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Bibel & Theologie

Das zehnte Gebot packt Sünde bei der Wurzel und treibt uns zu Christus und dem Evangelium

Ich habe bereits gezeigt, dass die zehn Gebote unsere Freiheit nicht beschneiden, sondern Wegweiser zur maximalen Freiheit sind. Heute will ich einige Segnungen des zehnten Gebotes erläutern.

1. Das zehnte Gebot packt Sünde bei der Wurzel

Das zehnte Gebot steht mit seiner Forderung „Du sollst nicht begehren“ nicht nur zufällig am Ende der zehn Gebote. In der zweiten Hälfte der Gebote geht es um verschiedene Aspekte menschlicher Beziehungen: Autorität, Sexualität, Besitz. Aber im zehnten Gebot taucht kein neuer Aspekt auf. Es ging schon vorher um das Haus, die Frau, den Knecht, die Magd, Rind und Esel sowie alles andere was man besitzen oder zu dem man eine Beziehung haben kann. Hier wird der Schlussstein gelegt, der in Verbindung mit dem ersten Gebot das Fundament der zehn Gebote bildet. So wie das erste Gebot die Grundlage für die Beziehung mit Gott und den Menschen aufweist, zeigt das letzte Gebot die Grundlage für den Bruch dieser Beziehungen. Wir haben das zehnte (und erste) Gebot bereits gebrochen, bevor wir eines der anderen Gebote brechen.

  • Wenn wir die Sachen unseres Nächsten nicht begehren würden (10. Gebot), dann würden wir auch nicht auf die Idee kommen, sie zu stehlen (8. Gebot).
  • Wenn wir die Frau nicht begehren würden (10. Gebot), dann würde auch kein Ehebruch daraus entstehen (7. Gebot).

Wo liegt also der Wert des 10. Gebotes? Es „öffnet uns das letzte Verständnis dafür, warum wir immer wieder die anderen Gebote brechen; es legt die Quelle aller Sünden frei; es ist der Mikadostab, der, wenn er bewegt wird, alle anderen Stäbe mitbewegt.“ (Edith Schaeffer in Überlebenshilfe. Die zehn Gebote, S. 174) Mit diesem Gebot will Gott die Sünde, die unser Leben zerstören will, bereits im Keim ersticken. Wir sollen nicht nur vor Ehebruch bewahrt werden, sondern schon davor, mit diesem verführerischen Gedanken überhaupt erst zu spielen. Das ist ein Segen, denn:

  1. Negativ formuliert: Wenn wir das Problem bei der Wurzel packen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir es auch zu fassen bekommen.
  2. Positiv formuliert: Gott möchte uns nicht nur zu guten Schauspielern im Umgang mit anderen Menschen machen, damit die Beziehungen einigermaßen funktionieren. Er möchte, dass wir den Nächsten von Herzen lieben!
  3. Stell dir nur mal vor, wie unsere Städte und die ganze Welt aussehen würden, wenn dieses Gebot ein ganzes Stück mehr Beachtung finden würde:
    • In der Kriminalstatistik würden weniger Diebstähle usw. auftauchen.
    • Die ganze Werbeindustrie würde zusammenbrechen, weil wir uns nicht mehr so stark vom Konsumzwang beherrschen lassen würden.
    • Die Beziehungen würden stabiler sein, weil es keine Lügen, keinen Ehebruch, keine Enttäuschungen und keine Scheidungskinder gäbe.

2. Das zehnte Gebot treibt uns zu Christus und dem Evangelium

Wenn Gott mit dem letzten Gebot den Fokus auf das Herz legt, dann ist das einerseits ein Segen. Aber er bringt uns damit andererseits auch in große Schwierigkeiten. Hätte er nur nach guten Taten gefragt, dann wären manche einigermaßen aus dem Schneider: Kein Ehebruch, kein Diebstahl, keine Lügen, Sonntag wird als Ruhetag gehalten. Wie der reiche junge Mann. Der hatte nach außen ein Leben, das der Anerkennung wert war. Jesus „gewann ihn lieb“, berichtet Markus. Aber Jesus überführt ihn eben auch, dass ihm das Fundament fehlt (das 1+10. Gebot). Und damit kracht das ganze Gebäude (das nach außen hin beeindruckend aussehen kann) zusammen.
Aber wenn es so ist, dass Gott sogar in unser Herz hineinschaut, wer hält dann bitte noch die zehn Gebote? Wenn wir ehrlich sind: Niemand! In Römer 7 führt Paulus das zehnte Gebot an um zu zeigen, dass das Gesetz genau das bewirken möchte. Es überführt uns von unserer Sünde, hält uns einen Spiegel vor. Es drängt uns in die Ecke, in der wir ertappt gestehen müssen: „Ich bin ein Sünder“. Oder wie Paulus sagen würde: „Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Leib des Todes?“ (Römer 7,24).
Das aber führt uns zur zweiten großen Segnung des zehnten Gebotes: Das zehnte Gebot zeigt uns, dass wir einen Erlöser brauchen. Durch dieses Gebot wird unmissverständlich klar, dass es im christlichen Glauben nicht zuerst um ein ethisches Regelwerk geht, d.h. um eine Checkliste die wir abarbeiten müssen. Das funktioniert nicht! Wenn Gott vollkommen gut ist, dann wird jeder Mensch an einer Checkliste scheitern. Wenn Gott vollkommen ist, dann darf er auch kein Auge zudrücken. Es geht im christlichen Glauben um eine Beziehung: Wir brauchen jemanden, der an unserer Stelle ein perfektes Leben lebt. Wir brauchen jemanden, der auch für unsere Vergehen einsteht, deren Berg täglich größer wird. Und genau deshalb hat Paulus den Römerbrief geschrieben. Er spricht nämlich nicht nur darüber, dass wir alle Sünder sind, sondern auch über den Erlöser Jesus Christus. Direkt im Anschluss an seinen Ausruf „Ich elender Mensch“ kann er nämlich feststellen: „Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn!“ (Römer 7,25) und dann zwei Verse später im nächsten Kapitel: „So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.“ (Römer 8,1)
Wir neigen dazu, uns wie die Pharisäer selbst eine Checkliste zu erstellen und uns vorzugaukeln, dass es irgendwie reichen sollte. Das zehnte Gebot überführt uns von dieser Selbsttäuschung und zeigt uns die Notwendigkeit des Evangeliums. Das Nachdenken über das zehnte Gebot ist mit einer unerwarteten Krebsdiagnose zu vergleichen. Man konnte es von außen nicht erkennen. Das ist zuerst schmerzhaft, aber doch lebensrettend, wenn es eine medizinische Hilfe gibt, die eingeleitet werden kann. Gott sei Dank, dass es Rettung gibt!

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