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Kirchengeschichtlicher Splitter: Der Reformator Balthasar Hubmaier

Biografisches

Balthasar Hubmaier wurde zwischen 1480 und 1485 in Friedberg bei Augsburg geboren. Er erhielt seine erste Bildung vermutlich an der Domschule in Augsburg und empfing dort auch die niederen Weihen. Am 01.05.1503 lässt sich seine Immatrikulation an der Universität Freiburg nachweisen; er studierte nach seinen Grundstudien bei Johannes Eck (dem späteren Gegenspieler Luthers) Theologie und folgte diesem später nach Ingolstadt. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits Priester.

Immatrikulation von Hubmaier bei der Universität Freiburg 1503 (Quelle: Universitätsarchiv Freiburg, A 66)

1516 wurde Hubmaier Prediger in Regensburg. Aus dieser Zeit sticht vor allem sein Engagement gegen die dortigen Juden hervor. Neben theologischen Argumenten (die Juden als Gotteslästerer und Marienspötter) bezog er sich auch auf die Finanzwirtschaft und die aus seiner Sicht für die Stadt Regensburg nachteilige ökonomische Aktivität der unter kaiserlichem Schutz stehenden Regensburger Juden. Nachdem Kaiser Maximilian I. 1518 starb, wurden die Juden aus der Stadt vertrieben.

Nach seinem Wechsel in die österreichische Stadt Waldshut kam Hubmaier das erste mal in Kontakt mit humanistischen Denkströmungen und damit verbunden auch reformatorischem Gedankengut. Er kam in Kontakt mit Zwingli und befasste sich eingehend mit den Schriften Luthers, sowie den Paulusbriefen. Bis 1525 stellte er im Gespräch mit anderen Täufern (wie z.B. Grebel) die Praxis der Kindertaufe zunehmend in Frage und lies sich 1525 in Waldshut taufen: „Sein im Juli 1525 erschienenes Taufbuch ,von der christlichen Taufe der Gläubigen‘ zählt zu den besten Begründungen der Gläubigentaufe jener Zeit“ (Windhorst, S. 131).

Hubmaier musste anschließend fliehen, weil seine Lehre nicht unwiedersprochen blieb. Nach einem Umweg über Zürich kam er nach Nikolsburg in Mähren; 1527 wurde er vom habsburgischen König Ferdinand verhaftet und nach Wien verbracht. Hier wurde er am 10. März 1528 als Ketzer verbrannt. Seine Frau wurde drei Tage später ertränkt.

„Die Wahrheit ist untödlich“

Warum dieser kirchengeschichtliche Splitter? Hubmaier wird in der Regel dem „linken Flügel“, der Reformation bzw. den Täufern zugerechnet; diese selbst tun sich aber schwer, Hubmaier zu ihresgleichen zu zählen (dafür ist seine „Staatslehre“ dann doch zu weit weg von den Vorstellungen der Schleitheimer Artikel; Hubmaier war auch gegen die von den Täufern gepredigte Wehrlosigkeit). Er lässt sich nur schwer in vorgefertigte Kategorien einfügen. Seine Rechtfertigungslehre ist lutherisch, sein Abendmahlsverständnis reformiert und sein Taufverständnis entspricht eben dem eines Täufers.

Dabei hat Hubmaier viele wichtige theologische Schriften der Täufer zumindest angedacht; gerade beim Taufverständnis (z.B. der Mennoniten) kommt man nicht um ihn herum. Ich würde soweit gehen, dass die großen Namen der Täufergeschichte eigentlich in vielerlei Hinsicht auf den Gedanken Hubmaiers aufgebaut haben. Auch seine Überlegungen zur Freiwilligkeit in der Religion und Toleranz sind beachtenswert (man beachte die Schrift „Von Ketzern und ihren Verbrennern“). Dennoch wurde er kein großer Name in der Riege der Täufer; kein Denkmal wurde seinetwegen errichtet. Das ist ganz sicher nicht monokausal zu erklären, aber eines scheint naheliegend: Hubmaiers Maßstab war die Wahrheit – fast alle seiner Schriften unterzeichnete er mit dem Satz „Die Wahrheit ist untödlich“. In der Konsequenz kann das dazu führen, dass man bei Menschen unbeliebt wird und nicht mehr in ihre Schubladen passt, weil die Wahrheit wichtiger ist, als bestimmte Erwartungen zu erfüllen. Und auch wenn ich bestimmte theologische Positionen Hubmaiers nicht teilen würde: Diese Haltung ist mir positiv aufgefallen und Hubmaier ist es definitiv wert, sich mit ihm zu befassen.

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