Ein Gastbeitrag von Benjamin Trachsel:
Ich musste in den vergangenen Wochen eine schmerzhafte und doch wertvolle Erfahrung machen: man kann zwar schnell und einfach gute Vorsätze fassen, scheitert jedoch, wenn man sie aus eigener Kraft halten möchte.
„Ebenso, ihr Männer, wohnt bei Ihnen mit Einsicht, und gebt dem weiblichen als dem schwächeren Gefäß seine Ehre, als solchen, die auch Miterben der Gnade des Lebens sind, damit eure Gebete nicht verhindert werden. (1. Petrus 3,7)
Dieser Vers war einer von denen, die ich mir vor knapp zwei Jahren als frisch gebackener Ehemann für unsere Ehe vorgenommen habe. Ich wollte ein guter Mann sein, der seiner Familie verantwortungsvoll vorsteht und seine Frau liebt, wie Jesus die Gemeinde. Doch mit der Zeit habe ich mich immer mehr von diesem göttlichen Ideal entfernt, statt ihm näher zu kommen. Ich nahm die regelmäßige Zeit mit meiner Frau nicht allzu ernst, sodass es schließlich sogar so weit gekommen ist, dass ich manchmal tage- und wochenlang die Beziehung und Zeit mit ihr vernachlässigt habe; stattdessen meinte ich, die ganze Welt retten zu müssen. Ich hatte für alles und jeden Zeit – außer für meine Frau.
Meine Motive waren dabei scheinbar aufrichtig und es war nicht so, dass ich sie bewusst vernachlässigt habe; aber Faktum ist, dass ich meine Aufgabe, nämlich zuerst meiner Frau gut vorzustehen, nicht erfüllt habe. Das ging eine Zeit lang gut (weil sie sich auch kaum etwas anmerken ließ), bis ich eines Tage, auf einen Artikel von C. J. Mahaney gestoßen bin, der mich wie ganz schön traf. Ich möchte nur ein paar Sätze daraus zitieren (würde jedoch jedem empfehlen, dass ganze Kapitel hier nachzulesen):
Jede Woche, am Sonntagabend oder Montagmorgen, gehe ich zum nächstgelegenen Starbucks. Das Wichtigste an der Zeit dort ist, dass ich festsetze, was ich in den folgenden sieben Tagen unbedingt erreichen möchte. (Ich tue dies in Hinsicht auf all meine Lebensbereiche, doch hier soll es nur um meine Ehe gehen.)
In Bezug auf Carolyn nehme ich mir nicht mehr als drei wichtige Ziele vor, die ich in einer Woche erreichen kann und trage Sie in meinem Terminplaner ein. Das können sein: ein gemeinsamer Abend, ein Mitbringsel, eine feste Zeit, in der ich mit ihr über etwas rede, das ihr wichtig ist, etc.
Von außen betrachtet sieht es nicht besonders spektakulär aus. Ich bin einfach nur ein weiterer Mann mit Glatze in einem Café, der ein kleines elektronisches Gerät in der Hand hält und eine zerknitterte Sportzeitung neben sich liegen hat. Doch ich versichere Ihnen, wenn man diese Zeiten gewissenhaft und regelmäßig einhält, bringen sie viel Frucht. Auf diese Weise definiere und schütze ich die Dinge, die mir im Leben am wichtigsten sind. Auf diese Weise führt reine Information zu tatsächlicher Veränderung. So werden Hoffnung und Sehnsucht Realität.
Mahaney beschreibt dann ausführlich, wie er ganz genau die Zeit mit und für seine Frau plant und wie wichtig es ihm ist, ihr viel Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken. Er und seine Frau Carolyn haben jede Woche ein abendliches Date und er ermutigt auch Paare, die noch kleinere Kinder haben, diese Zeiten der Zweisamkeit unbedingt zu pflegen:
Ja, die Bibel beruft uns Männer zu einem hohen, christlichen Standard. Mit Gottes Gnade ist er aber definitiv zu erreichen! Wir sollen die Herzen und Seelen unserer Frauen berühren, bevor wir ihre Körper berühren. Wenn unsere Worte und Taten ihre Herzen und Seelen berühren, wandelt sich vieles – unsere Frauen werden verwandelt, unsere Ehen werden verwandelt und Sie werden eine wunderbare, wachsende sexuelle Leidenschaft entdecken, die voll und ganz der Herrlichkeit Gottes dient.
Ich habe mir angemaßt, meine Frau aus scheinbar „frommen“ Motiven vernachlässigen zu dürfen, um anderen zu dienen, obwohl Gott ganz klar fordert, dass wir Ehemänner zuerst unseren Familien gut vorstehen sollen. Aber ich meinte es besser zu wissen…
Ich bin der festen Überzeugung, dass ein gesundes und harmonisches Ehe- und Familienleben Grundlage für eine gesunde Gemeinde ist. Wenn wir Männer anfangen, wirklich Verantwortung zu übernehmen (und zwar zuerst in unserem Familien und dann auch anderweitig), unseren Ehefrauen gut vorzustehen und sie dienend zu lieben, werden sich wahrscheinlich viele Probleme und Nöte in den Gemeinden von selbst lösen – weil nicht ein Mensch dieses Prinzip eingeführt hat, sondern GOTT, der Schöpfer und Erhalter der Familien und des ganzen Universums.