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Leben als Christ

„Wer fertig ist, macht fertig!“

Harald Klockenhoff erinnert sich in dem Buch Alles beginnt einmal ganz klein. Klaus Vollmer im Spiegel seiner Weggefährten an einen wertvollen Hinweis von Klaus Vollmer, der ihn geprägt und begleitet hat:

Klaus Vollmer lernte ich 1996 auf einer Studientagung flüchtig kennen. Ein paar Wochen später erhielt ich plötzlich einen Anruf: „Klaus Vollmer am Apparat. Du weißt ja, dass nächste Woche Veit und einige andere mit mir ins Kloster nach Damme fahren. Ich denke, das wäre auch etwas für Dich. Sag mir Bescheid, wenn du mitkommen möchtest.“ Ich spürte „da ist etwas“ und sagte zu. Erst auf dem Weg ins Kloster erfuhr ich, dass dort durchgehend geschwiegen werden sollte – das hatte er mir nicht gesagt – und ich hielt das zunächst für einen Witz! Aber dann wurden die „Stillen Tage im Advent“ zu einem Schlüsselerlebnis in meiner Beziehung zu Gott und zu einem festen Termin in meinem Jahresablauf. Wie so oft hat Klaus Vollmer auch bei unserer Begegnung sein Gespür für Menschen und seine Offenheit für Gottes Impulse bewiesen. Für den Rest meines Lebens wird mich die Erkenntnis begleiten, dass „wer geistig wach bleiben will, eine Woche im Jahr, einen Tag im Monat und eine Stunde am Tag Stille halten“ sollte.

Auch für zwischenmenschliche Beziehungen hat Vollmer eine gute Grundregel parat:

Mein Verhältnis zu Gott und mein Umgang mit Menschen sind zentral geprägt von der Erkenntnis, die Klaus Vollmer gerne immer wieder in kurzen Sätzen zusammengefasst hat: „Ich kann alles behaupten, solange ich schließe mit den Worten: (‚…) Komma, oder wie siehst du das?‘“ Denn: „Wer fertig ist, macht fertig!“ Wenn ich die Menschen erreichen möchte, muss ich immer bereit sein, die Dinge noch einmal neu zu denken und mir immer bewusst sein, dass meine Erkenntnis nur Stückwerk ist. Wer fertig ist mit Denken und glaubt, er habe die letzte Erkenntnis, der sagt und tut, was Leben zerstört, nicht fördert. Und: Gott ist bedingungslos FÜR mich, niemals gegen mich. Und das gilt natürlich für jeden Menschen. „In ihm ist kein ‚Nein‘, nur ‚Ja‘!“  

Damit will Vollmer, glaube ich, nicht sagen, dass man selbst keine festen Grundüberzeugungen haben kann oder soll. Vielmehr geht es, so scheint es mir, um den „Geist“, mit dem man diese Grundüberzeugungen hält. Habe ich die Wahrheit mit Löffeln gefressen und teile diese selbstsicher mit einer „friss oder stirb“-Mentalität aus? Oder geht es mir wirklich um meinen Nächsten, darum, ihn wirklich zu verstehen und dann ihn – den Menschen, nicht das Argument – zu gewinnen? Die Einstellung, dass man selbst beschränkt ist und niemals ausgelernt hat, kann dabei helfen.

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