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Bibel & Theologie

Die Torheit des Kreuzes

In der Passionszeit wurde wieder deutlich, dass viele Menschen heute ein Problem mit dem Kreuz und dem biblischen Evangelium von dem stellvertretenden Kreuzestod Christi haben. Dabei ist dies nicht neu: schon Paulus beschrieb die Botschaft vom Kreuz als eine, die einige für dumm hielten und worüber sich andere ärgerten. Mir fällt auf, dass heute versucht wird, Gott aus dem Ganzen herauszuhalten. Die Betrachtungen am Karfreitag zum Beispiel gehen manchmal in die Richtung, dass man das ganze nur aus menschlicher Perspektive bedenkt. Es wird all das aufgezählt und behandelt, was die Menschen ihm angetan haben. Angefangen beim Verrat des Judas, über die Verleugnung des Petrus, bis hin zu der Kreuzigung durch die römischen Soldaten. Dabei kann der Eindruck entstehen, dass Jesus unfreiwillig litt oder dass Gott damals die Kontrolle verlor. 
Der Evangelist Johannes sieht das ganze aus einer andere Perspektive, was drei Passagen aus seinem Evangelium zeigen sollen. Er berichtet immer das Geschehen und zeigt dann den Blick hinter die Kulissen:

Verrat im Garten Gethsemane

1 Nach diesem Gebet verließ Jesus mit seinen Jüngern die Stadt. Sie überquerten den Kidronbach und gingen in einen Olivenhain, der sich auf der anderen Seite des Tals befand. 2 Weil Jesus oft mit seinen Jüngern dort gewesen war, kannte auch der Verräter Judas die Stelle. 3 Und Judas kam jetzt dorthin. Er wurde von einem Trupp Soldaten begleitet und von Männern der Tempelwache, die ihm die Hohen Priester und Pharisäer zur Verfügung gestellt hatten. Sie waren bewaffnet und trugen Laternen und Fackeln. 4 Jesus wusste, was nun mit ihm geschehen würde, und ging ihnen bis vor den Eingang des Gartens entgegen. „Wen sucht ihr?“, fragte er sie. 5 „Jesus von Nazaret“, gaben sie ihm zur Antwort. „Ich bin,s“, sagte er. Der Verräter Judas stand bei ihnen.6 Als nun Jesus zu ihnen sagte: „Ich bin,s“, wichen sie zurück und fielen zu Boden. 7 Da fragte er sie noch einmal: „Wen sucht ihr?“ – „Jesus von Nazaret“, antworteten sie wieder. 8 „Ich habe euch doch gesagt, dass ich es bin“, entgegnete Jesus. „Wenn ihr also mich sucht, dann lasst diese hier gehen.“ 9 So sollte sich das Wort erfüllen, das Jesus selbst gesagt hatte: „Von denen, die du mir gegeben hast, habe ich keinen verloren.“

Johannes 18,1-9

In diesem Abschnitt fällt der Wechsel von den handelnden Personen auf: Judas geht mit einer Schar Soldaten los, um Jesus zu verraten. Da Jesus wusste, was auf ihn zukam, ging er ihnen entgegen (4). Jetzt ist Judas nur ein Dabeistehender (5). Besonders beeindruckend wird die Macht und Souveränität verdeutlicht, die Jesus auch in dieser Situation hatte, bei der Beschreibung der Reaktion auf die Worte Jesu „Ich bin’s“: Die römischen, kampferprobten Soldaten fallen zu Boden. Durch ein Wort des Herrn. Johannes gleicht hier einem Mann, der einen anderen in eine Kapelle im Wald führt. Von außen sieht sie grau und düster aus, aber wenn man erstmal drin ist und das Licht durch die Fenster scheint ist es farbenfroh und hell (diesen Vergleich verdanke ich Siegfried Kettling)  Wenn wir also in diese Kapelle hineingehen, sehen wir, dass Jesus seine Jünger verschont, um das Wort Gottes zu erfüllen (9). 

Tod am Kreuz

28 Weil Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er: „Ich habe Durst!“ Denn er wollte auch in diesem Punkt die Voraussagen der Schrift erfüllen. 29 Da tauchten die Soldaten einen Schwamm in das Gefäß mit Weinessig, das dort stand, steckten ihn auf einen Ysopstängel und hielten ihn Jesus an den Mund. 30 Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sagte er: „Es ist vollbracht!“ Dann ließ er den Kopf sinken und starb.

Johannes 19,28-30

Mit Jesus passierte nicht irgendwas, sondern er handelte auf eine bestimmte Weise, um die Voraussagen der Schrift zu erfüllen. Die Art und Weise, wie er starb, bestätigte zudem die Worte, die er früher gesagt hatte:

Niemand nimmt es [mein Leben] mir, sondern ich gebe es freiwillig her. Ich habe die Macht, es zu geben…

Johannes 10, 18a

Wir Menschen sind nicht so selbstbestimmt, wie wir das manchmal meinen. Gott bestimmt über Leben und Tod. Jesus aber starb ganz bewusst, indem der seinen Geist in Gottes Hände befahl.

Auferstehung

8 Jetzt ging auch der andere Jünger, der zuerst angekommen war, hinein. Er sah es sich an und glaubte. 9 Denn bis dahin hatten sie noch nicht verstanden, dass Jesus nach dem Zeugnis der Schrift von den Toten auferstehen musste.

Johannes 20, 8-10

Am dritten Tag war das Grab wieder leer weil der souveräne Herr über Tod und Leben das Leben wieder an sich genommen hatte, was Jesu Worte belegt: „… und die Macht, es wieder an mich zu nehmen.“ (K. 10,18b). Sowohl Tod als auch Auferstehung entsprachen Gottes Plan und geschahen in Übereinstimmung mit der Schrift. Das mussten die Jünger erst noch lernen.

Und auch wir sollten immer wieder bedenken, dass der Tod Jesu in Gottes Erlösungsplan begründet ist: Jesus hätte anders gekonnt, aber er erfüllte gehorsam den Auftrag Gottes, um Vielen die Errettung zu bringen:

Doch Jahwe wollte ihn zerschlagen. / Er war es, der ihn leiden ließ. / Und wenn er sein Leben als Schuldopfer eingesetzt hat, / wird er leben und Nachkommen haben. / Durch ihn gelingt der Plan Jahwes. 11 Nach seiner Seelenqual sieht er das Licht / und wird für sein Leiden belohnt. / Durch seine Erkenntnis wird mein Diener, der Gerechte, / den Vielen Gerechtigkeit bringen; / und ihre Vergehen lädt er auf sich. 12 Darum teile ich die Vielen ihm zu, / und die Starken werden seine Beute sein, / weil er sein Leben dem Tod ausgeliefert hat / und sich unter die Verbrecher rechnen ließ. / Dabei war er es doch, der die Sünden der Vielen trug / und fürbittend für Verbrecher eintrat.

Jesaja 53, 10-12

Dieses Evangelium ist zwar Torheit und Ärgernis für einige, aber gleichzeitig auch Gottes Kraft für alle Gläubigen.

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