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Leben als Christ

Eine Ermutigung zur Gastfreundschaft

Ein Gastbeitrag von Waldemar Dirks:

(Anmerkung des Verfassers: Es handelt sich bei bei diesem Beitrag um eine gekürzte Version eines Kurzvortrags, der vor einer russlanddeutschen Gemeinde gehalten wurde. Der Vortragsstil ist an einigen Stellen beibehalten worden.)

Wünschen wir uns nicht, dass unsere Gemeinde wächst? Wünschen wir uns nicht mehr Liebe untereinander? Wären wir nicht gern herzlicher und vertrauter miteinander? Wie können wir es schaffen, dass Menschen sich bei uns wohler fühlen? Wie können wir es schaffen, dass jeder Einzelne in der Gemeinde froher und glücklicher wird?

Die Bibel zeigt uns einen Weg, diese Ziele zu erreichen: Gastfreundschaft!

  • Römer 12,13: „Nehmt Anteil an den Nöten der Heiligen, übt willig Gastfreundschaft!“
  • Hebräer 13,2: „Vernachlässigt nicht die Gastfreundschaft; denn durch sie haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt.“
  • 1. Petrus 4,9: „Seid gegeneinander gastfreundlich ohne Murren!“

Was ist Gastfreundschaft?

Der im Grundtext verwendete Ausdruck bedeutet wörtlich „Fremde liebend“. Es meint, jemanden Fremden nicht bitten zu lassen, sondern in Liebe zuvorzukommen. Jesus sagt sogar, dass wenn wir ein Gastmahl machen, wir diejenigen einladen sollen, von denen wir nichts zurückbekommen werden. Es ist ja nichts Besonderes, wenn wir die lieben, die uns auch lieben – denn das tun die Gottlosen auch.

Sieben Gründe, Gastfreundschaft zu praktizieren

1. Gastfreundschaft ist Gottes Vorbild für uns

Römer 15, 7: „Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre.“

Gott hat uns in Christus angenommen! Er hat uns bedingungslos angenommen, nicht als Gäste, sondern als Kinder, die bei ihm ewig zu Hause sind. Jeder, der die Liebe und Gastfreundschaft Gottes erlebt hat, ist verpflichtet, auch selbst gastfreundlich zu sein. Gastfreundschaft ist eine Folge der Liebe Gottes, die in unsere Herzen ausgegossen wurde. Wie kann ich so herzlich angenommen sein und andere nicht auf gleiche Weise annehmen? Wir geben zu: Gott hat mit uns nicht die besten Leute angenommen. Gott hat sich vielmehr die Welt der Einfältigen und Machtlosen ausgesucht; er hat sich die Geringen und Verachteten ausgesucht, die nichts gelten (vgl. 1. Korinther 1,27f.).

Christus selbst gibt uns ein großartiges Beispiel für gelebte Gastfreundschaft: Sein Leben beginnt mit einem Mangel an Gastfreundschaft, denn er wird nirgendwo aufgenommen und in einer Krippe geboren. Als Erwachsener teilt er Sein Leben mit anderen. Aber er war auch auf die Gastfreundschaft anderer angewiesen. Der gesamte Lebensstil Jesu war einladend und den Menschen zugewandt. Jesus hat mit Zöllnern und Sündern so oft gegessen, dass er als „Freund von Schlemmern und Säufern“ verunglimpft wurde. Es ist doch interessant, dass die Schriftgelehrten und Pharisäer immer wieder die Gastfreundschaft Jesu kritisierten. Sie kannten die Gebote des Alten Testaments und wussten, dass Gott sich der Fremden und Sünder erbarmt, aber dennoch war ihr Leben davon geprägt, dass sie Menschen ausschlossen. Gerade solche, die Gnade und Hilfe brauchten.

Gott hat uns in seine ewige Gegenwart eingeladen! Wir glauben, dass Gott uns nach diesem Leben auch aufnimmt! Er wird ewig bei uns wohnen und das ist die große Hoffnung über den Tod hinaus!

2. Gastfreundschaft ist Ausdruck der Liebe

Wenn wir uns noch einmal den Kontext der eingangs genannten drei Verse anschauen, sehen wir den Zusammenhang zwischen Gastfreundschaft und Liebe:

  • Römer 12: „9 Die Liebe sei ungeheuchelt! 10 In der Bruderliebe seid herzlich gegeneinander; in der Ehrerbietung komme einer dem anderen zuvor! […] 13 Nehmt Anteil an den Nöten der Heiligen, übt willig Gastfreundschaft!
  • Hebräer 13: „1 Bleibt fest in der brüderlichen Liebe! 2 Vernachlässigt nicht die Gastfreundschaft…“
  • 1. Petrus 4: „8 Vor allem aber habt innige Liebe untereinander […] 9 Seid gegeneinander gastfreundlich ohne Murren!“

Gastfreundschaft steht immer im Zusammenhang mit Liebe. Die Motivation und Kraft, gastfreundlich zu sein, kommen nicht aus Pflichtbewusstsein und guten Vorsätzen. Sie kommen aus einem Herzen, das von der Gastfreundschaft und Liebe Gottes bewegt ist.

Wir müssen hier den ursprünglichen Kontext beachten. Die Gemeinden damals waren multikulturell. Sie waren so verschieden, doch dann hat die Liebe Gottes sie alle zusammengeholt. Ihre Liebe drückte sich in einer herzlichen Annahme und Zusammengehörigkeit aus.

3. Gastfreundschaft ist ein Gebot Gottes

Gastfreundschaft ist ein Gebot für alle Gläubigen und nicht bloß eine Option. Jeder Christ soll sich ein Vorbild an Gott nehmen. Selbstverständlich gibt es Menschen, die eine besondere Begabung dafür haben, eine freundliche und einladende Atmosphäre zu schaffen, oder besonders herzlich und extrovertiert zu sein. Aber alle Christen sind aufgefordert, gastfreundlich zu sein. Gastfreundschaft hängt nicht von den Gästen und ihrem Verhalten ab, sondern von Gott selbst, der gastfreundlich ist und sogar seine Feinde liebt. Wir sollen also zu allen gastfreundlich sein, auch wenn unsere Bemühungen nicht wertgeschätzt werden.

4. Gastfreundschaft ist eine Gelegenheit zur Mission

Gastfreundschaft ist ein Weg, um zu missionieren. Es spiegelt das Evangelium wider und ist in unserer gegenwärtigen westlichen Welt ein Türöffner für das Evangelium. In unserer Gesellschaft zerbrechen die Familien, das Internet macht die Menschen immer oberflächlicher. In England hat die größte Studie über Einsamkeit ergeben, dass 40% der Jugendlichen (16-24 J.) und 29% der Senioren (65-74 J.) einsam sind und keine echten Freunde haben.

Menschen suchen nach echten Freundschaften. Sie sehnen sich nach einem Zuhause. Und wenn sie erleben, dass sie geliebt und geschätzt sind, werden sie das Evangelium der Liebe Gottes mit ganz anderen Ohren hören.

5. Gastfreundschaft fördert Liebe und Einigkeit

Gastfreundschaft ist ein Schlüssel für tiefe Gemeinschaft innerhalb einer Gemeinde. Tiefe Beziehungen entstehen nicht im öffentlichen Raum, sondern im privaten Zuhause. Eine Einladung zum Essen kann sehr einfach Brücken zwischen Alt und Jung, Familien und Kinderlosen, Deutsche und Migranten, dem Arzt und der Putzfrau bauen.

6. Gastfreundschaft bringt uns Segen

Hebräer 13,2: „Vernachlässigt nicht die Gastfreundschaft; denn durch sie haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt.“

Man weiß nie, wie bedeutend die Aufnahme eines Gastes sein kann. Der Vers nimmt Bezug auf einige Beispiele aus dem Alten Testament. Dort hat sich manch ein Besucher als weit mehr herausgestellt, als er zu sein schien. So können wir durch die Aufnahme eines „Fremden“ Freundschaften schließen, göttliche Botschaften erhalten, Hilfe erfahren, Trost bekommen und Segen empfangen.

7. Gastfreundschaft erweitert unseren Horizont

Gleichgesinnte sind gern beieinander und sind sich in vielen Dingen einig. Aber das birgt die Gefahr der Einseitigkeit. Es tut gut, auch andere Sichtweisen zu hören. Der Austausch mit anderen erweitert unseren Horizont und hilft die Gedanken zu ordnen. Schon Goethe hat darauf hingewiesen, dass uns Widerspruch produktiv macht. Zerstörerische Parteiungen und Ansichten bilden sich schnell, wenn einseitiger Austausch stattfindet!

3 Schritte zur Anwendung

1. Wachse in der Erkenntnis der Liebe Gottes!

  • Bin ich mir bewusst, wie sehr Gott mich geliebt hat?
  • Ist mein Alltag von der Liebe Gottes geprägt?

2. Tue Buße!

  • Verurteile ich Personen im Herzen?
  • Bin ich egoistisch oder stolz?
  • Bin ich exklusiv? (D.h.: Lebe ich nur in Verwandtschafts- und Freundeskreisen? Werden andere ausgegrenzt?)
  • Habe ich falschen Prioritäten? (Z.B.: „Was werden die denken?“, „Unser Wohnzimmer ist zu klein!“, „Was sollen wir reden?“)

3. Plane konkrete Schritte!

  • Halte Ausschau nach Besuchern (in der Gemeinde).
  • Erstelle eine Liste von Leuten, die man einladen kann (z.B. Witwen, Leute ohne Verwandtschaft, Neue in der Gemeinde).
  • Sei vorbereitet, jemanden aufzunehmen.
  • Vertraue auf Gottes Kraft mehr als auf deine Begrenztheit.
  • Nimm dir vor, dein geistliches Leben zu teilen (Luthers Tischreden sind ein großartiges Zeugnis für geistlichen Austausch).

Ich bin davon überzeugt, dass wenn wir anfangen, Gastfreundschaft zu leben, unsere Gemeinde wachsen wird, wir uns gegenseitig mehr lieben werden und unser persönliches Leben reicher, schöner und glücklicher werden wird – und Gott wird verherrlicht!

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