In seinem Buch Schöpfung und Fall legt Dietrich Bonhoeffer die ersten drei Kapitel des Buches Genesis aus, geht in seinem letzten Kapitel allerdings zusätzlich auf Gen. 4,1 ein: „Und Adam erkannte sein Weib Eva, und sie ward schwanger und gebar den Kain.“ Mit Kain beginnt, so Bonhoeffer, die Geschichte des Todes; enden dürfen und müssen wir aber mit und bei Christus: Bonhoeffer beschreibt wunderschön (sowohl inhaltlich als auch sprachlich), wie wir in Christus das verlorene Pardies zurückerhalten:
Kain ist der erste Mensch, der auf dem verfluchten Acker geboren ist. Mit Kain erst hebt die Geschichte an, die Geschichte des Todes. Der auf den Tod hin erhaltene und am Durst nach dem Leben sich verzehrende Adam zeugt Kain, den Mörder. Das ist das Neue in Kain, dem Sohn Adams, dass er selbst als sicut deus sich am Leben des Menschen vergreift. Der Mensch, der nicht vom Baum des Lebens essen darf, greit umso gieriger nach der Frucht des Todes, der Vernichtung des Lebens. Nur der Schöpfer kann Leben vernichten, Kain maßt sich dies letzte Schöpferrecht an und wird zum Mörder. Warum mordert Kain? Aus Hass gegen Gott. Dieser Hass ist groß. Kain ist groß; er ist größer als Adam, denn sein Hass ist größer und das heißt doch, seine Sucht nach dem Leben ist größer. Die Geschichte des Todes steht unter dem Zeichen Kains.
Christus am Kreuz, der gemordete Sohn Gottes, das ist das Ende Geschichte Kains und damit das Ende der Geschichte überhaupt. Das ist der letzte verzweifelte Ansturm auf das Tor des Paradieses. Und unter dem hauenden Schwert, unter dem Kreuz stirbt das Menschengeschlecht. Aber Christus lebt. Der Stamm des Kreuzes wird zum Holze des Lebens, und mitten in der Welt ist nun aufs Neue auf dem verfluchten Acker das Leben aufgerichtet; in der Mitte der Welt, am Holz des Kreuzes quillt der Quell des Lebens auf, und zu diesem Wasser sind die nach Leben Durstenden alle berufen, und wer vom Holz dieses Lebens gegessen hat, den wird nimmermehr hungern und dürsten. Seltsames Paradies, dieser Hügel von Golgatha, dieses Kreuz, dieses Blut, dieser gebrochene Leib, seltsamer Lebensbaum, dieser Stamm, an dem Gott selbst leiden und sterben musste, – aber eben von Gott in Gnade wiedergeschenktes Reich des Lebens, der Auferstehung, aufgetane Tür der unvergänglichen Hoffnung, des Wartens der Geduld. Baum des Lebens, Kreuz Christi, Mitte der gefallenen und erhaltenen Welt Gottes, das ist das Ende der Paradiesgeschichte für uns.
Heut schließt er wieder auf die Tür / Zum schönen Paradeis. / Der Engel steht nicht mehr dafür. / Gott sei Lob, Ehr und Preis.