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Leben als Christ

Nicht lamentieren

Manche politischen Entwicklungen machen Christen zurecht Sorge. Wie sollen sie darauf reagieren?

Wir leben in einer gottlosen Zeit. Der Niedergang des Westens scheint sich abzuzeichnen. Das zeigt sich im politischen Raum sehr deutlich. Es reicht, ein paar Schlagworte in den Raum zu stellen: Transgender, Kinderrechte, übertriebener Klimaschutz, Abtreibung, Homosexualität usw. Carl Trueman geht in seinem neuen Buch The Rise and Triumph of the Modern Self auf die Ursprünge mancher dieser Themen ein. Er spricht mir aus dem Herzen, wenn er über die grundsätzliche Haltung schreibt, die Christen einnehmen sollten (S. 29):

„Das Klagen ist in vielen konservativen und christlichen Kreisen weit verbreitet, ich habe es mir selbst auch schon erlaubt. Zweifellos hat der ciceronische Ausruf ‚O tempora! O mores!‘ seinen therapeutischen Reiz in einer therapeutischen Zeit wie der unseren, sei es als eine Form der pharisäischen Selbstbestätigung, dass wir ja nicht sind wie die anderen, z.B. wie die in der LGBTQ+-Bewegung, oder um uns selbst davon zu überzeugen, dass wir die besondere Erkenntnis erlangt haben, die uns über den belanglosen Verzauberungen und oberflächlichen Vergnügungen dieses gegenwärtigen Zeitalters schweben lässt. Aber in Bezug auf positives Handeln bringt das Lamentieren wenig und bewirkt gar nichts. Es wird wirklich jedem kompetenten Historiker unmöglich sein, nostalgisch auf ein vergangenes goldenes Zeitalter zurück zu blicken. Welche Zeit war besser als unsere? Die Zeit, als wir noch kein Antibiotika kannten, als eine Geburt oder selbst kleine Schnittwunden zu Blutvergiftung und Tod führen konnten? Die großen Zeiten des neunzehnten Jahrhunderts, als die Kirche kulturell mächtig war und die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau ein Leben lang hielt, aber kleine Kinder in Fabriken arbeiteten und Schornsteine fegen mussten? Oder die Zeit der wirtschaftlichen Depression in den 20ern? Der Zweite Weltkrieg? Die Zeit des Vietnam-Krieges? Jedes Zeitalter hat seine dunklen Seiten und Gefahren. Die Aufgabe von Christen ist es nicht, über die Zeit zu jammern, in der sie leben, sondern ihre Probleme zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren.“

Trueman will der Gemeinde sicher nicht die rechtmäßige Klage versagen. Das Klagen hat seinen Platz. Aber er spricht sich gegen ein Lamentieren aus, das sich nicht wirklich an Gott wendet und nur zur eigenen Rechtfertigung dient. Das hilft uns nicht weiter.

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