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Bibel & Theologie

Der Prophet Haggai (4): Was Gott will, ist ein hingegebener Dienst (Hag 2,10-19)

Nachdem Haggai das Volk zur Wiederaufnahme des Tempelbaus ermahnt hat (1,1-15), sie in einer schweren Phase ermutigt hat (2,1-9), belehrt er sie nun über die rechte Art des Gottesdienstes (2,10-19). Dazu erhält er den Auftrag die Priester aufzusuchen und ihnen zwei Fragen zu stellen. Haggai betritt der Opferplatz und stellt den geistlichen Führern die erste Frage:

„Wenn jemand heiliges Fleisch (= Opferfleisch) im Zipfel seines Gewandes trägt und mit seinem Zipfel Brot oder Gekochtes, Wein, Öl oder sonst irgend etwas Genießbares berührt: wird dieses dadurch heilig?“ (Hag 2,12)

Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Nein!“ Der profane Gegenstand, wie das Brot wird nicht dadurch heilig, dass er in Berührung mit einem geheiligten Objekt kommt. Wenn wir uns die Situation des Volkes vor Augen führen, dass gerade mit neuem Elan an der Wiedererrichtung des Tempels arbeitet, können wir erahnen, was Gott ihnen damit sagen möchte. Sie sahen den Tempelbau als ihr Werk an und meinten sich durch ihr Tun bei Gott angenommener zu wissen. Sie standen in der Gefahr zu denken, dass die Arbeit am Heiligen sie persönlich heiliger machen würde. Womöglich waren sie gerade dabei den Eckstein für das Allerheiligste zu legen und stritten darum, wer die heilige und (in ihren Augen) heiligende Tätigkeit ausführen durfte. Sie definierten ihre Heiligkeit von ihrem Tun.

Direkt nach der Antwort stellt Haggai den Priestern die zweite Frage:

„Wenn aber ein durch eine Leiche Verunreinigter irgendeins von derartigen Dingen berührt, wird es dadurch unrein?“ (Hag 2,13)

Dieses Mal antworten die Priester mit einem eindeutigen „Ja“. Die verunreinigte Person überträgt die Unreinheit auf den profanen Gegenstand. Eine Leiche war ein Sinnbild für Unreinheit. Wer damit in Berührung kam, der war verunreinigt und durfte beispielsweise nicht am Passah teilnehmen. So wie ein fauler Apfel in einer Box, die ihn umgebenden zum Faulen bringt, ebenso überträgt sich die Unreinheit.

Dann folgt die Übertragung dieser beiden Beispiele auf das jüdische Volk.

„›Ebenso steht es um diese Leute, und ebenso ist dieses Volk da in meinen Augen beschaffen‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ›und ebenso steht es mit allem Tun ihrer Hände und mit dem, was sie mir dort als Opfer darbringen: es ist unrein!‹“ (Hag 2,14)

Mit den beiden Fragen macht Gott den Juden zweierlei deutlich:

I. Der Dienst für Gott macht ein ungehorsames Herz nicht heiliger!

Euer äußerer Gehorsam kann euer Inneres nicht heilen. Du kannst eine noch so heilige Tätigkeit ausüben, du kannst die Mauern des Allerheiligsten errichten oder das Abendmahl austeilen, du selbst wirst dadurch nicht (ge-)heiligter. Du kannst jeden Sonntag den Gottesdienst besuchen und selbst die Gebetstunde nie vernachlässigen: Das allein heiligt dich nicht, macht dich nicht vor Gott angenehmer!

II. Der Ungehorsam entheiligt den Dienst!

Euer Ungehorsam entheiligt selbst die heiligste Tätigkeit. Wenn dein Tun, nicht von einem hingegebenen, gehorsamen Herzen zu Gott getrieben sind, dann hat Gott kein Wohlgefallen daran. Oder anders gesagt: Gott hat keine Lust auf deinen äußeren Gehorsam, wenn dein Herz keine Lust an ihm hat!

Beide Wahrheiten sind zwei Seiten einer und derselben Münze und müssen doch beide bedacht werden. Väterlich wie Gott ist, bleibt er nicht bei der Belehrung stehen, sondern gibt die Zusicherung seines Segens, wo Bereitschaft zum Gehorsam da ist.

„So achtet nun aufmerksam darauf, von diesem Tag an und weiterhin, vom vierundzwanzigsten Tag des neunten Monats an, von dem Tag an, da der Grundstein zum Tempel des HERRN gelegt worden ist, achtet darauf! […] Von diesem Tag an will ich segnen!“ (Hag 2,18)

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