Kategorien
Bibel & Theologie

Bibelkunde express – ein persönlicher Rückblick

Viktor Harder hat den Kurs „Bibelkunde express“ am EBTC absolviert und legt einen differenzierten Rückblick vor.

Die Bibelschule EBTC bietet einen Bibelkunde-Kurs an, bei dem man normalerweise in knapp einem Jahr durch die ganze Bibel geht. In diesem Jahr wurde dieser Kurs in verkürzter Zeit (von April bis September) als Online-Programm angeboten.

Gemeinsam mit meiner Frau habe ich den Kurs „Bibelkunde express“ absolviert und möchte hier kurz von meinen Erfahrungen berichten.

Motivation

Was motivierte uns zur Anmeldung für den Kurs? Wir wollten die Bibel vollständig lesen und die großen Linien aufnehmen und verfolgen. Also das große Gesamtbild, den roten Faden selbstständig, aber unter Anleitung, vertiefen. Dafür ist der Kurs meines Erachtens gut geeignet.

Aufbau des Kurses

Der Hauptteil des Kurses besteht aus dem Lesen der Bibel. Zu jedem Kapitel hat man eine Überschrift und zu jedem Buch eine Zusammenfassung zu schreiben und über eine Plattform einzureichen. Dort sieht man sowohl die Abgabetermine für einen Block von Büchern sowie den eigenen Fortschritt. Zusätzlich zum Lesen gab es Einführungen zu allen Büchern in Form von Videos. Außerdem haben wir uns jede Woche am Dienstag zu einem Zoom-Meeting getroffen. Die Vorgehensweise eignet sich hervorragend, um einen Gesamtüberblick über die große Geschichte der Bibel von Gottes Errettung zu erhalten. Zwei Beispiele möchte ich hier anführen.

1. Wiederkehrende Themen

Mir sind beim schnellen Lesen zum ersten Mal thematische Zusammenhänge und wiederkehrende Motive aufgefallen, z.B. das „Wagen-Motiv“. Das erste Mal fiel mir das Thema in 4. Mose 20,1 auf:

Wenn du in einen Krieg ziehst gegen deine Feinde und siehst Rosse und Wagen eines Kriegsvolks, das größer ist als du, so fürchte dich nicht vor ihnen; denn der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat, ist mit dir.

5Mo 20, 1–2 (Luther 2017)

Hier wird das Augenmerk auf die Wagen von Kriegsfeinden gelenkt, weil sie militärische Stärke bis hin zur Überlegenheit demonstrieren. Das Volk Israel hatte zu der Zeit schon Erfahrungen mit Kriegswagen gemacht. Die Ägypter waren ihnen beim Auszug aus Ägypten damit auf den Fersen (bei der Schilderung in 2. Mose kommt das Wort Wagen im Zusammenhang mit den Ägyptern gleich siebenmal vor).

Warum sollten sie sich aber nun nicht fürchten, wenn ihnen ein Kriegsvolk mit Rossen und Wagen begegnet? Weil Gott, der sie damals aus Ägypten führte und die Wagen ins Meer warf (2Mo 14,18–28; 15,4), sie begleiten würde.

In Josua ist zu erkennen, dass Gott sein Wort hält und auch gegen die Feinde mit Wagen Sieg schenkt (Josua 11,4–9). Doch schon die Nachfahren Josephs scheinen sich vor den Kanaanitern mit ihren Wagen zu fürchten (Josua 17,16) und in Richter 1,19 heißt es in Bezug darauf:

Und der Herr war mit Juda, dass es das Gebirge einnahm; es konnte aber die Bewohner der Ebene nicht vertreiben, weil sie eiserne Wagen hatten.

Richter 1,19 (Luther 2017)

Das Motiv wird in Richter noch einige Male aufgegriffen (z.B. viermal in 4,3–15).

2. Das Neue Testament ist die Erfüllung des Alten Testaments

Als ich das Matthäus-Evangelium las, wurde mir wieder ganz neu bewusst, dass das Neue Testament die Erfüllung des Alten Testamentes ist. Allein im 2. Kapitel finden sich vier Bezüge zu Texten des Alten Testaments, die man – wenn man die Bücher in der bekannten Reihenfolge innerhalb kurzer Zeit liest – erst kurz vorher gelesen hat. Drei Zitate aus dem Alten Testament werden von Matthäus mit der Formel „damit erfüllt würde, was durch den Propheten geschrieben wurde“ eingeleitet.

So wird verdeutlicht, dass Jesus der Christus ist, der im Alten Testament verheißene Retter. Das Alte Testament wird von Matthäus bei der Antwort nach dem Geburtsort (V. 5–6), bei der Begründung für die Flucht nach Ägypten (V. 14–15), bei der Begründung für den Mord der Knaben durch Herodes (V. 17–18) und bei der Begründung für den Wohnort Nazareth (V. 23) herangezogen.

Persönliches Fazit

Ich bin froh, diesen Kurs gemacht zu haben. Er bietet die Möglichkeit, einen guten Überblick über die Bibel zu erhalten. Die Plattform ist sehr professionell aufgebaut und man kommt schnell damit zurecht.

Manchmal fühlte ich mich allerdings etwas gehetzt und wollte auch gerne mehr in die Tiefe gehen, was aber aufgrund des begrenzten Zeitrahmens schwer möglich war.

Wenn man sich am EBTC anmelden möchte, sollte man allerdings wissen, dass es ein sehr klares Bild von der „bibeltreuen“ Endzeitlehre hat und eine bestimmte Hermeneutik damit einhergeht. Das sieht man bereits im Glaubensbekenntnis, das u.a. den Punkt „das Tausendjährige Reich“ umfasst. In fast jedem Unterricht war die dispensationalistische Sichtweise und ein ganz bestimmtes Endzeitverständnis sehr präsent. Doch auch wenn man in diesen Fragen noch keine abschließende oder eine abweichende Überzeugung vertritt, kann man von dem Bibelkunde-Kurs m.E. profitieren. Mich hat es zum Beispiel angespornt, mich mit dem Thema eigenständig auseinanderzusetzen.

Hier findest du weitere Informationen zu dem Kurs, der am 15.11. startet. Er erstreckt sich diesmal über sieben Monate. Laut EBTC-Newsletter vom 4.11. sollten noch Plätze frei sein.

Kommentar verfassen