Beim Durchschauen einer älteren pro-Ausgabe wurde ich auf die Vorstellung von Tim Keller´s Buch „Es ist nicht alles Gott was glänzt“ (hier zu erwerben) aufmerksam. Neben der Buchvorstellung, ist auch eine kurze Leseprobe vorhanden. Vielleicht interessiert sich ja jemand für das Buch. Hier die Leseprobe. Tim Keller schreibt:
Henry und Kevin, zwei Männer aus meiner Gemeinde, verloren innerhalb kurzer Zeit beide ihren Arbeitsplatz. Beide waren von ihren Chefs ungerecht behandelt worden und kamen zu mir in die Seelsorge. Henry vergab seinem Chef, sein Leben ging weiter, und ihm ging es bald wieder recht gut. Aber Kevin konnte das Unrecht, das er erfahren hatte, nicht vergessen. Er hielt an seiner Verbitterung fest und wurde zynisch, was sich negativ auf seinen weiteren beruflichen Werdegang auswirkte. Einige Leute versuchten, ihn gefühlsmäßig aufzubauen. Doch je mehr Mitgefühl ihm die Menschen entgegenbrachten, desto mehr fühlte er sich in seiner Wut bestätigt, und sein Selbstmitleid wuchs. Andere versuchten, ihn zu motivieren („Komm schon! Das ist vorbei. Es ist Zeit für etwas Neues!“). Aber das funktionierte genauso wenig. Das Evangelium „funktioniert“ anders. Es versucht nicht, an die Gefühle oder den Willen zu appellieren. Es fragt: Was hat sich an die Stelle von Jesus gesetzt und ist zu deinem tatsächlichen Erlöser geworden? Was vermittelt dir deinen Selbstwert? Was immer die Antwort ist, das ist der Götze. Um Veränderung zu erfahren, muss dieser Götze erkannt und entfernt werden. Kevin hatte aus seiner beruflichen Laufbahn seine Selbstbestätigung gezogen. Als er beruflich scheiterte, fühlte er sich verdammt. Er war wie gelähmt, weil die Grundlage seiner Identität weggebrochen war. Nichts konnte ihm helfen, bis er verstand, dass er seinen Beruf zur Selbsterlösung missbraucht hatte. Es reichte in seinem Fall nicht, seinem Chef zu vergeben. Sein tieferliegendes Problem war, dass er etwas anderes außer Jesus als Erlöser betrachtet hatte. Wenn wir Probleme und emotionale Störungen haben, die sich einfach nicht auflösen wollen, dann gibt es immer ein zugrunde liegendes Verlangen, Verhaltensmuster, eine Einstellung oder ein Gefühl, das das Problem aufrechterhält. Wir müssen die Ursache aufspüren, um wieder Frieden zu finden. Schließlich verstand Kevin, dass er zwar vom Verstand her daran glaubte, dass er von Gott geliebt wurde und mit dessen Gnade beschenkt war, aber diese Wahrheit erfüllte sein Herz nicht und hatte wenig Einfluss auf seine Vorstellungswelt. Was sein Chef zu ihm gesagt hatte, wog viel schwerer als alles, was der König des Universums über ihn sagte. Eine Kassette oder CD kann man anhören, während man andere Dinge tut. Das Anschauen eines Filmes nimmt einen aber viel mehr gefangen. Die Bilder regen unsere Fantasie an. So ähnlich verhält es sich mit dem Wissen um die Liebe Jesu. Kevin wusste vom Verstand her vieles über Jesus, aber es war nicht bis in sein Herz vorgedrungen. Was kann man dagegen tun? Wie können wir aus den Wahrheiten des Evangeliums einen Film machen, sodass er uns ganz ausfüllt und unser Denken und Handeln beeinflusst? Dazu braucht es die sogenannten „geistlichen Übungen“, beispielsweise das persönliche Gebet, Gottesdienste und Zeiten des intensiven Nachdenkens über Gottes Wort. Wer diese Übungen zu einem festen Bestandteil seines Alltags macht, wird erleben, wie aus verstandesmäßig erfassten Inhalten fühlbare Wahrheiten werden, die unser Herz und unsere Fantasie erfüllen und unser Leben verändern. Die Ausübung dieser geistlichen Disziplinen ist im Grunde genommen auch Anbetung und durch Anbetung werden die Götzen aus unserem Herzen verdrängt. Man kann die Götzen nicht gedanklich überwinden, sondern man muss mit dem Frieden Christi erfüllt sein, der aus der Anbetung erwächst. Die rationale Beschäftigung mit der biblischen Wahrheit hat durchaus ihre Berechtigung, aber dann müssen diese Wahrheiten auch in das Leben integriert werden, damit sie das Herz erfüllen und Veränderung herbeiführen. Und das braucht Zeit.