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Bibel & Theologie

Theologie der Opfer

Dieser Artikel ist der letzte Teil einer dreiteiligen Artikelreihe über die Opfer in 3. Mose:

  1. Opfer in der Umwelt des Alten Testaments
  2. Beobachtungen zu 3. Mose 1-5 und Übersicht über die Opferarten
  3. Die Theologie der Opfer

Israel war, wie wir gesehen haben, nicht das einzige Volk, das opferte. Doch waren die Opfer Israels mit einem anderen Inhalt gefüllt als die Opfer der umliegenden Völker. Denn Israel erhielt seine Opfervorschriften direkt von Gott, somit sind die Opfer von Gott her zu verstehen. Heute soll es um also die Frage gehen, was die Theologie der Opfer gemäß des sinaitischen Gesetzes ist. Welche Bedeutung stand dahinter und was lehrten sie über Gott und den Menschen?

Die innere Haltung des Opfernden
Bevor wir aber darauf eingehen, möchte ich folgendes bemerken: Wichtiger als die Opfer selbst waren die Haltung und aufrichtige Reue des Opfernden bei Vergehen.
Besonders deutlich wird dies unter anderem in dem Psalm 51. Da sagt David (V. 18-19):

Denn du hast keine Lust am Schlachtopfer, sonst gäbe ich es; Brandopfer gefällt dir nicht. Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.

Hieraus wird deutlich, dass es Gott auf das Herz ankommt. David wollte hiermit nicht sagen, dass der Opferdienst Israels abgeschafft werden soll, denn kurz darauf trifft er in Vers 21 die Aussage:

Dann wirst du Lust haben an rechten Opfern, Brandopfern und Ganzopfern; dann wird man Stiere darbringen auf deinem Altar.

Obwohl Gott ganz detaillierte Anweisungen gab, wie die Opferzeremonie abzulaufen hatte, war für ihn das Herz des Opfernden von entscheidender Bedeutung. An einem mit der richtigen Einstellung („zerschlagenes Herz“) dargebrachten Opfer fand Gott besonderes Wohlgefallen. Doch die Opfer von Gottlosen werden in anderen Bibelstellen als Greuel bezeichnet.
Die Bedeutung der Opfer für die Opfernden
Was aber wurde einem gläubigen Israeliten, der mit seinem ganzen Herzen dabei war, durch die Opfer vor Augen geführt? Ich möchte zunächst drei Punkte nennen:
  1. Man wird auf Gott ausgerichtet und erinnert: Gott duldet neben sich keine anderen Götter. Wie im ersten Gebot verlangt wird, darf nur der Herr angebetet und als Gott verehrt werden. Daran wird der Opfernde beim Opfern erinnert, denn er durfte nur Gott opfern. In 5. Mose 12 schreibt Mose dem Volk vor, dass sie nur an dem von Gott festgesetzten Ort opfern durften: „Dort, vor Jahwe, eurem Gott, sollt ihr das Opfermahl halten…“ (Vers 7). Die Opfer sollten also einen klaren Bezug zu ihrem Gott haben und nicht einfach praktiziert werden.
  2. Der Opfernde wird vor Gott immer wieder schuldig und benötigt stellvertretende Genugtuung. „Durch das Opfer wurden die Menschen jedes Jahr nur wieder an ihre Sünden erinnert.“ Hebr. 10,3b
  3. Der Herr ist ein gnädiger Gott: er vergibt die begangenen Sünden immer wieder neu aus Gnade und zwar so, dass die Strafe für die begangene Sünde den Opfernden nicht mehr trifft.
    Außerdem wird ihm vor Augen geführt, dass Vergebung nur durch Blutvergießen geschehen kann, da die beiden zur Vergebung verpflichtenden Opfer (Sünd- und Schuldopfer) blutige Opfer sind. „Denn das Blut bewirkt Sühne durch das Leben darin“ (3. Mose 17,11).
    Dabei ist zu beachten, dass Gott der Geber des Lebens ist. Wenn er also aufgrund des Blutes dem Opfernden Vergebung zusprach, dann wird hier Gottes Gnade bereits überaus sichtbar. Denn streng genommen gehörte das dargebrachte Tier nicht dem Opfernden, sondern Gott, dem Geber alles Lebens, der somit das Blut für die Vergebung selber stiftete

    „Sündenvergebung geschieht also durch das stellvertretende Opfern des vom Herrn gegebenen Lebens.“ Aus „Zur Umwelt des Alten Testaments“, S. 317

    Vom Neuen Testament her wissen wir, dass Gott die Sünden der Gläubigen ungestraft ließ, aber weggenommen wurden sie durch das eine vollkommene Opfer Gottes:

    „…denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten, so daß sie ohne Verdienst gerechtfertigt werden durch seine Gnade aufgrund der Erlösung, die  in Christus Jesus ist. Ihn hat Gott zum Sühnopfer bestimmt, das wirksam wird durch den Glauben an sein Blut, um  seine Gerechtigkeit zu erweisen, weil er die Sünden ungestraft ließ, die zuvor geschehen waren, als Gott Zurückhaltung übte, um seine Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit zu erweisen, damit er  selbst gerecht sei und zugleich den rechtfertige, der aus dem Glauben an Jesus ist.“ Römer 3, 23-26

    und:

    „Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche von der Kuh durch Besprengung die Unreinen heiligt, sodass sie leiblich rein sind, um wie viel mehr wird dann das Blut Christi, der sich selbst als Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gott dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott! Und darum ist er auch der Mittler des neuen Bundes, auf dass durch seinen Tod, der geschehen ist zur Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bund, die Berufenen das verheißene ewige Erbe empfangen.“ Hebräer 9, 14-15

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