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Leben als Christ

Der junge Mann und Disziplin

Dass Disziplin ein Problem für junge Männer ist, führt Sanders im folgenden Zitat aus.

Der junge Mann, der sich zur Führerschaft eignet, arbeitet, während andere bummeln; er studiert, während andere schlafen, betet, während andere sich amüsieren. […] Ohne sich zu sträuben, nimmt er die unliebsamen Aufgaben auf, vor denen sich andere drücken, die unscheinbare Pflicht, der andere ausweichen, weil sie keinen Beifall hervorruft und keine Würdigung findet.[1]

Die Frage die ich mir angesichts dieser Problematik gestellt habe, ist diese: Wie kann ich bzw. der junge Mann disziplinierter werden? Unter dieser Fragestellung habe ich mal bei Jay Adams Handbuch für Seelsorge[1] nachgesehen. Dabei sind mir drei Aspekte ins Auge gefallen:

Wisse, was du lassen musst und was du tun sollst.

Um Ordnung in das Leben zu bekommen, brauchen wir im Bild gesprochen ein Gleis, auf dem wir fahren können. Dieses Gleis steht für einen Rahmen oder Leitlinien, denen wir folgen. Ganz pauschal kann man die Bibel als das Gleis bezeichnen, dass dem Christen den Weg vorgibt. Jedoch reicht dieses Wissen selten aus, da es zu wenig konkret ist. Wir müssen konkret wissen, was wir in unserem Leben ablegen müssen. Das können Sünden wie Unwahrhaftigkeit oder schlechte Gewohnheiten wie zu spätes Aufstehen sein. Um die Disziplin auszubauen, sind klare Vorstellungen erforderlich. Auf einen Ratsuchenden bezogen, sagt Adams: „Wenn er nur unklare, verschwommene Vorstellungen vom neuem Weg hat, wird er unschlüssig von einem Versuch zum anderen stolpern, er wird sich verwirren lassen und resignieren, statt in einer neuen biblischen Lebensweise festen Fuß zu fassen.“[2] Eine Hilfe bei der Konkretisierung kann das Ausfüllen einer Tabelle mit den zwei Spalten „Was ich mir abgewöhnen muss“ und „Was ich mir angewöhnen muss“ sein. Das konkrete Wissen um meine zu verändernden Lebensweisen ist die Grundlage für Veränderung.

Trainiere die neuen Verhaltensweisen.

Disziplin überfällt uns nicht wie ein Regenschauer, sondern muss ähnlich dem Leistungssport trainiert werden. Paulus schreibt an seinen jungen Mitarbeiter Timotheus in diesem Ton: „Übe dich in der Frömmigkeit“ (1.Tim 4,7). Üben, trainieren, diese Begriffe kennen wir aus dem Schul- oder Vereinssport, in Bezug auf die Frömmigkeit fallen sie nicht so häufig. Das Trainieren bedeutet für den Sprinter, dass er eine Zeit anvisiert, die er erreichen möchte. Er weiß aber, dass er vorher viele Läufe laufen wird, die über dieser Zeit liegen werden. Ich denke, es kann helfen unser Leben in Bezug auf Frömmigkeit und Disziplin mal mit der Sportlerbrille zu betrachten. Wenn ich merke, dass ich meinen Kindern, wenn sie sich bei mir über irgendetwas beschweren, meistens unfreundlich gegenüber bin, kann ich mir einen konkreten Plan bzw. eine Handlungsbeschreibung überlegen, wie ich reagieren möchte. Und das gilt es dann wiederholt zu üben. Laut Adams brauchen Gewohnheiten ca. drei Wochen bis sie sich in unserem Leben etabliert haben. Das ist doch eine überschaubare Zeitspanne.

Mache dir einen Zeitplan.

Vor einigen Monaten habe ich bitter merken müssen, dass ich einen wichtigen Termin verschwitzt hatte. Das hat mich enorm frustriert, ist es doch trotz der digitalen Kalender passiert. Aus diesem Grund bin ich in den Buchhandel und habe mir einen Buchkalender gekauft, wo ich fortan ganz Old-School die Termine eintrage. Dieser „Rückschritt“ mag bestimmt nicht für jeden sinnvoll sein, für mich aber bedeutete es einen Fortschritt. Er hilft mir die Dinge an einem Ort im Blick zu haben (was natürlich auch digital geht) und befreit von der Angst etwas Wichtiges zu verpassen und vor „Überplanung“. Wobei ich erwähnen möchte dass ich hier noch im Training bin und, im oben verwendeten Bild gesprochen, die Zielzeit noch nicht erreicht habe. Adams kommentiert hierzu: „Ein Zeitplan ist nichts Starres; im Gegenteil, er ist die beste Voraussetzung für Beweglichkeit. Nur wer organisieren kann, kann sich frei bewegen. […] Wer sich nicht die Zeit und Mühe nimmt, seine Zeit zu planen, wird unsicher, ängstlich, unbeweglich und voller Schuldgefühle.“

Abgeleitet aus Adams Ausführungen halte ich dreierlei fest: Um disziplinierter zu werden muss ich

  • konkret wissen, was ich ab- bzw. anlegen muss
  • das Anzulegende als Training betrachten und immer wieder einüben
  • meine Woche planen.

[1] Adams, J. E. (1988): Handbuch für Seelsorge. Gießen: Brunnen Verlag.

[2] Ebd. S.127.

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