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Bibel & Theologie

Der Prophet Haggai (2): Der Weg zu einem brennenden Herzen (1,1-15)

Es war der erste Tag des Monats, nach dem jüdischen Mondkalender also Neumond, als Gottes Wort durch Haggai an den geistlichen Leiter Jeschua und an den politischen Führer Serubbabel erging. Jeder Monat wurde mit dem Blasen in die Trompeten, ähnlich unseren Turmglocken, und mit besonderen Opfern auf dem Tempelplatz begangen[1]. Die Besonderheit dieses Tages nutzt Haggai um seine Botschaft einer großen Zuhörerschaft zu verkünden.

Seine Botschaft ist ein dreifacher Aufruf:

  • Gebt eure Gleichgültigkeit auf (1,1-4)!
  • Erkennt die Vergeblichkeit eurer eigensüchtigen Bemühungen (1,5-11)!
  • Legt Hand an am Reich Gottes (1,12-15)!

I. Gebt eure Gleichgültigkeit auf (1,1-4)!

„Die Zeit, den Tempel des HERRN wieder aufzubauen, ist jetzt noch nicht gekommen!“ (Hag 1,2), das war die Einstellung des Volkes, wenn es an das Haus Gottes dachte. Der Tempelbau stand auf der ToDo-Liste bei den Juden ziemlich weit unten. Das Projekt Gottes lag unter einem Stapel an Projekten, die alle eine viel höhere Priorität hatten. Sie waren gleichgültig gegenüber dem Auftrag geworden, den ihnen der König Kyros mit auf den Weg nach Jerusalem gegeben hatte:

„Wer also unter euch allen zu seinem Volke gehört, mit dem sei sein Gott, und er ziehe hinauf nach Jerusalem in Juda und baue dort das Haus des HERRN, des Gottes Israels; das ist der Gott, der in Jerusalem wohnt.“ (Esr 1,3)

Der Gottesdienst war für die Juden unweigerlich mit dem Tempel verbunden. Der Tempel war die alleinige Stelle an der geopfert wurde und der Ort, an welchem die Herrlichkeit Gottes wohnte. Doch der Gottesdienst und Gott bedeuteten dem Volk wenig. Es gab genug Argumente den Tempelbau liegen zu lassen: „Der Widerstand ist zu groß! Die Familie muss ja auch versorgt und einquartiert werden!“ Ausreden gab es genug. Däcksel kommentiert:

Der träge Wille, der Mühe und Opfer scheut, hat immer die Entschuldigung bei der Hand: „es ist noch nicht Zeit!“ Morgen, morgen nur nicht heute.[2]

Wenn du an deine Gemeinde oder die Verbreitung des Evangeliums denkst, was beherrscht dich da: Leidenschaft oder träge Gleichgültigkeit?

II. Erkennt die Vergeblichkeit eurer eigensüchtigen Bemühungen (1,5-11)!

Sie hatten sich viel Mühe gegeben, um persönlichen Erfolg zu haben, doch jegliches Bemühen war eine Sisyphusarbeit: sie war vergeblich. Das führte Haggai ihnen nun vor Augen:

„Achtet doch aufmerksam auf eure Wege! Ihr sät viel und bringt wenig ein; ihr esst und werdet doch nicht satt; ihr trinkt und habt doch nicht genug; ihr kleidet euch und werdet doch nicht warm; und wer einen Lohn verdient, der legt ihn in einen durchlöcherten Beutel!“ (Hag 1,5-6)

Ihre Ernte war viel magerer als erwartet. Ihr Lohn rutschte ihnen wie Sand durch die Finger. Diese Umstände trieben sie womöglich an, noch mehr Zeit und Eifer in ihre Geschäfte zu stecken. Umso weniger Zeit hatten sie für den Tempel. Doch Gott half ihnen durch Haggai, die Umstände bzw. besser gesagt die Missstände, richtig zu interpretieren: Die Missstände sind nicht die Folge ihrer laschen Arbeit auf dem Feld, sondern die Frucht ihrer trägen Arbeit am Tempel!

„Ihr habt viel erwartet, doch siehe, es wurde wenig daraus; und brachtet ihr es heim, so blies ich es weg! Warum das? So spricht der HERR der Heerscharen: Um meines Hauses willen, das in Trümmern liegt, während jeder von euch eilt, um für sein eigenes Haus zu sorgen!“ (Hag 1,9)

Ihr Streben und ihr Eifer waren vergeblich und brachten nicht das erwartete Ergebnis, weil sie sich in der Hauptsache um die Nebensache sorgten.

Fühlst du dich manchmal so leer und empfindest dein Tun als vergeblich? Ein Highlight muss das andere jagen, damit wir die Leere nicht spüren? Kann es sein, dass es daran liegt, dass du für dich lebst statt für das Reich Gottes?

III. Legt Hand an am Reich Gottes (1,12-15)!

Nachdem Gott das Volk aufruft ihre gleichgültige Haltung dem Tempel gegenüber abzulegen und zu erkennen, dass die Vergeblichkeit ihres Tuns auf ihre verschobenen Prioritäten zurückzuführen ist, ruft er sie auf: Geht das Werk an, ich bin mit euch!

Da hörten Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und Jeschua, der Sohn Jozadaks, der Hohepriester, und der ganze Überrest des Volkes auf die Stimme des HERRN, ihres Gottes, und auf die Worte des Propheten Haggai, weil der HERR, ihr Gott, ihn gesandt hatte; und das Volk fürchtete sich vor dem HERRN. Da sprach Haggai, der Bote des HERRN, im Auftrag des HERRN zum Volk: Ich bin mit euch!, spricht der HERR. Und der HERR erweckte den Geist Serubbabels, des Sohnes Schealtiels, des Statthalters von Juda, und den Geist Jeschuas, des Sohnes Jozadaks, des Hohenpriesters, und den Geist des ganzen Überrestes des Volkes, sodass sie kamen und die Arbeit am Haus des HERRN der Heerscharen, ihres Gottes, in Angriff nahmen, [und zwar] am vierundzwanzigsten Tag des sechsten Monats, im zweiten Jahr des Königs Darius.“ Hag 1,12-15

Es sind dreieinhalb Wochen vergangen seit Gott Haggai zum Volk gesandt hat. Am 24-sten Tag sehen wir den nicht zu erwartenden, enormen Erfolg: Das Volk lässt sich aus der Trägheit wachrütteln, sie fürchten nun nicht die Nachbarn, sondern Gott (1,12). Sie greifen sich das Werkzeug aus ihrem Schuppen und marschieren zum Tempelplatz.

Wo der Mensch an Gottes Werk geht, ist Gott mit seinem Segen dabei! „Ich bin mit euch!, spricht der HERR.“ Interessant ist die Parallele zum Auftrag an die neutestamentliche Gemeinde, wo Appell und Segensverheißung ebenso zusammengehen:

„So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker […]. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen.“ (Mt 28,19-20)

Sollte das nicht Ansporn genug sein mit neuem Elan an Gottes Werk zu gehen?

[1] 4Mo 10,10 & 4Mo 28,11-15

[2] Däcksels Kommentar zu Hag 1,4

Eine Antwort auf „Der Prophet Haggai (2): Der Weg zu einem brennenden Herzen (1,1-15)“

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