Beim Studium der Psalmen, das ich mithilfe des ESV Scripture Journals mache, ist mir der Psalm 37 wieder neu ans Herz gewachsen. Der Psalm ruft Christen dazu auf, standhaft auf Gott zu warten, wenn ihnen Ungerechtigkeit zustößt oder sie die Ungerechtigkeit in dieser Welt beobachten.
Beim Lesen machte ich mir Notizen darüber, wie der Gläubige in dem Psalm charakterisiert wird, wozu er aufgerufen wird und wie Gott beschrieben wird.
Gerecht, nicht sündlos
Der Gläubige wird immer wieder im Kontrast zu „Menschen, die Böses tun“ dargestellt. Er wird „friedfertig“, „gerecht“ und „rechtschaffen“ genannt, als „Getreuer“ und jemand, der das Gesetz Gottes in seinem Herzen trägt. Aber er ist nicht sündlos, wie man meinen könnte, sondern sucht seine Zuflucht bei Gott, seine Rettung kommt von dem Herrn.
Sei stille dem Herrn
Die Ungerechtigkeit, der jeder Gläubige begegnet, verleitet uns, zornig oder zynisch zu reagieren. Der Psalm ruft die Gläubigen jedoch wiederholt auf, sich nicht zu erzürnen, sondern auf den Herrn zu vertrauen, sich an ihm zu freuen (das genügt!), die vielleicht als ungerecht empfundenen Führungen Gottes still anzuerkennen und darauf zu warten, wie der Herr es hinausführt. Ganz praktisch zeigt sich dies darin, dass man sich selbst vom Bösen distanziert und auch in dieser Situation versucht, Gutes zu tun.
Gottes Rettung kommt!
Was motiviert den Gläubigen zu dieser Haltung? Immer wieder ermutigt der Psalm, auf das Eingreifen und die Rettung Gottes zu warten. Gott „wird’s wohlmachen“, er wird eingreifen, „wird deine Gerechtigkeit heraufführen wie das Licht“. Auch wenn es aktuell nicht so zu sein scheint, macht Gott einen glasklaren Unterschied zwischen den Gerechten und Ungerechten und wird die Ungerechten am Ende nicht triumphieren lassen. Deshalb endet der Psalm mit den ermutigenden Worten:
Aber der HERR hilft den Gerechten,
er ist ihre Stärke in der Not.
Und der HERR wird ihnen beistehen und sie erretten;
er wird sie von den Frevlern erretten und ihnen helfen;
denn sie trauen auf ihn.
Der Psalm hat mich an ein meisterhaftes Stück aus Mendelssohns Elias erinnert, das mich vor Jahren durch eine Zeit begleitete, in der ich ebenfalls auf Gottes Eingreifen warten musste. Die Arie „Sei stille dem Herrn“ erfasst das Thema des Psalms sehr gut. Mendelssohn lässt die Spannung zwischen Zorn und Vertrauen lebendig werden, die von einer tiefen Sehnsucht nach Gottes Eingreifen durchdrungen wird. Die schönste Stelle ist für mich das abschließende, lange „und warte“, das das stille Warten untermalt. Aber die Musik zeigt, dass das Herz nun zur Ruhe gekommen ist und sich bei Gott bergen will. Er wird sicher eingreifen. Wann und wie, kann man ihm getrost überlassen. Mendelssohn hat dieses Stück an der Stelle eingebaut, als Gott Elia nach seiner tiefen Niedergeschlagenheit einen neuen Auftrag gibt. Ebenso kann uns dieser Psalm aus unserer Lethargie befreien, die uns durch die Ungerechtigkeit, die wir erfahren, so schnell ereilt.