Immer wieder muss ich feststellen, dass mir die Motivation fehlt, Aufgaben anzugehen oder Projekte zu Ende zu bringen. Ich schiebe die Aufgaben vor mir her oder gebe sie auf und sie bleiben unerledigt. „Das Buch „Mir fehlt die Motivation“ von Adam Embry scheint genau für mich geschrieben zu sein. Das ist bestimmt eine Hilfe für dieses Problem der fehlenden Motivation“, so dachte ich, als ich von seiner Veröffentlichung erfuhr. Ich erwartete schnelle Hilfe, eine Art Motivationsspritze.
Interessanterweise wurde ich durch das Buch zunächst demotiviert. Wobei das wahrscheinlich nicht der richtige Ausdruck dafür ist, was durch das Buch in mir ausgelöst wurde.
Das Problem: vom Fluch beherrscht
Das Buch beschreibt zuerst das Problem. Das Problem der fehlenden Motivation ist keine Lappalie. Embry definiert: „Dass bei allen Dingen, die wir tun, unsere Herzen nicht Gott dienen wollen.“ S. 17
„Moment mal – ist es wirklich so schlimm? Ich meine, ich habe doch manchmal einfach nur keine Lust, etwas zu tun.“ Ich wollte am liebsten die ersten Seiten überspringen und direkt zur „Lösung“ vorblättern. Ich suchte nach schnellen Tipps, wie ich mich zur gegebenen Zeit motivieren könnte. Doch dann hielt ich mich glücklicherweise bei der Lektüre an den vorgegebenen Aufbau. Dadurch verstand ich, dass es sich um ein tiefgreifendes Problem handelt, worauf es keine vorschnelle Antwort gibt.
Die Antwort fängt mit dem „Warum“ der Schöpfung an. Wir wurden erschaffen, um Stellvertreter Gottes auf der Erde zu sein und in seinem Namen über die Erde zu herrschen. Wir sollten für Gott, von dem die Idee des Arbeitens stammt, arbeiten. Doch als Adam und Eva sündigten, verfluchte Gott den Erdboden, der von Adam bearbeitet wurde. So wurde die gute und produktive Arbeit, die Adam im Garten Eden geleistet hatte, mühsam und schmerzhaft. Der Boden trug nun Dornen und Disteln. In der Bibel werden Dornen immer wieder mit dem Fluch in Verbindung gebracht. Der Fluch beherrscht uns und lässt uns faul sein. Das ist eine andere Beschreibung für fehlende Motivation. „Das Problem der Faulheit wurzelt in dem Problem, dass wir Sünder sind“ ist die Aussage des ersten Kapitels.
Doch anstatt nach dieser unschönen Diagnose zur Lösung zu kommen, geht Embry im nächsten Kapitel zunächst auf die Folgen dieses Problems ein.
Die Folge: der Fluch des Todes
Was ist die Folge? Man weicht der Arbeit gewöhnlich mit Ausreden aus. Entweder mit dem Hinweis auf das Bedürfnis nach Ruhe oder darauf, dass die Arbeit Gefahren birgt. Embry arbeitet heraus, wie der Faule in den Sprüchen diese Ausreden für sich gebraucht und zieht den Schluss: „Die Ausreden des Faulen sind der Inbegriff dessen, dass er sich nur um sich selbst dreht, dass er andere ignoriert und Gott gegenüber ungehorsam ist.“ S. 35.
Dann zeigt er, dass diese Ausreden Konsequenzen haben, wie beispielsweise den Verlust von Freundschaften, unerledigte Aufgaben und Wünsche bis hin zu Armut und Tod. „Faulheit ist somit eine Sünde, die alle Lebensbereiche beherrscht und den Ungehorsam widerspiegelt. Sie ist ein Fluch, den wir über uns selbst und unsere Beziehungen bringen, der uns letztendlich umbringt.“ und: „Faulheit ist trügerisch – wie jede andere Sünde auch. Wir denken nie über ihre verheerenden Folgen nach. Sie bietet uns zwar Ruhe und Behaglichkeit, löst ihr Versprechen aber nicht ein.“ S. 36
Wenn es dir wie mir geht, dann wirst du auch dazu neigen, (deine eigene) Faulheit zu verharmlosen. Vielleicht lassen sich bei dir ebenso wie in meinem Leben Folgen der Faulheit beobachten:
- Andere werden durch meine Faulheit frustriert – meine Freunde werden das bestätigen können (wie oft habe ich aus Bequemlichkeit/Faulheit mich nicht an Terminklärungen beteiligt, Nachrichten nicht beantwortet etc.)
- Aufgaben bleiben unerledigt (zum Beispiel ist da der Spiegel im Flur, der lange Zeit nicht an der Wand befestigt wurde; erstaunlich wie geduldig meine Frau ist)
Wie bekomme ich das in den Griff? Hier zeigt das Buch seine besondere Stärke: es behandelt nicht nur Symptome und bietet keine simple Lebenshilfe oder Selbst-Optimierung an, sondern zeigt eine biblische Anwendung des Evangeliums auf dieses Problem auf.
Die Lösung: Die großen Umkehrungen
Nachdem Embry gezeigt hat, dass fehlende Motivation Faulheit ist und Faulheit eine Folge des Fluchs der Sünde, verweist er abschließend auf Christus, der große Umkehrungen bewirkt. In der Erlösung erfährt der Fluch der Sünde eine Umkehrung: Christus wurde für uns zum Fluch, damit wir nicht mehr den Fluch der Sünde tragen müssen und zu Dienern Gottes werden. In den Sprüchen wird dem Faulen auch immer ein Mangel an Weisheit und Verstand konstatiert. Doch Jesus kehrt diesen Status des Narren um:
„Das Evangelium des Heils in Jesus kehrt den Fluch der Sünde um. Das Leid und die Sünde, die sich aus unserer Faulheit ergeben, sind besiegt, und wurden umgekehrt. Von nun an werden keine Dornen mehr das Erdreich der Herzen der Gläubigen überwuchern. Wir sind auch deshalb keine Narren mehr, weil Christus nun uns gehört. Aufgrund der Kraft des Evangeliums werden wir umgewandelt und erhalten die Motivation, Gott und unseren Nächsten zu lieben, indem wir die Ärmel hochkrempeln, um Jesus zu gefallen.“ S. 43
Die Lösung des Problems unserer Faulheit liegt also außerhalb von uns: in Christus. Durch das Evangelium gibt Gott uns Motivation, einen Beweggrund, auch wenn wir uns nicht immer dessen bewußt sind. Wenn dir also die Motivation fehlt, dann darfst du sie nicht in dir suchen, sondern in Christus, der uns befreit hat, damit wir Gott durch gute Werke verherrlichen sollen.
Das Evangelium verändert unsere Haltung zur Arbeit grundsätzlich. Wie diese Veränderung aussieht, wird im vierten Kapitel beschrieben: „Aufgrund des Kreuzes können wir nun fleißig ans Werk gehen“, so Embry. Er beschreibt dann zwei Auswirkungen. Die erste: Gott gefällt es, wenn wir freiwillig für ihn arbeiten, weil wir ihn lieben. Die zweite: fleißiges Arbeiten zeigt, dass wir unsere Nächsten lieben. Anhand von einigen Bibelpassagen und auch Aussagen von Reformatoren wird die Veränderung durch das Evangelium in Bezug auf unsere Arbeit thematisiert.
Fazit
Erkennen wir unsere Sünde, dann heißt es, nicht in der Sünde zu verharren (“damit die Gnade größer wird”), sondern umzukehren. Allerdings nicht so, dass wir uns ändern müssen (fleißig werden, um nicht mehr faul zu sein), sondern auf die Realität in Christus zu vertrauen (Vgl. Römer 6). Natürlich kann das Buch nicht auf einen Schlag aus einem faulen, unmotivierten Menschen einen produktiven und motivierten machen, ist jedoch eine gute Hilfe. Es bietet eine konkrete Anwendung des Evangeliums auf ein bestimmtes Problem. In vielen Situationen, in der man vor der Wahl steht, Dinge anzupacken oder sich der Faulheit hinzugeben, fallen mir die Inhalte des Buches ein. Fehlende Motivation kann ich nun als eine Sünde ansehen und wenn ich wieder von ihr übermannt werde, kann ich Buße tun und auf den schauen, dessen Herz immer seinem Gott diente: Jesus Christus. Er hat mich befreit, sodass ich jetzt ein Motiv zur Arbeit habe: Gott zu gefallen und dem Nächsten zum Wohl zu dienen.
Ich fühlte mich beim Lesen an den Aufbau des Heidelberger Katechismus erinnert. Dieser folgt einem klaren dreiteiligen Aufbau von Elend, Erlösung und Dankbarkeit, wie es die Antwort auf die zweite Frage deutlich macht (siehe hier). Während nämlich die zwei ersten Kapitel der Sünde und dem Elend widmen, geht es dann im dritten um die Erlösung, die Umkehrung des Fluches. Das vierte Kapitel behandelt dann die Veränderung und man kann dieses, sowie auch ein angehängtes Kapitel, das den Titel „Schritte in der Anwendung“ trägt, dem Thema der Dankbarkeit zuordnen. Denn die drei Schritte, die als Anwendung vorgeschlagen werden, um Faulheit zu besiegen, werden mit den folgenden Worten eingeleitet: „Diese Schritte [sind] die Frucht eines Lebens […], das von Jesus verändert wurde. Sie dürfen das Evangelium nicht ersetzen. Das, was wir praktisch tun, um motiviert zu sein, geschieht nur aufgrund dessen, wer wir nun in Christus sind.“ S. 57
Weitere Ausgaben der Taschenhilfe
Das Buch bildet den Auftakt zu einer ganzen Reihe und macht dem Namen der Reihe alle Ehre: in 72 Seiten – in einem handlichen Format (ca. 11 x 15 cm) – wird eine wirkliche Hilfe dargelegt, die verständlich, evangeliumszentriert und praktisch ist. Die Reihe „Taschenhilfe“, die in Deutschland vom EBTC veröffentlicht wird, behandelt in dem erwähnten Aufbau (Problem, Folge des Problems, Lösung und Anwendung) ganz unterschiedliche Themen. Bereits veröffentlichte Bände sind zum Beispiel „Ich will mich verändern„, „Er ist in Pornografie verstrickt„, „Jemand, den ich liebe, hat Krebs“ und „Ich lebe mit einer tödlichen Krankheit„, während viele weitere in Vorbereitung sind. Mehr zu der Serie, sowie Aufbau und Struktur kann man auf der eigenen Webseite nachlesen: taschenhilfe.de.