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Christ & Welt

Das Evangelium gilt auch im Home-Office

Durch die Corona-bedingten Maßnahmen finden sich viele Menschen in ganz neuen Situationen wieder. Eine dieser neuen Situationen ist für einige das Arbeiten von zuhause. Es ist eine neue Erfahrung, von zuhause arbeiten zu müssen. Normalerweise sind Arbeit und Freizeit strikt getrennt. Viele Menschen nutzen den Weg von der Firma nach Hause um sich von der Arbeit räumlich und auch gedanklich zu lösen. Das geht jetzt nicht mehr. Es gibt keine räumliche Trennung. Das bringt mindestens zwei Herausforderungen.

1. Arbeitszeit mit privaten Dingen füllen

Mit dem Begriff Home-Office können unterschiedliche Vorstellungen verknüpft sein. Ich hatte schon mit Geschäftspartnern zu tun, die tagelang telefonisch und per Mail nicht erreichbar waren. Die Erklärung: „Home-Office“. Bei vielen bedeutet Home-Office aber nur eine Verlegung des Büros, d.h. Erreichbarkeit und Aufgabenlast bleiben unverändert. Trotzdem schleicht sich schnell der Gedanke ein, dass man im Home-Office neben den beruflichen Aufgaben nebenbei noch andere Sachen machen kann. Zum Beispiel könnte man ein gutes Buch oder die Bibel lesen oder auch diverse Tätigkeiten im Haushalt durchführen. Beginnt man damit, ist man schnell frustriert, weil man dann weder das eine noch das andere richtig schafft.
Außerdem gibt es verschiedene Ablenkungsmöglichkeiten.

Wie sollte die richtige Haltung zu seinem Beruf sein? Wie kann diese Frustration abgewendet werden?

Ich denke, hier hilft die Aufforderung von Paulus, den Dienst oder unsere Arbeit nicht vor Menschen zu tun, sondern vor Gott (Eph 6,7). Auch wenn Vorgesetzte und Kollegen räumlich getrennt sind und uns nicht sehen, sieht Gott uns.

2. Morgenroutine und Bewegung vernachlässigen

Zusätzlich zu der eben beschriebenen Herausforderung kommt es schnell zur Vernachlässigung der Morgenroutine. Zu verlockend ist es, die durch das Entfallen des Arbeitswegs gewonnen Zeit zu längerem Schlafen zu nutzen. Wenn dann auch die Bewegung von einem normalen Arbeitstag in der Firma wegfällt, ist Unzufriedenheit über sich selbst und über den unglücklichen Tagesablauf schnell auf der Tagesordnung.

Der Kern der Sache

Natürlich könnte man jetzt einiges ändern. Wieder früher aufstehen, sich viel Zeit nehmen für das Bibellesen vor Arbeitsbeginn, Bewegung wieder in den Tagesablauf integrieren. Aber kann es nicht sein, dass die beschriebene Frustration und Unzufriedenheit im Grunde daher kommt, weil man „gesetzlich“ denkt? Das meine ich nicht im pharisäischen Sinn, sondern eher im modernen Sinn. Wir Menschen neigen zur Autonomie, tendieren dazu, uns individuell zu entfalten. Das muss nicht immer schlecht sein. Doch wenn unsere Freude und Zufriedenheit davon abhängt, ob ich einen idealen Tagesablauf hinlege, sind wir gesetzlich (Autonomie = „sich selbst Gesetz“).

Wir brauchen das Evangelium an jedem Tag

Was ist die Lösung? Wir brauchen eine Besinnung auf das, was Christus für uns getan hat. Er hat uns erlöst, sodass wir nicht mehr die Forderungen des Gesetzes erfüllen müssen. Auch nicht unsere eigenen perfektionistischen Anforderungen. Wir müssen uns den Unterschied von „To-Do“ und „bereits getan“ vor Augen führen.

The beauty of the centering on Christ‘s gospel is in the fixation on the foreverness of justification.

Jared C. Wilson, in The Gospel and Daily Life

Bist du auch im Home-Office? Was sind deine Erfahrungen?

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