Durch die Lektüre von Geld, Besitz und Ewigkeit bin ich zurzeit für diese Thematik sensibilisiert und bemerke beim Lesen in der Bibel immer wieder Aussagen dazu. So habe ich beim Lesen von Sprüche 11 einige Verse entdeckt, die ganz praktisch dazu auffordern, was Alcorn in seinem Buch beschreibt:
Wer lebt, wie Gott es gefällt, darf lauter Gutes erwarten; doch wer Gott missachtet, hofft nur auf Zorn. Mancher teilt mit vollen Händen aus und bekommt doch immer mehr, / ein anderer spart über Gebühr und wird doch arm dabei. Wer andern Gutes tut, dem geht es selber gut, / wer anderen Erfrischung gibt, wird selbst erfrischt. Wer in Notzeiten Getreide hortet, wird von den Leuten verwünscht, / wer es aber verkauft, den segnen sie.
Sprüche 11, 23-26
Besonders der nächste Vers hat es in sich:
Wer auf sein Geld vertraut, kommt zu Fall; / doch wer gottgefällig lebt, wird sprossen wie das frische Grün.
Sprüche 11, 28
Auf sein Geld vertrauen – wie äußert sich das? Wenn wir zum Beispiel den Zehnten einbehalten mit dem Vorwand, wir müssten erst sparen, damit wir später den Zehnten geben können, oder wir sparen, damit wir für unvorhersehbare Ausgaben gewappnet sind, und geben deshalb den Zehnten nicht, vertrauen wir dann nicht auf das Geld anstatt auf Gott? Vielleicht denkst du auch, du hast (noch) nicht Geld, auf das du vertrauen kannst, du möchtest aber reich werden?! Paulus schreibt an Timotheus ganz ähnlich. Er warnt diejenigen, die den Wunsch haben, unbedingt reich zu werden, dass sie fallen können. Die Liebe zum Geld ist laut Paulus sogar eine Gefahr, vom Glauben abzuirren:
Wer unbedingt reich werden will, wird sich in einem Netz von Versuchungen verfangen und allen möglichen unsinnigen und schädlichen Wünschen erliegen, die einen Menschen zugrunde richten und ins Verderben stürzen. Denn die Liebe zum Geld ist eine Wurzel für alles Böse. Manche sind ihr so verfallen, dass sie vom Glauben abgeirrt sind und sich selbst die schlimmsten Qualen bereitet haben.
1. Tim. 6, 9-10
Was ist hier die angemessene Reaktion? Wir sollten ein gottgefälliges Leben (Sprüche) anstreben und die Gerechtigkeit, Gottesfurcht, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Freundlichkeit anstreben (Paulus an Timotheus).
Vielleicht sollte ich, um nicht falsch verstanden zu werden, hinzufügen, dass ich die Lösung nicht in der Askese sehe, also darin auf alles zu verzichten, ein möglich armes Leben um der Armut willen zu führen und und sich so Gottes Wohlgefallen zu erarbeiten. Paulus spricht in dem eben erwähnten Brief im Kapitel 4 darüber und macht deutlich, dass Askese Kennzeichen der Irrlehrer ist. Auch Alcorn deckt in seinem Buch schon am Anfang schonungslos die verkehrten Annahmen des Asketentums auf.
Geld und Besitz ist an sich nicht schlecht. Die Frage ist nur, ob wir unser Vertrauen darauf setzen und ob wir bereit sind, damit Gutes zu tun, wie Paulus dann abschließend treffend formuliert:
Ermahne die, die nach den Maßstäben dieser Welt reich sind, nicht überheblich zu sein und ihre Hoffnung nicht auf den unsicheren Reichtum zu setzen, sondern auf Gott. – Denn Gott gibt uns alles reichlich, was wir brauchen, und wir dürfen es genießen. – Sie sollen Gutes tun, freigebig sein und ihren Besitz mit anderen teilen. Wenn sie so in guten Werken reich werden, schaffen sie sich einen sicheren Grundstock für die Zukunft und werden das wirkliche Leben gewinnen.
1. Tim. 6, 17-19
3 Antworten auf „Geld oder Gott? Eine Vertrauensfrage“
Hallo,
gibt es im neuen Testament einen Vers, der auch besagt, dass man Gott den Zehnten spenden sollte?
Ich bin beim Bibellesen auf den Vers gestoßen aus 1. Korinther 16,2: „An jedem * ersten Tag der Woche lege ein jeder von euch bei sich etwas zurück und sammle an, soviel ihm möglich ist, damit die Sammlung nicht erst dann geschieht, wenn ich komme.“
Das klingt so, als ob man alles spenden sollte, was man nicht zum Leben benötigt.
Hallo Marianne,
in Matthäus 23, 23 wirft Jesus den Pharisäern und Schriftgelehrten vor, dass sie es zwar mit dem Geben des Zehnten haargenau nehmen, aber dabei die wichtigeren Forderungen des Gesetztes, die da sind Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue, außer Acht lassen. Er sagt dann: Das eine [Gerechtgkeit, Treue und Barmherzigkeit] hättet ihr tun sollen und das andere [Geben des Zehnten] nicht lassen sollen.
Weitere Aussagen zum Zehnten sind mir im NT nicht bekannt. Aber zumindest wurde diese Praxis nirgends aufgehoben, sondern von Jesus bestätigt.
Dass die frühe Kirche die das Gene des Zehnten praktizierte, es für die ersten Christen aber nicht beim Zehnten blieb, sondern sie mehr gaben, wird aus zwei Zitaten von frühen Kirchenvätern erkennbar: „Die Juden waren auf die regelmäßige Zahlung des Zehnten beschränkt; Christen, die Freiheit haben, überschreiben ihren ganzen Besitz dem Herrn und schenken freimütig einen nicht geringeren Teil ihres Beseitzes her, zumal sie Hoffnung auf Größeres haben.“ (Irenäus)
„Der Zehnte wird als Schuld erhoben, und wer nicht bereit ist, ihn zu zahlen, macht sich des Raubes schuldig. Wer darum wünscht, sich einen Lohn zu sichern, … lass ihn den Zehnten geben und von den übrigen neun Teilen lass ihn danach streben, Almosen zu geben.“ (Augustinus)
Den Zehnten habe ich als ein Beispiel angeführt. Damit meinte ich nicht, dass das Geben des Zehnten alles sei, sondern der Anfang des Gebens (also die Mindestnorm).
Zu dem Vers aus 1. Korinther. Den Zehnten gab man in der Regel für die Ortsgemeinde. Man kann also davon ausgehen, dass Paulus hier nicht den Zehnten meinte, sondern eine spezielle Sammlung für eine Not in Jerusalem durchführte. Dafür sollten die Menschen nach ihrem Vermögen geben (also über den Zehnten hinaus).
Paulus gibt hier, nebenbei gesagt, ein wichtiges Prinzip für das Geben weiter: man sollte bewußt am Anfang der Woche Geld zur Seite legen. Diese konnte man dann nicht Ausgeben in der Woche. Für uns wäre es vielleicht eher: wir sollten am Anfang des Monats Geld weggeben, damit wir es nicht ausgeben und nur das „übriggebliebene“ Geld am Monatsende geben können.
Für uns Christen ist es also wichtig, dass wir unser Vertrauen auf Gott setzen und nicht auf das Geld. Wir sollten ihm den zehnten Teil unseres Einkommens geben. Und wir sollten ihm noch mehr geben.
Doch niemals aus einer gesetzlichen Haltung („So kann ich von Gott Anerkennung und Wohlgefallen bekommen“), sondern aus einer Haltung der Dankbarkeit (wir haben durch den Glauben an Christus bereits Gottes Anerkennung und Wohlgefallen) und der eines Haushalters (alles gehört Gott, ich verwalte es nur).
Ich hoffe, dass dir meine Antwort weiterhilft.
Liebe Grüße
Viktor
Gemeint war oben:
„Dass die frühe Kirche das Geben des Zehnten praktizierte, es für die ersten Christen aber nicht beim Zehnten blieb, sondern sie mehr gaben, wird aus zwei Zitaten von frühen Kirchenvätern erkennbar:…“