastischen Ausmaß, aber können nicht auch uns Menschengebote wichtiger werden als der Wille Gottes? Kann nicht unsere eigene Religion höher eingeschätzt werden als wahre Gottesfurcht? Und kann es nicht auch sein, dass wir dies gar nicht bemerken würden? Hier sind fünf hilfreiche Fragen, um sich zu prüfen:

  1. Worin findest du deine Gerechtigkeit? 
  2. Warum tust du gute Werke? 
  3. Ist deine „Religion“ eher äußerlich?
  4. Erklärst du Menschengebote als Gottes Gebote? 
  5. Findest du einen Weg, Ungehorsam zu rechtfertigen?

Diese Fragen habe ich aus einem sehr lesenswerten Artikel von James Williams „Sind wir bereits Pharisäer geworden?“ (original in englisch). Ich empfehle jedem Interessierten diesen Artikel komplett zu lesen. Auch interessant ist dieser deutsche Artikel von Evangelium21.

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