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Leben als Christ

Francis Schaeffer: Loyalität gegenüber Christus

Francis Schaeffers Erfahrungen mit Gesetzlichkeit zerstörten beinahe seinen Glauben. In der Nachfolge Christi fand er einen Weg heraus aus der Krise.

Der Name Francis Schaeffer steht heute vor allem für eine kulturrelevante Apologetik. Er setzte sich als Christ mit anderen Weltanschauungen, Musik, Literatur und Kunst auseinander. Ich habe in der Anfangszeit des Blogs einige Zitate aus dem Buch Was wir von Francis Schaeffer lernen können kommentiert und veröffentlicht.

Wahrheit ohne Liebe

Was manche nicht wissen: Bevor Schaeffer seine bahnbrechende Arbeit in der Kommunität L’Abri begann, hatte er eine tiefe geistliche Krise. Wie kam es dazu? Schaeffer war in seinen frühen Jahren Pastor in einem Gemeindekontext, der sehr viel Wert auf Bibeltreue, Heiligkeit und Absonderung legte. Doch Abgrenzung wurde zunehmend zum Hauptmerkmal. Zweitrangige Themen gerieten in den Fokus und die Predigt des Evangeliums wurde vernachlässigt. Der Kampf gegen den Liberalismus und für die Reinheit der Kirche wurde schließlich so erbittert und lieblos geführt, dass Schaeffers Glaube fast daran zerbrach. Was nützt der Einsatz für Wahrheit, wenn er nicht mit Liebe einhergeht? Schaeffer gesteht in einem Brief:

„Deine Worte ‚Ich habe meine Bibel benutzt, um diejenigen zu erschlagen und in Verlegenheit zu bringen, die sie nicht so sahen und verstanden, wie ich es tat. Ich bereue diese Zeit meines Lebens. Unsere eigene Stärke, unser Eifer und unser Enthusiasmus enden gewöhnlich wie der Schwertangriff des Petrus – im Verrat an dem Einen, den wir lieben‘ – das ist meine eigene Erfahrung gewesen.“ (Letters of Francis A. Schaeffer, S. 68)

Das Problem der ganzen „bibeltreuen“ Bewegung, der Schaeffer angehörte, war „der völlige Mangel an Liebe unter vielen Leitern der Bewegung – so sehr, dass sie sich mit Hass, Bitterkeit und brutalen Methoden füllte, die sich nicht nur gegen ihre liberalen Gegner, sondern zunehmend auch innerhalb der Bewegung gegeneinander richteten.“ (Letters, S. 13) Daraus entwickelt sich eine sündhafte Abwärtsspirale, der man nur schwer entkommen konnte:

„Ich habe Männer, die mir am Herzen liegen, beobachtet, wie sie von Ungerechtigkeiten gegenüber anderen, Unterstellungen und Halbwahrheiten beunruhigt wurden, und wie sie sich dann daran gewöhnten, diese Dinge zum ‚Wohl der Sache‘ oder zum ‚Wohl der Bewegung‘ zu entschuldigen […]. Oder sie haben sich irgendwann einmal zu Wort gemeldet und wurden ‚liquidiert‘.“ (Letters, S. 54)

Diese Dynamik zerstörte den Glauben vieler Anhänger der Bewegung. Schaeffer kam schließlich an den Punkt, an dem ihm klar wurde, dass dies so grundlegend falsch ist, dass er es als „falsches Christentum“ und eine „Irrlehre der Praxis“ bezeichnete (Vgl. Letters, S. 14). Er ging dabei jedoch nicht so weit, seinen ehemaligen Weggefährten das Christsein abzusprechen.

Christus nachfolgen

Der Weg aus der Krise heraus begann für Schaeffer mit der Entdeckung echten geistlichen Lebens; in der Nachfolge Christi. Er schreibt darüber in Geistliches Leben – was ist das?, was er als sein wichtigstes Buch bezeichnet. Damit geht für ihn eine Abkehr von der überzogenen Loyalität gegenüber Menschen und Organisationen einher:

„es gab (in der separatistischen Bewegung) eine enorme Forderung nach Loyalität gegenüber menschlicher Leiterschaft…. Das macht mir Angst für die Zukunft. Ich für meinen Teil fühle mich zunehmend in die andere Richtung gelenkt: Wenn wir den vollkommenen Segen Gottes erfahren wollen, darf es keine endgültige Loyalität gegenüber menschlicher Führung von Organisationen oder auch nur gegenüber Organisationen als solchen geben. Vielmehr müssen wir uns gegenseitig dazu drängen, nicht einmal den lehrmäßigen Grundsätzen über Christus endgültige Autorität zu verleihen, sondern nur der Person Christi. […] Das Problem liegt nicht in der Loyalität oder mangelnden Loyalität gegenüber einer ‚Sache‘ oder ‚Bewegung‘, sondern in der Loyalität gegenüber der Person Christi.“ (Letters, S. 52.54)

Das ist keine einfache Forderung. Schaeffer schreibt in einem Brief, dass der Bruch mit der Bewegung für ihn bedeutete, alles hinter sich zu lassen, wofür er sich 20 Jahre seines Lebens eingesetzt hatte. Es bedeutete, zum Feind derer zu werden, an deren Seite er gekämpft hatte:

„Ich bin eine lange Zeit auf dem Zug geblieben, bis seine Geschwindigkeit ziemlich hoch war. Mein Ausstieg war schmerzhaft, und ich bin mir sehr wohl bewusst, dass die blauen Flecken, die ich bisher erlitten habe (vor allem durch unbegründete Unterstellungen), nicht das Ende dessen sind, was ich als Preis dafür zahlen muss, dass ich meine Meinung – vor dem Herrn – geäußert habe. Aber kein Preis ist zu hoch, um ein freies Gewissen vor Gott zu haben.“ (Letters, S. 54)

Christusnachfolge bedeutete schon immer „sein Kreuz auf sich zu nehmen“. Aber sie hat gleichzeitig auch die Verheißung der Auferstehung. Schaeffer schreibt erleichtert, als er kurz vor dem endgültigen Bruch mit der Bewegung steht:

„Ich fühle mich wirklich so erleichtert wie seit Jahren nicht mehr. Ich weiß nicht, was das alles für meine Beziehung zu der Bewegung bedeutet, aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich, so Gott will, diese Freude, die ich vor dem Herrn habe, nicht aufgeben möchte. Es gibt nichts, wofür es sich lohnen würde, wieder zu dem schwarzen Humor zurückzukehren, der mich begleitete.“ (S. 33)

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